Cancel Culture im Berliner Staatsballett

Im rot-rot-grün regierten Berlin, das seit der Teilwiedervereinigung wieder als Hauptstadt Deutschlands fungiert und damit eigentlich eine positive Vorreiterrolle einnehmen sollte, hat sich wieder mal ein Fall von Cancel Culture ereignet. Das Berliner Staatsballett hat nämlich beschlossen, das traditionsreiche Stück „Der Nussknacker“ des Komponisten Pjotr Iljitsch Tschaikowski in diesem Jahr nicht aufzuführen.

von Bertram Chandler

„Mit der aktuellen Diskussion darum, welches Repertoire in postkolonialer Zeit noch vertretbar ist, müssen wir uns fragen, ob Elemente aus der Entstehungszeit schwierig sind“, begründete die kommissarische Chefin des Ensembles, Christiane Theobald, gegenüber den Medien die Entscheidung. „Das Publikum interessiert sich möglicherweise gar nicht so sehr dafür. Aber dennoch ist es im Sinne einer kulturhistorischen Auseinandersetzung mit dem Werk sehr wichtig“, meinte sie. Der „Nussknacker“ müsse ihrer Meinung nach neu kontextualisiert und das Repertoire neu gelesen werden.

Noch abrufbar in der Mediathek des MDR: Der Nussknacker, Ballett in zwei Akten, Musik von Peter Tschaikowsky

Konkret geht es Theobald offenbar um die Choreographie Marius Petipas, der als „Vater des klassischen Balletts“ gilt. Er sei nie in Indien und China gewesen, obwohl er diese Kulturen in seiner Gestaltung darstelle. Wo da nun das Problem liegt, ist für geistig nicht linksverseuchte Menschen schwer zu begreifen. Zudem hat es im Original irgendwann mal „Blackfacing“ bei zwei Kindern im zweiten Akt gegeben. Der Begriff steht für das schwarz Schminken der Gesichter weißer Menschen, um so Farbige darzustellen. Hierbei sollte man bedenken, dass jemand der Schwarze hasst, sich wohl kaum als einer verkleiden würde, aber so weit denken linke Aktivisten nicht. Offenbar führte das „schon 2015 zu E-Mail-Verkehr mit Beschwerden. Völlig zu Recht“, findet Theobald. Die Kinder seien später ohne die Gesichtsschminke aufgetreten, was jedoch einen erheblichen Eingriff in das Urheberrecht bedeutete.

Weiterführende Informationen:

Die repressive Toleranz zeigt Wirkung!

Nein zur neuen Zensur!

Und dann ist da noch der sogenannte chinesische Tanz. Die Ensembleschefin findet, er zeige „Stereotypen mit kleinen Trippelschrittchen“. Das sei zur Zeit der Entstehung nicht kritisch hinterfragt worden, aber heute müsse es erklärt werden. Auch der orientalische Tanz mit den Haremsdamen könne so nicht mehr unbesprochen gezeigt werden.

Das Ballettstück werde in der Zukunft womöglich in veränderter Form wieder zu sehen sein, stellte Theobald in Aussicht. Dafür müsse das Ensemble Sonderveranstaltungen einberufen und Wissenschaftler zu Rate ziehen. Natürlich behauptet sie, dieser Akt der Cancel Culture sei gar keiner, aber Menschen dieses Schlages sagten auch immer wieder, es gäbe keine Impfpflicht oder es hätte niemand die Absicht eine Mauer zu bauen.

Immerhin die Bild-Zeitung fand dazu auf Twitter klare Worte: „Das Ballett „Der Nussknacker“ ist in Berlin gecancelt worden, weil es angeblich politisch nicht korrekt ist. „Wir leben in einer moralistisch verseuchten Gesellschaft“, sagt @KoeppelRoger bei #ViertelNachAcht. „Entlasst die Kunst in die Freiheit!“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

Weiterführende Informationen:

»Ich habe Tradition stets als etwas Schönes empfunden!«

Digitale Sprachassistentin unter Rassismusverdacht

ZDF: Der politischen Korrektheit verfallen

Mehr lesen

Brandmauer gegen FPÖ-Kanzlerschaft

Nach dem Zerplatzen der ÖVP-FPÖ-Koalition infolge der Ibiza-Affäre von 2017 steht die FPÖ wieder vor einer Regierungsverantwortung. Dieses Mal aber als stärkste

Grüne Jugend: Zehn Punkte für mehr Einwanderung

Die Grüne Jugend hat sich mit einem „10 Punkte Plan – Humanität durch Sozialstaat“ genannten Forderungskatalog in die Migrationsdebatte eingeschaltet. Der 5-Punkte-Plan