Im Volksmund »Butterblume« genannt, ist das Scharbockskraut (Ficaria verna) eine der auffälligsten Erscheinungen in Flussauen oder naturnahen Gärten und Parks. Seine leuchtend gelben Blüten bedecken im Kontrast mit den saftig-grünen Blättern teppichartig den Boden. Mit einem solch reichen Angebot der Natur, dazu noch ab Februar, muss doch etwas anzufangen sein! Ein Blick in Kräuterbücher oder entsprechende Seiten im Netz bringt Aufklärung:
Ines Schreiber
»Frisches Grün für den Frühlingssalat«
Das ist nur eine der Überschriften, in denen die Pflanze gefeiert wird. Tatsächlich war das Scharbockskraut im Mittelalter eine wichtige Waffe gegen eine Krankheit, die durch Vitamin C-Mangel hervorgerufen wird. Der Name »Scharbock« ist eine alte Bezeichnung für die damals weit verbreitete Mangelerkrankung Skorbut, die vor allem die Seefahrer bedrohte, denen auf ihrer langen Reise Obst und frisches Grün fehlte.
Auch heute kann man die frischen jungen Blätter in der Küche verwenden. Sie eignen sich als Zugabe in Salaten, Suppen, Gemüse, Kräuterbutter und Quark oder man streut sie fein geschnitten aufs Butterbrot. Des Weiteren kann Scharbockskraut vorsichtig dosiert Smoothies beigemischt werden. Der Geschmack der Blätter sollte mild-säuerlich sein.
Das sollte man vorher prüfen, denn: schmecken sie unangenehm stechend-scharf, hat sich Protoanemonin gebildet. Dieser schwach giftige Stoff kommt in allen Hahnenfußgewächsen vor und kann bei Überdosierung Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auslösen!
Man sollte sich (hier besonders, aber eigentlich immer) an den Schweizer Arzt Theophrastus Bombast von Hohenheim, genannt Paracelsus halten, der schon im 16. Jahrhundert feststellte:
»Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, dass ein Ding kein Gift sei.«
Weiterführende Informationen:
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Meist wird der Ratschlag erteilt, die jungen Blätter nur bis März zu verwenden. Doch wenn – wie in diesem Jahr – kühles Wetter vorherrscht, sind sie auch noch im April brauchbar (Kostprobe vorausgesetzt). Die Menge der Protoanemonine ist außerdem nicht nur von der Blütezeit abhängig, sondern auch von Standort und Bodenbeschaffenheit.
Der energiereichste Teil des Krauts sind die kleinen weißen Speicherknöllchen in den Blattachseln sowie an den Wurzeln. Sie sind getrocknet verwendbar – dabei verschwinden auch die Giftstoffe. In Notzeiten wurde deshalb aus diesen Brutknospen und den Wurzeln ein Mehl zum Brotbacken hergestellt. Diese Art der Verwendung möchte ich allerdings nicht empfehlen. Als vitaminreiche Alternative bieten sich für die heutige Zeit Lauchgewächse und zahlreiche andere Kräuter an.
Einsatz in der Heilkunde
Neben dem bereits erwähnten Einsatz bei Vitamin-C-Mangel wurden früher die zerstoßenen Wurzeln als Mittel gegen Feigwarzen eingesetzt. Dabei spielte der Glaube an eine Heilkraft wohl eine größere Rolle als die tatsächliche Wirkung. Grund war, dass damals die »Signaturenlehre« weit verbreitet war. Dabei ging man davon aus, dass eine Pflanze in ihren äußeren Merkmalen auf eine heilkundliche Wirkung hinweist. So deutete man die Wurzelknöllchen des Scharbockskrautes als Abbild von Feigwarzen (daher der Name »Feigwurz«) und Hämorrhoidalknoten und setzte sie entsprechend dagegen ein. Außerdem nutzte die Volksmedizin das frische Kraut im Frühjahr für »Blutreinigungskuren«.
Heute kann man zu diesem Zweck Tee aus den Scharbockskrautblättern bereiten. Äußerlich sollen in Tee getränkte Umschläge oder Sitzbäder mit Scharbockskraut bei Hautunreinheiten und Hämorrhoiden helfen. Für den Tee wird getrocknetes Kraut verwendet. Zwei Teelöffel davon mit 250 ml kaltem Wasser übergießen, einmal aufkochen und abseihen.
Zum Abschluss ein Rezept für Scharbockskrautbutter:
Dazu nimmt man für 250 g Butter zwei Handvoll junge Scharbockskrautblättchen, eine Handvoll Bärlauchblätter (Variante: ½ Knoblauchzehe oder eine fein geschnittene Zwiebel und eine fein geriebene Möhre), 2 EL Tomatenmark, Salz und Pfeffer.
Die Butter zum weich werden warm stellen. Scharbockskraut und Bärlauch fein hacken. Dann zusammen mit Tomatenmark, Salz und Pfeffer unter die Butter rühren. Kühl stellen und fest werden lassen.
Und nun: Guten Appetit!
Anmerkung:
Im Titelbild sind neben dem Scharbockskraut auch das Kletten-Labkraut (Klebkraut) und Purpurrote Taubnesseln zu erkennen.
Weiterführende Informationen:
Die phantastische Welt der Heilpilze: Das Judasohr
Eine Antwort
Ich habe das dumme Gefühl, die AfD springt gerade auf eure Petition: Volksfeinde anklagen, Politikerhaftung umsetzen“! auf. Siehe youtube von heute, Donnerstag d. 20.04., da strotzt es nur so von Anklagen gegen Merkel etc.