Ukraine: Undurchsichtige Kriegslage

Verfolgt man die Westmedien, ist Putin so gut wie abgesetzt, wenn nicht bereits tot; die Ukraine eilt von Sieg zu Sieg. Können wir diesen Nachrichten vertrauen? Und warum unterstützen viele Rechte Russland?

Gastbeitrag von Sascha von Aichfriede

Die Ukraine ist mehr als nur ein Land im Osten Europas – es ist ein Stellvertreterkrieg zwischen der US-gelenkten Welt und einem zweiten Pol, nämlich Russland und China. Diese Pole sind schon in Syrien und Libyen aufeinander gekracht, als Russland und China die Regime-Change-Operationen des Westens vereitelten. Das hat dem Westen nicht gefallen.

In das Schicksal der Ukraine projiziert der Westen derzeit seine Vorstellungen, wie die Welt auszusehen hat. Und Russland fordert diese Vorstellung heraus. Demzufolge unterstützen unsere Leitmedien die Ukraine und verteufeln Russland (und nachgelagert auch dessen Unterstützer).

Was sagt uns das? Die Berichterstattung ist auch bei uns nicht neutral. Das war sie noch nie. In Russland oder China ist sie es auch nicht. Der einzige Unterschied: Unsere Medien behaupten, sie wären objektiv.

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Wie sind die westlichen Berichte über die Kriegslage daher zu interpretieren? Sie sind mit Vorsicht zu genießen. Erfolgsmeldungen über den Verlauf in der Ukraine, wie hohe Verluste der Russen und kaum Verluste der Ukrainer, dienen auch dazu, die Unterstützung für die Ukraine zu rechtfertigen. Die Botschaft ist: „Es lohnt sich.“ Die Opfer lohnen sich, das teure Benzin lohnt sich, das knappe Getreide lohnt sich, die teure Energie lohnt. Wir setzen auf den Sieger. Und am Ende leben wir in einer besseren, sichereren Welt, wenn der Kampf einmal vorbei ist.

Russland

Versuchen wir, die Wirklichkeit zu erfassen: Für Putin-Russland läuft der Krieg wohl tatsächlich nicht nach Wunsch. Der Versuch, den Erfolg auf der Krim zu wiederholen, ist gescheitert, denn die Ukraine wehrt sich. Konnte Russland das nicht voraussehen?

Man weiß nicht, was in den Lageberichten stand. Jedoch rein rechnerisch kann ein großflächiger Einmarsch mit einer geringen Anzahl an Soldaten nicht zum Erfolg führen, denn die Ukraine hat 44 Millionen Einwohner und Russland mit 144 Millionen nur etwa dreimal so viel. Die Ukraine ist also nicht Georgien, das innert weniger Tage besiegt war. Viele Ukrainer haben noch in der Sowjetzeit ihr Kriegshandwerk gelernt und wissen daher genau, wie der große Bruder agiert, auch wenn sich dort seitdem einiges verändert hat. Wenn die Ukraine alle wehrfähigen Männer mobilisiert, dann müssen die Russen weit mehr aufbieten als sie derzeit in die Waagschale geworfen haben. Das beißt sich jedoch mit dem Konzept einer „Sonderoperation“ mit begrenztem Mitteleinsatz – wenn sie den Krieg rasch beenden wollen, müssen sie weit mehr an Ressourcen investieren und daher auch umfangreiche Aushebungen von Reservisten vornehmen. Dann ließe sich aber die Geschichte von der Sonderoperation nicht mehr glaubwürdig aufrechterhalten.

Weiterführende Informationen:

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Russland steckt daher in einem Dilemma. Fährt Russland aber, wie manche jetzt munkeln, eine reduzierte Kriegszielstrategie, nämlich nur noch die Okkupation des Donbass sowie gegebenenfalls einer Landbrücke zur Krim, dann kommt das einer Niederlage gleich. Der militärische Ruf, den Russland sich aufgebaut hat, zuletzt durch eine erfolgreiche Strategie in Syrien, wäre dahin. Es bleibt dann nur noch der Rückzug auf die Rolle einer nuklearen Großmacht, die dem Westen bei seinen geostrategischen Schachzügen zwar auf die Nerven gehen kann, aber im Wesentlichen damit nur noch eine rein defensive Macht ist. Das möchten die Russen aber auch nicht. Bleibt also doch nur die Eskalation? Vielleicht machen es die Russen wie die Amerikaner in Vietnam – die bombten Nordvietnam an den Verhandlungstisch, weil es zu Lande schlecht aussah.

Es bleibt bei der Spekulation – eine wirkliche Strategie ist jedenfalls auf russischer Seite nicht erkennbar. Das ist entweder genial, weil die Strategie so ausgeklügelt ist, dass nur geniale Menschen sie erkennen, oder schrecklich dilettantisch, weil es einfach keine gibt. Vielleicht überrascht uns Russland noch.

USA

Für die Amerikaner läuft es nach Plan: Russland geschwächt, auf dem europäischen Energiemarkt hat es einen Konkurrenten weniger, die europäischen „Partner“ sind wieder ganz brav auf Washingtons Linie; die Ukraine schafft es vielleicht doch noch in die NATO, als amerikanischer Vorposten.

Warum viele Rechte für Russland sind

Russland ist gegen vieles, was die Rechten in Deutschland auch nicht mögen, nämlich das US-Konzept der Entnationalisierung und der Einführung von fragmentierten, pluralistischen und hedonistisch-materialistischen Gesellschaften. Daher die Sympathien. Russland bedeutet die Existenz einer Gegenwelt; ein Korrektiv zu den Dingen, die wir ablehnen. Die USA sind die treibende Kraft des kosmopolitischen Globalismus, Russland dagegen eine Macht, mit der sich noch Nationalstaat machen lässt. Sollte Deutschland noch einmal die Kurve kriegen, und wieder ein völkischer Nationalstaat werden, dann braucht es Partner, und das werden nicht die USA sein – und auch nicht die Ukraine.

Wer wird gewinnen?

Eine Prognose ist schwierig, weil gerade auf russischer Seite alles möglich ist, vom Sturz Putins bis zur massiven Ausweitung der Kriegsanstrengungen gegen die Ukraine. Es bleibt spannend.

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4 Antworten

  1. Der Artikel sagt ja nicht, dass die Russen „verlieren“, sondern dass momentan alles offen ist. Dass es für Putin nicht nach Plan läuft, ist aber ziemlich offensichtlich. Der vorläufige Abbruch der Einnahme Kiews ist definitiv nicht im Plan gewesen. Sagen wir mal, der Plan war Kiew einzunehmen, eine Marionettenregierung einzusetzen, eine Landverbindung zur Krim herzustellen und den Beitritt der besetzten Gebiete per Volksabstimmung herbeizuführen, die dann von der Kiewer Marionettenregierung anerkannt wird. Kaum etwas davon ist bisher gelungen. Putin wird damit gerechnet haben, dass die Ukraine sich rasch ergibt und viele dort froh sind, dass die korrupten Eliten der Ukraine abgesägt werden. Das ist so nicht eingetreten. Er hat auch nicht damit gerechnet, dass der Komiker Selenskyj zu einer solchen Identifikationsfigur wird, wenn das auch vom Westen her sehr gepusht wird. Das sind jetzt zwei Faktoren, die den Krieg in die Länge ziehen und für Putin kostspielig machen, denn je länger es dauert, desto härter wirken die Sanktionen. Und genau das wollte Putin vermeiden, weil das nicht mehr eine kurze und schmerzlose Aktion ist. Jetzt wird es für ihn jeden Tag schwerer und wenn die Erfolgsmeldungen ausbleiben, werden immer mehr Leute fragen, wofür? Man hört, dass jetzt etwa 130.000 Wehrpflichtige in Russland einberufen wurden.

    1. Alles nur Mutmaßungen, die auf teilweise falschen Annahmen beruhen. Erstens, warum sollte man Kiew einnehmen wollen? Die vielen Einwohner müssen auch versorgt werden. Das bindet man sich nicht ans Bein. Zweitens, warum muß es denn schnell gehen? Geht man davon aus, daß die Russen die ukrainische Zivilbevölkerung schonen wollen, ist das schnell genug. Die Sanktionen sind wirkungslos und kommen eher wie ein Bumerang zurück. Der Rubel steigt, der Westen hat nur das große Moralmaul zu bieten, und die anderen Staaten reiben sich die Hände. Selenskij hat faktisch eh nicht viel zu melden, der wahre Machthaber ist der nationale Sicherheitsrat. Erfolgsmeldungen wird man in westlichen Medien eh nicht lesen, und wenn, dann gibt man es nur zähneknirschend zu.

      1. @Manfred: Du mutmaßt doch selber. Warum sind denn die Russen auf Kiew marschiert – weil ihnen langweilig war?

  2. Warum wird davon ausgegangen, daß die RF beim Militäreinsatz aufs Ganze gehen sollte? Sicher gibt es verschiedenste Meldungen dazu, aber man kann aktuell davon ausgehen, daß der Einsatz offensichtlich nicht so erfolglos verläuft, trotz des Einsatzes von wenig Truppen und altem Material. Selbst die Mainstream-Medien geben das mittlerweile zu, trotz allem. Die russische Armee hat genug „High Tech“, was hier gar nicht benötigt wird. Also auf keinen Fall unterschätzen. Außerdem sollte man doch froh sein, daß sie eben nicht wie die NATO alles massiv bombardieren. Wirtschaftlich muß sich die RF auch keine Sorgen machen, was die EU jetzt nicht abnimmt, nehmen eben China, Indien und andere Staaten ab, die nicht auf westliche Moralpredigten setzen. Ergo: Abwarten und Tee trinken, bevor man voreilige Schlußfolgerungen zieht.