Rezension: Jens Woitas, Revolutionärer Populismus
Die hier veröffentliche Buchbesprechung erschien in der DS-Dezember-Ausgabe 2021: Schon seit Jahren steht die Linke in der Bundesrepublik auf Kriegsfuß mit Heimat, Nation und traditioneller Familie. Einige deutsche Linke scheinen nun langsam aufzuwachen und rufen ihre Genossen zur Umkehr auf.
Heiko Sonnwinn
Wie weit sich die deutsche Linke von den Sorgen und Nöten der Durchschnittsbevölkerung entfernt hat, mag ein aktuelles Beispiel aus West-Berlin illustrieren. Seit Jahren treiben arabische Clans bekanntlich ihr Unwesen in der Bundeshauptstadt. Nun soll die Linkspartei das Ordnungsamt in dem stark überfremdeten Berliner Bezirk Neukölln übernehmen. Doch anstatt dem kriminellen Treiben der muslimischen Mafia im Kiez ein Ende zu bereiten, möchte die SED-Nachfolgepartei laut eigener Erklärung vom Oktober »stigmatisierende Razzien in Shisha-Bars und Spätis beenden.«

Bild: Screenshot bild.de; https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/berlin-neukoelln-linke-wollen-keine-razzien-in-shisha-bars-weil-sie-diskriminier-78093278.bild.html
Nicht die Sicherheit der deutschen Bevölkerung steht im Fokus der linken Volksvertreter, sondern die privilegierte Sonderstellung ethnisch-religiöser Minderheiten im Namen des Anti-Rassismus. Wer innerhalb der Linkspartei von der vorgegebenen anti-deutschen Leitlinie abweicht, wird mit Ausschlussverfahren bedroht, wie es sogar das adrette Aushängeschild der Linken, Sahra Wagenknecht, bereits mehrfach erleben musste. Auch der Buchautor Dr. Jens Woitas kam mit seinem Parteiaustritt im Mai 2020 einem Ausschlussverfahren zuvor, nachdem sein kritischer Beitrag zur Strategiedebatte zuvor nicht zugelassen wurde. Das langjährige Mitglied der Linken empfahl seinen Genossen eine positive Bezugnahme zum Nationalstaat und die Ablehnung einer grenzenlosen Migrationspolitik, sowie eine Abkehr von der liberalistischen Gesellschaftsagenda. Auf die parteiinternen Mahnrufe wollte die Parteiführung nicht hören, woraufhin die Linkspartei bei der Bundestagswahl am 26. September die Fünfprozenthürde krachend verfehlte.
»Aufgeklärter« Linksnationalismus
Überraschend direkt bekennt sich der marxistisch geprägte Sozialist in seinem Manifest zum Nationalismus, der seiner Auffassung nach »aufgeklärt«, demokratisch, revolutionär und europäisch sein muss. Aufgrund der solidarischen und anti-kapitalistischen Ausrichtung präferiert er dabei den Begriff des Sozialnationalismus in Abgrenzung zum historischen NS. Der Verfasser sieht die europäischen Völker in einer vorrevolutionären Situation, die vergleichbar sei mit den Ereignissen der epochalen Aufbruchsjahre von 1848 und 1989. Populismus definiert der Autor als Politik, »die wirklich auf das Gemeinwohl des gesamten Staatsvolkes abzielt« (S.67). Aus seiner Sympathie für die Identitäre Bewegung macht der Autor keinen Hehl.
Im ersten Teil des Buches werden sieben »Apokalyptische Reiter« als erklärte Gegner der europäischen Völker ausgemacht. Dazu zählen an erster Stelle der liberale Kapitalismus, der die europäischen Nationen in die Schuldsklaverei treibt, sowie der totalitäre Gesellschaftsliberalismus, der organisch gewachsene Bindungen auflöst, um austauschbare Menschen für den Weltmarkt zu schaffen. Wirtschaftskriege im Ausland und den politischen Islam in Europa betrachtet er ebenfalls als gefährlich. Im Klimawandel wird zwar eine vom Menschen verursachte Bedrohung der Natur gesehen, allerdings warnt der promovierte Physiker vor den psychologischen und technischen Fehlschlüssen der Klima-Apokalyptiker. Gewalttätige Links- und Rechtsextremisten komplettieren die Riege der Völkerfeinde, wobei die Übernahme von Systembegriffen eine inhaltliche Schwachstelle darstellt.

Im zweiten Teil seines Bandes erläutert Woitas das Bündnis der Staatsgewalt mit diesen sieben Todfeinden und positioniert demgegenüber die europäischen Völker als legitime Gegenmacht. Aufgrund der inneren Gegensätze ist dieses Bündnis aber langfristig instabil, weshalb keine Untergangsstimmung angesichts eines übermächtig erscheinenden Gegners aufkommen sollte. Diskussionswürdig sind die skizzierten möglichen Varianten einer europäischen Revolution.
Während beim friedlichen Fallbeispiel infolge einer Wirtschaftskrise Massendemonstrationen einer Querfront wie in der Endphase der DDR das System zur Machtübergabe an die Opposition zwingen, sieht er in einem gewaltsamen Szenario die Gefahr einer militärischen Eskalation. In einem israelisch-iranischen Krieg im Nahen Osten könnte es zu einer globalen Reichskristallnacht gegen Juden und einem Eroberungskrieg der Türkei auf dem Balkan mit dem Ziel der Unterwerfung Mitteleuropas kommen. In diesem Fall wäre Putin die letzte Hoffnung für Europa und eine Remigration vorstellbar.
Zielsetzungen der Europäischen Revolution
Im dritten Teil der Bekenntnisschrift werden die Zielsetzungen der Europäischen Revolution näher erläutert. Grundlage seiner politischen Überlegungen sind freie Menschen in souveränen Staaten. Gerade in diesem Abschnitt werden aber auch die grundsätzlichen Unterschiede zum tradierten Nationalismus deutlich. So bestreitet Woitas das Vorhandensein einer deutschen Abstammungsgemeinschaft und bezeichnet den Grünen-Politiker Cem Özdemir ohne Einschränkung als Deutschen.
Für den linken Marxisten ist das Dritte Reich das »schreckliche Ende eines Irrweges, der mit dem Deutschen Idealismus und der Gründung des preußisch-deutschen Berliner Machtstaates im Jahre 1871 seine Anfänge genommen hatte.« (vgl. S.92/93)

Interessanterweise bekennt sich Woitas, der auch oberschlesischer Herkunft ist, zum Christentum als metapolitischer Grundlage der europäischen Revolution. Abschließend appelliert er an den nationalen Überlebenswillen und warnt vor einem unangebrachten Kulturpessimismus im Sinne Spenglers. Mag das Büchlein für weltanschaulich gefestigte Nationalisten wenig Neues enthalten und an etlichen Stellen zu lautstarkem Widerspruch reizen, so könnte diese Schrift manche enttäuschten Linken oder Unentschlossenen zum Nachdenken anregen. Bestellen Sie das hier besprochene Buch Revolutionärer Populismus... hier.

Zum Autor des Buches Revolutionärer Populismus
Dr. Jens Woitas, geboren 1968 in Wittingen (Niedersachsen), verheiratet, lebt (mit einigen Unterbrechungen) seit 1970 in Wolfsburg. Abitur 1988, dann Zivildienst und Tätigkeit als Gartenarbeiter. Studium der Physik in Clausthal-Zellerfeld und Tübingen, dann Promotion zum Doktor der Naturwissenschaften in Heidelberg (1999). Wissenschaftlicher Mitarbeiter an astronomischen Forschungsinstituten in Tübingen, Heidelberg und Tautenburg (1995-2005), dann Unternehmensberater. Seit 2011 Erwerbsunfähigkeitsrentner.
Von Kindheit an lebhaft an Politik, Geschichte, Literatur und Religion interessiert, Mitglied der evangelisch-lutherischen Kirche und von 2017 bis 2020 Mitglied der Partei DIE LINKE. Neben einer Reihe von Artikeln in astronomischen Fachzeitschriften auch Autor einer autobiographischen Erzählung (Schattenwelten, Mauer Verlag, Rottenburg am Neckar 2009).
In den letzten Jahren intensive Beschäftigung mit dem Denken des Neomarxismus und der »Neuen Rechten« unter Einbeziehung französischer Originaltexte, insbesondere von Alain de Benoist und Jean-Claude Michéa [Beschreibung entnommen aus: Lindenbaum-Verlag, https://lindenbaum-verlag.de]