Anschlag auf Nord Stream: Die Elefantenherde im Raum

Die Amerikaner haben bekommen, was sie wollten: Nord Stream ist kaputt. Dass die amerikanische Urheberschaft in der kontrollierten deutschen Öffentlichkeit nicht offen ausgesprochen wird, liegt an der Verseuchung der hiesigen Leitmedien mit Atlantikern. Die Dinge sind eigentlich so offensichtlich, dass man bereits von einer Elefantenherde im Raum sprechen kann.

Gastbeitrag von Sascha von Aichfriede

Ende September kam es zu einer erheblichen Beschädigung der Nord-Stream-Gasleitungen, die durch die Ostsee verlaufen. Es wird spekuliert über die Täterschaft, aber die Bundesregierung hält den Ball flach. Sie weiß aber ganz genau, wem wir diesen Anschlag auf unsere Energieversorgung zu verdanken haben.

Fehlender Aufklärungswille

Ähnlich wie bei der NSA-Abhöraffäre ist der Aufklärungswille des deutschen Staates aktuell begrenzt. Wie damals, kann das nur eines bedeuten: Die Wahrheit ist Sprengstoff. Sie könnte die Verbundenheit der Deutschen mit ihren westlichen „Partnern“ zerrütten. Wenn es irgendwelche harten Beweise oder auch nur halbwegs belastbare Indizien für eine russische Urheberschaft gäbe, dann würden wir dies in einer 24/7-Dauerschleife in den Leitmedien zu hören bekommen. Es käme uns schon zu den Ohren heraus.

Sicher kein Unfall

Es gibt Spekulationen, dass die Nord-Stream-Leitungen seit ihrem Bau mit Sprengladungen versehen waren – also von den Russen, aus welchen Gründen auch immer. Die Sprengladung könnte unbeabsichtigt hochgegangen sein. Eventuell könnte sich auch alte Munition entzündet haben, falls unsauber geräumt wurde1. Dagegen spricht aber die Regelmäßigkeit: zwei Explosionen bei jeweils Nord Stream 1 und 2. Eine einzelne Explosion hätte man vielleicht noch als Unfall durchgehen lassen können, aber nicht so. Dass die Russen einen Anschlag auf Baltic Pipe vermasselt hätten, ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten. Da hätten sie sich auf der Landkarte schon sehr schwer verirrt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Weiterführende Informationen:

Nord Stream: Ein unglaublicher Anschlag

US-Denkfabrik: Wie die Ukraine schöngeredet wird

Ukraine: Die „Freunde“ sind zurück

Kriegsgefahr durch mangelnde Souveränität

Deutsche Leitmedien kontrolliert von Atlantikern

Die deutschen Leitmedien sind durchzogen von einem Netzwerk von Atlantikern, die eine Nibelungentreue zu den USA beschwören. Wie bei den Nibelungen hat diese bedingungslose Treue nur negative Konsequenzen. Manche sind ganz offen in ihrer Amerikahörigkeit, wie die Springer-Presse mit ihren Kanälen WELT und BILD, die sich das in ihre Grundsätze geschrieben hat; andere tun es dezenter, aber das Ergebnis ist immer das Gleiche.

Nord Stream 2: Das Hassobjekt des US-Blocks

Weil die Amerikaner Europa als Frackinggasmarkt sichern und damit auch Europa in Abhängigkeit bringen wollen, war Nord Stream schon immer ein Hassobjekt. Nord Stream machte nämlich russisches Gas für Deutschland und die anderen Investorenländer noch attraktiver und amerikanisches Frackinggas noch unattraktiver. Deswegen torpedieren die USA und ihre Partner in Skandinavien und Polen Nord Stream seit Jahren verbal und jetzt auch physisch. Nicht vergessen: Nord Stream war eine Reaktion auf hohe Durchleitungsgebühren und den Gasdiebstahl durch die Ukraine.

Russland verliert Hauptdruckmittel gegen den Westblock

Nord Stream war und ist das Hauptdruckmittel Putins gegen den Westblock. Spätestens im Spätherbst wäre der Druck auf die Bundesregierung unerträglich hoch gewesen, wieder russisches Gas anzunehmen. Damit wäre die amerikanische Sanktionsfront zusammengebrochen. Russland hat deswegen kein Interesse an einer Zerstörung der Nord-Stream-Pipelines.

Cui bono?

Die Amerikaner und der von Ihnen geführte Block profitieren vom Anschlag auf Nord Stream und bekommen das, was sie schon immer wollten. Die Amerikaner haben die Mittel, die Leute und ein Motiv. Unfall ist ausgeschlossen. Einen Indizienprozess würden die Amerikaner und ihre engsten Vasallen verlieren. Gehen wir die Sache dennoch Schritt für Schritt an.

Aufklärungsversuche: Eine spieltheoretische Analyse

Auf YouTube findet sich ein Video von Christian Rieck. Er ist Professor an der Fachhochschule Frankfurt am Main und beschäftigt sich mit der Spieltheorie. Diese befasst sich mit Entscheidungen von Akteuren (Personen, Organisationen, Staaten). Im Speziellen geht es darum, wie diese Akteure ihre eigenen Entscheidungen fällen, indem sie mögliche Reaktionen anderer Akteure einkalkulieren, wie man das beim Schachspielen tut. Riecks Analyse ergibt, dass die USA durchaus hinter dem Anschlag auf Nord Stream stecken könnten und dafür mehr als die Russen infrage kommen. Anhand von drei Kriterien (Nutzen, Risiko, Fähigkeit), kommt er jedoch zu dem Schluss, dass es eine „russische Opposition“ war. Was die Interessenlage Russlands betrifft, weist er Schutzbehauptungen der Amerikahörigen, wie die Angst Putins vor Vertragsstrafen, richtigerweise zurück.

Kritik an der Analyse Riecks

Rieck leistet in einer propagandistisch-ideologisch geführten Debatte einen strukturierten, analytischen Beitrag. Dennoch gibt es einige Kritikpunkte:

  1. Der Nutzen für die Amerikaner wird zu niedrig bewertet. Es geht hier um den wichtigen europäischen Gasmarkt. Zudem fängt unser transatlantischer „Partner“ an, deutsche Firmen nach Amerika zu locken. Argument: Günstigere Energie.
  2. Der Nutzen für Terroristen ist zu hoch bewertet. Terroristen leben von der Aufmerksamkeit für sich und ihre Mission. Es gibt kein Bekennerschreiben. Die Wirkung ihrer Aktion atomisiert sich gerade in der öffentlichen Spekulation über den möglichen Täter.
  3. Das Risiko für die Amerikaner wird zu hoch bewertet. Was sollte ihr Risiko sein? Dass der willenlose Sklave Deutschland aufmuckt, wenn herauskommt, dass sie es waren? Lächerlich. Der NSA-Skandal zeigte doch, dass die BRD sich alles gefallen lässt. Wir haben uns auch die US-Sanktionen gegen Nord Stream 2 gefallen lassen.
  4. Eine russische Opposition würde sich durch die Durchführung oder Unterstützung einer Aktion, von der vorwiegend die Amerikaner profitieren, gegenüber der eigenen Bevölkerung unglaubwürdig machen. Außerdem würde diese Opposition das wirtschaftliche Potenzial eines Landes schmälern, das sie zu regieren gedenken. Auch nach einem Machtwechsel lebt Russland weiter von seinen Rohstoffen. Ein Sprengstoffanschlag schmälert das Image eines verlässlichen Lieferanten und das programmiert wirtschaftliche Schwierigkeiten vor, unter denen diese Opposition später in Regierungsverantwortung leiden wird.
  5. Die Fähigkeit der Amerikaner, die Aktion durchzuführen, wird viel zu niedrig bewertet. Das US-Militär führt die schwierigsten Operationen durch und hat ein gigantisches Budget. Somit ist die Fähigkeit der Amerikaner mindestens genauso groß wie die der Russen.
  6. Die Ukraine als einen eigenständigen Spieler aufzuführen, ist schon ein Fehler. Eher müsste man einen US-Block als Spieler definieren, der eine Interessenkoalition bildet: Dazu gehören im Fall Nord Stream die USA, skandinavische Staaten und Polen. Diese Länder agieren gegen russische Rohstoffe und kontrollieren weite Teile der Ostsee. Die Ukraine gehört mittelbar zu diesem Block.
  7. Der Timing-Aspekt wird vernachlässigt: warum der Anschlag jetzt? Er erfolgt in einem Moment, in dem die Rufe nach einer Öffnung von Nord Stream 2 an Intensität zugenommen haben. Ein kalter Winter mit Versorgungsmängeln würde den Rest besorgen. Davon hätten die Russen profitiert, aber die Interessen der Amerikaner oder des US-Blocks tangiert.

Unsere Empfehlung:

Unter Berücksichtigung dieser Kritikpunkte würden die USA als eindeutiger „Sieger“ hervorgehen. Sie wären der wahrscheinlichste Täter unter rationalen Gesichtspunkten. Gehen wir davon aus, dass diese Kritikpunkte auch dem Professor bekannt sind. Aber er musste die Analyse in diese Schieflage bringen, damit hinten nicht die USA als Ergebnis herauspurzeln, sondern eine ominöse „russische Opposition“. Ansonsten würde er in seinem Amt bald Probleme als „Putin-Versteher“ bekommen. Die offensichtlichen Mängel der Analyse schreien einem das richtige Ergebnis jedoch nahezu ins Gesicht.

Indizien sprechen für die USA als Täter

Verdächtige Flugbewegungen über der Ostsee nach Polen, nachverfolgt über das Internet; NATO-Manöver an den relevanten Stellen vor Bornholm im relevanten Zeitraum – nicht nur die Spieltheorie, sondern auch die Indizien sprechen dafür, dass die USA gedeckt von Skandinaviern und Polen diese Aktion durchführten und die Russen dafür wenig Gelegenheit hatten. Dass die CIA vor diesem Ereignis warnte, ist ein fingiertes Alibi und Desinformation.

Deutsche Interessen: Gibt’s nicht!

Das deutsche Energieproblem kann nur durch eine starke Außenpolitik gelöst werden. Die müsste aber deutsche Interessen als Grundlage haben. Dazu fällt den Grünen jedoch nichts ein, denn in den Köpfen rotgrüner Politiker ist Deutschland etwas, das „verrecken“ muss. Das geht eben jetzt etwas schneller. Für die Grünen ist Deutschland höchstens eine Plattform zum Ausbeuten, Weiterverteilen von Vermögen, oder für sozialistische Experimente. Das Wort „deutsche Interessen“ dürfte bei den meisten Grünen allergische Reaktionen bis ungläubiges Erstaunen auslösen. Ein handlungsleitendes Motiv ergibt sich aus dieser Wortkombination jedenfalls für Baerbock und Konsorten nicht. Ganz im Gegenteil: Die Amerikaner spielen mit ihren weltweiten Interventionen und Destabilisierungsmaßnahmen den Grünen in die Hände – es sind die dadurch ausgelösten Flüchtlingsströme, die vorrangig die Grünen begrüßen, um die Umvolkung Deutschlands zu beschleunigen. Grüne und Uncle Sam als Komplizen gegen Deutschland.

Vasall? Schlimmer: Spielfigur

Auch in den US-Medien wird offen darüber geredet, dass Deutschland nur ein Vasall sei, der unter der Fuchtel Washingtons stehe. Als Joseph Biden im Februar 2022 in aller Öffentlichkeit Olaf Scholz Nord Stream 2 verbot, konnten wir das eindrucksvoll nachverfolgen.

Das Verhältnis der Deutschen zu den USA hat aber nichts mit Vasallentum zu tun. Ein Vasall war im Mittelalter ein Getreuer, der sich an seinen Herrn band, dafür im Gegenzug Vorteile erhielt, wie ein Lehen, das seinen Lebensunterhalt sicherte. Viele Vasallen führten ein Leben, das anderswo schlechter verlaufen wäre. Deutschland aber wird von den USA geschädigt – das ist kein Verhältnis auf Gegenseitigkeit. Die Amerikaner hätten Deutschland Ersatz für russisches Gas zum gleichen Preis anbieten können, als Gegenleistung dafür, dass die Deutschen die US-Sanktionen gegen Russland umsetzen. Wir hätten mindestens danach fragen können. Aber die deutsche Politikelite ist in ihrer trotteligen Amerikahörigkeit so hirntot gemacht, dass sie aus Washington nur noch Befehle empfangen, die sie roboterhaft befolgen. Deutschland ist eine Spielfigur für die Amerikaner, die einen Spielwert hat, aber keine eigenen Interessen.

Die deutsche Politikelite wird sich wahrscheinlich abends vor dem Spiegel damit trösten, dass es noch schädlicher sei, gegen die USA zu agieren, als für sie, auch wenn der Schaden für Deutschland durch den Gehorsam gegenüber den USA groß ist. Wirklich? Mittlerweile dürfte es sehr lukrativ sein, sich gegen die USA zu stellen, denn je höher die Kosten der Gefolgschaft gegenüber Amerika, desto mehr lohnt sich die Befreiung aus ihr.

Weiterführende Informationen:

DS 2016: NATO verschärft Eskalationsstrategie gegen Moskau

Ukraine mehr Opfer der NATO als Russlands

Jens Pühse: »Solidarität mit dem ukrainischen Volk – Das Gebot der Stunde«


1  https://www.nord-stream.com/de/presse-info/pressemitteilungen/nord-stream-bereitet-munitionsraeumung-in-der-ostsee-vor-366/ (Aufruf: 05.10.2022).

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