Der ukrainische Kriegspräsident Wolodymyr Selenskyj stellte diese Woche seinen Siegesplan vor. Der Begriff ist ein Euphemismus pur – er hat nichts mit Sieg zu tun. Es ist ein Dokument der Verzweiflung und der Verantwortungslosigkeit. So negativ wird der Plan vom Ausland eingeschätzt, inklusive NATO und EU. Die einzigen positiven Stimmen kommen aus Deutschland. Natürlich. Kein Land bringt derart hündische Lakaien hervor wie unseres.
Gastbeitrag von Sascha von Aichfriede
Der „Siegesplan“ besteht aus folgenden fünf Punkten:
1. Einladung in die NATO – sofort
2. Verteidigung – mehr Waffen von westlichen „Partnern“ und deren Einsatz gegen russisches Territorium
3. Abschreckung – er spricht öffentlich von konventioneller Abschreckung, westlichen Truppen in der Ukraine, aber der geheime Anhang geht mit Sicherheit weiter und fordert, die Ukraine unter den NATO-Atomschirm zu nehmen.
4. Strategisch-ökonomisches Potenzial – die Ukraine als angeblich vermögendes Land, dessen „übervolle“ Ressourcen dem Westen angeboten werden
5. Perspektive für die Nachkriegszeit – die Ukraine bietet sich als kriegserfahrenes Söldnerreservoir für die NATO an.
Insgesamt gibt es zu diesen fünf Punkten noch drei geheime Anhänge, die den Verbündeten der Ukraine bekannt sind. In einer Reihe von Ländern wird Deutschland als letztes genannt – obwohl nach den USA, die als erstes genannt werden, der zweitgrößte Geldgeber. Eine Verhandlungslösung mit Konzessionen lehnt Selenskyj ab. Er will einen „Siegfrieden“.1
Britische Eskalationsstrategie
Als die Briten in den Kriegsjahren 1940/1941 von einem siegreichen Deutschland bedrängt waren, lehnten sie dennoch dessen Friedensangebote ab. Sie wussten, dass sie einen europäischen Krieg nicht mehr gewinnen konnten. Aber einen Weltkrieg schon. Daher war es Teil der britischen Strategie, die USA und möglichst auch die Sowjetunion gegen Hitler in Stellung zu bringen. Was ihnen auch gelang, denn Deutschland tappte in die Falle und unterschrieb mit seinen Kriegserklärungen an diese Mächte auch sein zugedachtes Todesurteil. Und so will es auch der ukrainische Präsident.
Wir haben die ukrainischen Provokationen erlebt rund um die Kernkraftwerke2 oder Luftangriffe auf Flugplätze und Radaranlagen der russischen Atomwaffeninfrastruktur3. Es geht also darum, den Westen noch weiter hineinzuziehen in den Krieg, denn nur darin sieht die Ukraine noch eine Chance4. Konkret gesagt: Lieber Dritter Weltkrieg als Zugeständnisse machen.
Weiterführende Informationen:
Kriegsgefahr durch mangelnde Souveränität
Anschlag auf Nord Stream: Die Elefantenherde im Raum
Nord-Stream-Anschlag: „Der ukrainische Tauchlehrer war’s!“

„Ukraine kann sich nicht retten und will jetzt Europa retten“
Auf „ntv“5 kritisiert Bundeswehr-Oberst a.D. Ralph Thiele den „Siegesplan“. Er sei ein „ordentlicher Schritt in Richtung Dritter Weltkrieg“. Das Angebot, mit seinen Veteranen Europa zu sichern und sogar US-Truppen dort zu ersetzen, bewertet er mit den Worten: „Die Ukraine kann sich nicht retten und will jetzt Europa retten.“ Überhaupt hält er von dem Plan nicht viel:
„Selenskyj möchte Russland aus dem Krieg bomben, und zwar auf russischem Boden, und dazu möchte er unsere tatkräftige Mitwirkung mit Material, aber auch durch eine Reihe von anderen Leistungen. Das führt zwangsläufig in die Eskalation. Das ist kein guter Plan.“
Wie auf dem Basar – Ukraine bietet sich zur Ausbeutung an
Auch den wirtschaftlichen Teil des Siegesplans bewertet Thiele eher negativ:
„Das Teilhaben an den Bodenschätzen – das hört sich irgendwie ein bisschen käuflich an. Sie bieten uns Geld, wir werden darüber reich und retten die Ukraine. Das ist alles mehr Verzweiflungsrhetorik.“
Bereits der CDU-Kriegslobbyist Roderich Kiesewetter verbreitete die Lithiumente mit dem Ziel, den Deutschen die Ukraine als lohnenswerte Investition zu verkaufen. Die Lithiumvorkommen der Ukraine sind aber nicht so groß und entscheidend wie behauptet6. Die Ukraine ist vor allem eines: Eine korrupte, kriegszerstörte Bruchbude und ewiges Pulverfass. Für die Aufbauleistung werden die Deutschen zwar bezahlen, aber nicht mit Gegengeschäften kompensiert – deutsche Unternehmen kommen nicht oder nur unterproportional zum Zug. Wie immer.
Unsere Empfehlung:

Nie die Geschichte des Krieges vergessen
Es gibt diejenigen, die sagen, es sei gar nicht wichtig, rationale Argumente für die Unterstützung der Ukraine vorzubringen. Es sei ein angegriffenes, friedliches Land, das man einfach unterstützen müsse. Wer so argumentiert, ist aber naiv. Und hat eine sehr selektive Moral.
Was ist mit den Ländern, die die USA mit Kriegen überzogen haben? Gilt denen dann auch unsere uneingeschränkte militärische Solidarität? Der Ukrainekrieg hat mit dem Euromaidan 2014 angefangen, nicht mit dem russischen Angriff 2022. Die Ukraine ist mittlerweile ein Stellvertreter-Weltkrieg. Die USA wollten Russland als geopolitischen Gegenspieler schwächen sowie Europa und besonders Deutschland von Russland spalten und enger an sich binden. Deswegen engagierten sie sich in der Ukraine und förderten einen russlandfeindlichen und prowestlichen Regimewechsel. Die NATO dehnte sich entgegen mündlicher und fernsehdokumentierter Aussagen immer weiter nach Osten aus.
Natürlich erschien allen ein russischer Angriff unwahrscheinlich, weil er von den Amerikanern einkalkuliert war, Russland damit also das amerikanische Spiel spielte. Und selbstverständlich hatte sich der Kreml mit der Ukraine verkalkuliert. Aber mittlerweile hat dieser Krieg ein ganz neues Szenario erschaffen, nämlich die Stärkung des BRICS-Blocks. Man kann dies eindeutig anhand der Unterstützer Russlands sehen. Alle, die etwas gegen die USA haben, bilden gerade Strukturen heraus, die Vorläufer eines neuen Kalten Krieges sein können.
Indien und China halten Russland vor allem wirtschaftlich im Rennen, Iran und Nordkorea militärisch. Diese geopolitischen Spieler waren lange Zeit Einzelgänger, aber jetzt formieren sie eine Mannschaft. Und das könnte wiederum das gesamte Konzept der USA auf den Kopf stellen. Zwar haben sie die europäischen NATO-Partner enger an sich gebunden und Deutschland als wirtschaftlichen Konkurrenten deutlich geschwächt, aber sie haben auch den BRICS-Block zusammengeschweißt. Und der wird den USA aufgrund seiner Größe und Fähigkeiten die Grenzen aufzeigen.
Russische Reaktionen: Es spricht Washington
Wie hat Russland auf den Siegesplan reagiert? Für den Kreml ist Selenskyj eine Marionette der USA. Insofern ist alles, was aus dessen Feder kommt, eigentlich die Stimme Washingtons. Das stimmt größtenteils. Nur wenig machen die Ukrainer ohne Erlaubnis der Amerikaner. Man vermutet in Russland den Versuch der Amerikaner, den Ukrainekrieg zu einem Tabula-rasa-Ereignis zu machen. Also einen Dritten Weltkrieg, aus dem sie hoffen, siegreich mit einer endgültig amerikanisch-universalistischen Weltordnung hervorzugehen. Tatsächlich beschäftigen sich im Pentagon Strategen mit Szenarien begrenzter Atomkriege und eigener Erstschläge7.
Kritik im eigenen Haus
Selbst aus der ukrainischen „prowestlichen“ Opposition gibt es Kritik am „Siegesplan“. So berichtet der „Deutschlandfunk“:
„‚In der Botschaft ging es nur um Forderungen an die Partner, und es gab kein Wort zu unseren Hausaufgaben, damit wir den Kriterien der NATO-Staaten entsprechen‘, schrieb die Abgeordnete Heraschtschenko von der Fraktion des Ex-Präsidenten Poroschenko auf Telegram. Der Präsident habe kein Wort zu Korruptionsbekämpfung verloren. Der Plan sei wenig realistisch und wirke wie ein Rahmen ohne Inhalt. ‚Wie sollen wir siegen? Die Partner werden das für uns nicht machen‘, sagte sie. Ihr Fraktionskollege Hontscharenko pflichtete ihr bei und verwies auf fehlende konkrete Schritte. In diesem Plan gebe es keinen Plan. ‚Es ist eine Reihe von Losungen und nicht mehr‘, schrieb er. ‚Es wirke so, als ob jemand anderes alles für die Ukrainer tun solle.‘“8
Und genau so ist es auch. Selenskyj will den Westen für sich kämpfen lassen. Aber in diesem Punkt darf man ihm sogar beipflichten. Denn es ist auch der Westen gewesen, der die Ukraine gegen Russland in Stellung gebracht hatte und für sich und seine Geopolitik bluten lässt. Soll der Westen auch bluten. Das ist nur konsequent.
Gutgläubige deutsche Transatlantiker und korrupte Handlanger
Selbst im Westen wird der „Siegesplan“ überwiegend negativ bewertet9. Außer natürlich in Deutschland. Hier sitzen Transatlantiker in der Oppositionsführung und vielleicht bald nächsten Regierungspartei. Die Amerikaner schicken ihre gutgläubigen deutschen Gefolgsleute wie Friedrich Merz10 und Roderich Kiesewetter nach vorn, um das zu sagen, was selbst nicht sagen wollen, nämlich wie toll der „Siegesplan“ sei.

Anscheinend merken diese Marionetten überhaupt nicht, wie die Amerikaner Deutschland die Bürden ihrer Geopolitik auflasten: Millionen von Flüchtlingen aus den ehemaligen US-Operationsgebieten wie Afghanistan, Irak, Libyen und Syrien; die Kosten des Ukrainekrieges und der Verteidigung Israels. Dazu noch die Nord-Stream-Sprengung durch die USA oder deren Verbündete. Und was bekommt Deutschland im Gegenzug? Nichts!
Weiterführende Informationen:
Nord Stream: Ein unglaublicher Anschlag
Günstige Energie für Deutschland
Energiewende darf Grundlastfähigkeit nicht aus dem Auge verlieren!

Wir bekommen im Gegenzug für die „Treue“ und „Opferbereitschaft“ weder vergünstigte US-Rohstoffe noch attraktive Deals mit US-Unternehmen. Das heißt, dass diejenigen, die Deutschland derart ans Ausland verkaufen, und dazu gehört auch ein Olaf Scholz, noch nicht einmal ihr Handeln damit rechtfertigen können, Deutschland dadurch strategische Vorteile zu verschaffen. Wir bleiben bei unserer Vermutung, dass die Amerikaner Olaf Scholz wegen seiner Korruptionsverwicklungen im Griff haben und unter Druck setzen11. Aus Friedrich Merz spricht der BlackRock-Lobbyist (BlackRock wurde beauftragt, den Wiederaufbau der Ukraine zu finanziell zu organisieren12); Kiesewetter ist einfach … na ja … Kiesewetter.
Hatten Politiker wie Franz Josef Strauss bei aller Vetternwirtschaft auch auf Vorteile für ihr Land und Volk geachtet, sind Merz, Scholz, Kiesewetter und Co. nur noch auf persönliche Vorteile und Loyalitäten bedacht.
Fazit
Selenskyjs Siegesplan ist eine zweitklassige Fundraising-Kampagne – ein letzter Versuch, noch einmal das Steuer herumzureißen. Am Ende wird Deutschland die Hauptlast tragen. Entweder wirtschaftlich, oder als Schlachtfeld. Der Spaß an der eigenen Vernichtung ist ein Produkt „Made in Germany“.
Sascha von Aichfriede:

1 https://www.president.gov.ua/en/news/haj-nasha-spilna-robota-za-planom-peremogi-yaknajshvidshe-ob-93849 [Aufruf: 20.10.2024].
2 https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-krieg-akw-saporischschja-unter-beschuss-ihr-spielt-mit-dem-feuer-a-ebfbe4e5-ef4b-4600-8e5b-39dec0353f24 [Aufruf: 20.10.2024].
3 https://www.fr.de/politik/angriff-auf-putins-atombomber-basis-ukraine-dringt-tief-in-russland-ein-zr-93305492.html [Aufruf: 20.10.2024].
4 https://deutsche-stimme.de/atomkraftwerk-als-kriegsgrund-selenskyj-spielt-mit-dem-feuer/ [Aufruf: 20.10.2024].
5 https://www.youtube.com/watch?v=SEQpNBXhzE8 [Aufruf: 20.10.2024].
6 https://deutsche-stimme.de/lithium-als-grund-fuer-den-ukrainekrieg-eher-nicht/ [Aufruf: 20.10.2024].
7 https://www.youtube.com/watch?v=_7R-0unFGgE (Bericht ARD-Sendung „Monitor“) [Aufruf: 20.10.2024].
8 https://www.deutschlandfunk.de/die-einzelheiten-von-selenskyjs-siegesplan-100.html [Aufruf: 20.10.2024].
9 https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/selenskyjs-siegesplan-fuer-die-ukraine-reaktionen-beim-eu-gipfel,URT87jN [Aufruf: 20.10.2024].
10 https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/friedrich-merz-ultimatum-von-24-stunden-an-putin-sonst-einsatz-von-taurus-li.2263791 [Aufruf: 20.10.2024].
11 https://deutsche-stimme.de/scholz-holt-sich-in-den-usa-neue-befehle-ab/ und https://deutsche-stimme.de/youtube-kacke-ein-politisches-orakel/ [Aufruf: 20.10.2024].
12 https://de.marketscreener.com/kurs/aktie/BLACKROCK-INC-11862/news/Wiederaufbaubank-fur-die-Ukraine-unter-Fuhrung-von-BlackRock-und-JPMorgan-noch-in-diesem-Jahr-eins-45749642/ [Aufruf: 20.10.2024].