In der „Satiresendung“ Extra 3 kritisiert Moderator Christian Ehring zu Recht die Zusammenarbeit mit (Semi-)Diktatoren wie Alexander Lukaschenko und Recep Tayyip Erdoğan, gleichzeitig fordert er aber die Öffnung für die Migranten. Es werden wieder die Migrationslegenden von anno 2015ff. erzählt. Leider droht die Gefahr, dass diese Willkommensrhetorik beim völlig infantilisierten bundesdeutschen Publikum erneut verfängt.
Gastbeitrag von Sascha von Aichfriede
Der Anfang der Extra-3-Sendung vom 17.11.2021 war natürlich zunächst geprägt vom Pflichtprogramm: Hetze gegen Ungeimpfte. Darüber haben wir bereits zu früheren Sendungen berichtet. Dann jedoch ein anderes Thema, nämlich das der Migranten an der EU-Grenze zu Weißrussland (Belarus). Extra-3-Moderator Christian Ehring sagte:
„Die Lage der Geflüchteten an der Grenze zwischen Polen und Belarus wird immer katastrophaler. Bei Minustemperaturen harren da Männer, Frauen und Kinder seit Wochen im Wald aus. Der belarussische Autokrat Alexander Lukaschenko hat ja Flüchtlinge ins Land gelockt und dann weitergeschickt an die Grenze, um die EU unter Druck zu setzen.“
Aha, „gelockt“ … sie müssten also gar nicht dort sein. Flüchtling ist man nicht mehr, sobald man ersten sicheren Boden betreten hat oder noch nie einen anerkannten Fluchtgrund besessen hat – das wären dann 100 % dieser Menschen. Sie setzen wie die Bootsmigranten im Mittelmeer auf den Effekt der moralischen Erpressung: sich bewusst in eine Notlage bringen lassen, um sich von naiven Gutmenschen retten zu lassen. Die haben natürlich vor ihrem geistigen Auge die erwähnten „Frauen“ und „Kinder“, aber statistisch gesehen ist der überwiegende Teil der Migranten männlich, vorwiegend diejenigen, die den illegalen Grenzübertritt als Methode wählen. Aber die moralische Erpressung, die auch die Willkommenspropaganda ausübt, funktioniert eben besser, wenn sie in die Kulleraugen eines Kindes blicken lässt.

Weiter sagte Moderator Ehring (mit Kommentaren des Autors in eckigen Klammern): „Und die EU ist sauer. Sie hat sich früher immer darauf verlassen, dass Lukaschenko keine Flüchtlinge durchlässt, so wie sie ja auch auf den Diktator Erdoğan vertraut, mit dem sie einen Deal abgeschlossen hat. Die EU ist wie eine unseriöse Disko, die zwei ziemlich zwielichtige Typen als Türsteher beschäftigt und sich jetzt wundert, wenn sich diese ziemlich zwielichtigen Typen wie ziemlich zwielichtige Typen verhalten. Jetzt wird alles versucht, illegale Grenzübertritte dieser Geflüchteten zu verhindern. Das wird ja auch immer betont: Diese Grenzübertritte sind illegal. [Ja, Ehring, ist auch so.]
Weiterführende Informationen:
heute-show: Impfpropaganda auf unterster Stufe
Impfen: Mehr Bekenntnis als Gesundheitsschutz
Weniger Rechte für nicht Geimpfte?

Ich frage mich nur: Welche legale Möglichkeit gibt es eigentlich für Menschen, die hier Asyl beantragen wollen? [Ehring scheinen die 102.581 Erstantragsteller alleine im Jahr 2020 nicht zu reichen. Jedes Jahr beantragen im Schnitt fast zwei Großstädte bei uns Asyl.] Menschen aus Irak, Syrien, Afghanistan …? Sollen Afghanen sich ein Visum besorgen in der deutschen Botschaft in Kabul, die gerade geschlossen ist? Und dann schön mit dem Ferienflieger von Kandahar direkt nach Frankfurt? Wohl eher nicht. [Es besteht gar kein Grund, in Deutschland Asyl zu beantragen. Sicherer Boden ist für diese Menschen bereits in ihren Nachbarländern verfügbar, wohin sie kulturell auch besser passen. Dass Deutschland vielleicht attraktiver als die Türkei oder Pakistan ist, ist deren Problem.] Die EU kann sich nicht mal durchringen, zumindest die Menschen, die da jetzt an der Grenze erfrieren, aufzunehmen. [Die Leute sind selbst schuld, wenn sie im Winter dorthin reisen. Reine moralische Erpressung.] Nicht mal eine humanitäre Geste kriegen wir hin [Ist „humanitär“ jetzt schon gleichbedeutend mit „dumm“ oder „naiv“? Wie humanitär ist das denn den Deutschen gegenüber, die für die Migranten aufkommen müssen und Stück für Stück ihre Heimat verlieren?], weil wir denken, man würde damit ein falsches Signal aussenden. Das ist diese Angst vor Pull-Faktoren. [Welche nachweislich auch genau so wirken.]“
Deutschland als Beutestaat1
Man kann den Migranten ihr Rent-Seeking-Verhalten nicht vorwerfen, wenn sie sich auf den Weg hierher machen. Sie versuchen ihren Nutzen zu optimieren. Ein Motiv alleine ist aber noch keine Rechtfertigung. Wenn ein von Schulden erdrückter Mensch aus Verzweiflung eine Bank ausraubt, ist das auch ein Motiv, aber deswegen entschuldigt das die Tat nicht. Die Zuwanderungsgegner wollen letztlich auch nur ihren Nutzen optimieren – zählt deren Nutzen weniger? Die Migranten sind jedenfalls mit ihren Motiven nicht weniger egoistisch. Und undankbar sind sie zudem, wie die aus den „Flüchtlingen“ hervorgegangen Clans zeigen.

In einer Sache hat Ehring jedoch recht. Man soll kein Bündnis mit den Grenzstaaten eingehen, das einen in politische Abhängigkeit bringt. Schuld an solchen Bündnissen ist jedoch die verdammte Doppelmoral des Haltungsweltmeisters Deutschland, der seine Nachbarn immer moralisch belehren will und die (leider notwendige) Drecksarbeit gerne anderen überlässt2. Und irgendwann stellen die Drecksarbeiter eben Forderungen.
Dennoch gelangt die pseudosatirische Propagandasendung zu einer anderen Schlussfolgerung als ein vernünftig denkender Mensch, für den die Lösung einfach ein harter Schutz der Grenzen wäre. Nein, es muss natürlich so etwas wie ein Shuttle-Service nach Deutschland sein. Aber klar ist doch eines: Selbst wenn es so etwas wie Asylzentren in den klassischen Herkunftsländern gäbe und diese ihre Arbeit gründlich machten, dann erhielten das begehrte Ticket vielleicht 0,1 % der Bewerber, denn wirklich politisch Verfolgte gibt es eben nicht viele. Was machen dann die Abgelehnten? Ganz einfach: die versuchen es trotzdem und machen sich auf den Weg ins gelobte Land. Es gibt daher keine Alternative zu einem rigorosen Grenzschutz.
Und das ist auch zum Vorteil der Herkunftsländer, denn die Fluchtwilligen wären eigentlich diejenigen, die die Sprengkraft erzeugen könnten, um in ihrer Heimat eine Veränderung der maroden Strukturen herbeizuführen. Flucht wirkt wie ein Ventil, das Bananenrepubliken lebendig hält, vor allem wenn die erfolgreich Geflüchteten dann endlich Devisen aus dem Westen fließen lassen. Aber zu solchen komplexen Überlegungen gelangt die infantilisierte Gutmensch-Republik überhaupt nicht.
Weiterführende Informationen:
»Zahl der Abschiebungen im ersten Quartal 2021 deutlich zurückgegangen«
Ocean Viking: »572 Gerettete brauchen einen sicheren Hafen«

Unserer Gesellschaft ist ein stereotypisches Flüchtlingsbild3 durch Medien und Politik derart eingehämmert worden, dass viele die Realität nicht mehr erkennen können. Die Bundesbürger sehen nur noch eine Armee von „Teletubbies“ auf Deutschland zurollen, die sich wunderbar ins Regenbogenland einfügen wird und eben ein Recht darauf hat, hier zu sein. Unsinnigste Migrationslegenden sind in unserer Gesellschaft fest verankert4.
Kann Deutschland denn alle Unzufriedenen dieser Welt aufnehmen? Ich möchte Leute wie Christian Ehring einmal sehen, wie sie ihren Migrationsansatz zu Ende denken. Harald Martenstein vom Tagesspiegel hat es getan: „Besteht die Lösung also darin, unsere Grenzen zu öffnen und alle hineinzulassen? Das klingt sympathisch. Dieses Modell dürfte über kurz oder lang dazu führen, dass sich die Zustände in den Zielländern der Flüchtlinge den Zuständen in ihren Ursprungsländern annähern. Wäre damit irgend jemandem gedient? Man kommt nicht darum herum, sich die Hände schmutzig zu machen.“5 In einem Land, in dem man sich unmöglich macht, wenn man die Wahrheit sagt6, kann man mit solchen Einsichten aber kaum Gehör finden.
1 https://jungefreiheit.de/debatte/kommentar/2019/grenzen-zu-und-durch/ (Aufruf: 20.11.2021).
2 https://www.nzz.ch/international/der-andere-blick-die-deutschen-waeren-gerne-moralweltmeister-ld.1493987 (Aufruf: 20.11.2021).
3 Flüchtlinge sind immer Familien mit Kindern, Ärzte oder Ingenieure, sowohl politisch verfolgt als auch frisch aus dem Krieg.
4 https://deutsche-stimme.de/westliche-migrationslegenden-wie-das-volk-manipuliert-wird/ (Aufruf: 20.11.2021).
5 https://www.tagesspiegel.de/politik/harald-martenstein-zur-fluechtlingsdebatte-moral-alleine-hilft-nicht/12193068.html (Aufruf: 20.11.2021).
6 Dieser Ausspruch stammt meiner Erinnerung nach von Klaus von Dohnanyi, ehemaliger Erster Bürgermeister Hamburgs: „Deutschland ist das einzige Land, in dem man sich unmöglich macht, wenn man die Wahrheit sagt.“
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