Agatha Christies Kriminalromane werden entkriminalisiert. Nein, die Mordfälle dürfen bleiben. Es gibt viel schlimmere Dinge in ihren Klassikern: politisch unkorrekte Formulierungen!
In der Qualitätspresse heißt es »Fürs 21. Jahrhundert angepasst« oder »Verlag entschärft Romane von Agatha Christie« (Tagesspiegel). Das gilt als völlig normal:
»Sprachliche Veränderung macht auch vor der größten Krimiautorin aller Zeiten nicht halt. Einige ihrer Romane sind etwa wegen Beleidigungen oder Rassismus überarbeitet worden und neu erschienen. Christie ist nicht die erste große Literatin, der das posthum passiert.«
ntv
Die Zensur trifft auch Ian Flemings »James-Bond«-Bücher. Aus Astrid Lindgrens »Pippi Langstrumpf« mussten der »Negerkönig« und andere verdächtige Formulierungen verschwinden. Roald Dahls »Charlie und die Schokoladenfabrik« oder Harriet Beecher Stowes »Onkel Toms Hütte« sind auch betroffen.
Aber was hat nun Agatha Christie konkret verbrochen? n-tv führt »lächelnde Menschen« und »Kommentare zu ihren Zähnen und ihrem Körperbau« an, die gelöscht worden seien. Sind »lächelnde Menschen« den verbissenen Zensoren ein Dorn im Auge? Gehen sie zum Lachen in den Keller? Man könnte es fast vermuten.
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Zumindest die Welt hat ein paar kritische Anmerkungen geliefert:
»Warum kann man Lesern nicht die Originaltexte zumuten, im Vertrauen darauf, dass die sich ihre eigenen Gedanken über die Beschränktheiten einer vor 47 Jahren mit 85 gestorbenen Kriminalschriftstellerin machen? Ist es nicht Verfälschung, wenn Romanfiguren, durch deren innere Monologe Wahrnehmungen puckern, die sich heute niemand mehr gestatten würde, nun auftreten, als hätten sie ein Antidiskriminierungs-Training hinter sich«
Die Frage sollte gestattet sein: Sind die »Beschränktheiten« in Agatha Christies Romanen oder doch eher bei den woken Zensoren zu finden?
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Die Liste der verballhornten Werke ist mittlerweile unübersehbar. Selbst harmlose Schlager wie »Aber bitte mit Sahne« (Udo Jürgens; der »Mohrenkopf« musste einem »Schokokuss« weichen) oder »1001 Nacht« (Klaus Lage; die Kinder haben nun »zusammen« statt »Indianer« gespielt) wurden bei Neuaufführungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zurechtgebogen. Und reicht es nicht zur Neuverfilmung, muss zumindest ein Warnhinweis her:
Ich wette: Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sich aus Quoten- oder sonstigen Gründen ein »Mister Marple«, eine »Madame Poirot« oder »diverse Personen« in Christies Romanen tummeln werden! Aber das wäre dann wirklich kriminell.
Stefan Paasche
Eine Antwort
Ich kann nur jedem empfehlen sich bei öffentlichen Bücherschränken, Gebrauchtwaren Händlern wie booklooker und natürlich politisch unkorreckten Verlagen und Versänden mit der entsprechenden Literatur zu versorgen. Die Zensur ist nur der Anfang, da bin ich mir sicher. Der dystopische Klassier „Fahrenheit 451“ wirft seine Schatten voraus und das unzensierte, geschreibene Wort muss bewahrt werden. Nicht nur für uns. Sondern, auch für unsere Kinder und Enkelkinder.