Die phantastische Welt der Heilpflanzen: Die Weißbeerige Mistel

Die meist einfach »Mistel« genannte Pflanze (Viscum album) wird erst in den Wintermonaten richtig sichtbar. Den immergrünen, kugelförmigen Halbstrauch kann man an vielen Baumarten entdecken, wo er auf den Ästen gedeiht. Der Halbschmarotzer entzieht den Bäumen Wasser und die darin gelösten Mineralsalze. Mistelzubereitungen wurden in verschiedenen Behandlungssituationen seit vielen Jahrhunderten eingesetzt. So hat der griechische Arzt Hippokrates von Kos die Mistel als Heilpflanze genutzt, er empfahl sie gegen die »Milzsucht«.

Ines Schreiber

Keltischen Priestern galten besonders die seltenen Exemplare, die auf Eichen wuchsen, als heilig. Die Druiden nahmen das Sammeln der Mistel sehr ernst und gingen dabei sehr umsichtig vor. Dabei sollen sie eine goldene Sichel eingesetzt und darauf geachtet haben, dass sie nicht herunterfällt, weil sie sonst ihre magischen Heilkräfte verliert.

Die als mystisch und magisch geltende Mistel diente als Zutat für Fruchtbarkeitstränke, vorausgesetzt, die die Pflanze wurde beim richtigen Stand des Mondes geerntet. In der druidischen Heilkunst wurde sie auch bei Schwindelanfällen und Epilepsie eingesetzt. Ein Mistelzweig an der Hauswand sollte außerdem böse Geister und Dämonen abwehren und Schutz vor Feuer bieten.

Achtung, die Mistel ist leicht giftig, die frischen Blätter also nur als Kaltauszug verwenden. Nicht nur Kinder sollten die Beeren auf keinen Fall essen!

Foto: privat

Heilwirkung

In der klassischen Heilpflanzenkunde unterstützt die Mistel die Therapie gegen Bluthochdruck und Arthrosen. Zusammen mit Weißdorn stärkt sie das müde, geschwächte Herz. Auch bei Schwindelanfällen, epileptischen Zuständen und in der Krebstherapie findet sie ihre Verwendung.

Die Mistel wirkt beruhigend, blutstillend, entzündungshemmend, harntreibend und krampflösend. Das interessanteste Anwendungsgebiet ist die begleitende Therapie bei Krebs. Weitere Gebiete sind: Arteriosklerose, Diabetes, chronische Arthrosen, Epilepsie, Geschwüre, Herzschwäche, Fieber, Nervenschwäche und noch bedeutend viele mehr. Ihre Sammelzeit ist im Spätherbst/Winter und im Frühling.

Mistel als Tee

Der Kaltauszug (Nur aus dem Kraut!) ist so wichtig, weil sich – wie bereits gesagt – im kalten Wasser die schwach giftigen Stoffe aus der Pflanze nicht lösen.

Wenn man den Tee selbst zubereitet, braucht man für einen Liter Tee ca. zwei bis vier Teelöffel getrocknete Misteln. Die Misteln müssen in kaltem Wasser über Nacht ziehen. Nicht mit siedendem Wasser übergießen! Nachdem die Misteln über Nacht in kaltem Wasser gezogen sind, kann man sie mit einem Sieb abfangen und den Tee leicht erwärmt konsumieren.

Anders bei gekauftem Misteltee, den man in Drogerien oder Apotheken erwerben kann: Für eine Tasse werden 1,5 Teelöffel (ca. 3 g) der Mischung mit kochendem Wasser übergossen und etwa 10 Minuten ziehen gelassen. Danach wird der Tee abgesiebt und kann heiß oder auch kühl genossen werden. Das Getränk hat im Aufguss eine helle Nuancierung, die je nach Konzentration goldene bis grüne Färbungen annehmen kann.

Den Tee kann man vordergründig gegen hohen Blutdruck anwenden, er wirkt allerdings auch bei Arteriosklerose und Herzschwäche. Aber auch zur Blutdrucksteigerung kann er angewandt werden, weil mit seiner Heilwirkung die Regulierung des Herzens erfolgt.

Zur Krebstherapie wird die Mistel in spezieller homöopathischer Aufbereitung als alternatives Mittel gegen Schmerzen, Übelkeit und zur Verbesserung der Lebensqualität angewandt. Studien unterstützen diese unglaubliche Wirksamkeit. Als alleinige Krebstherapie ist sie aber nicht zu empfehlen.

Weiterführende Informationen:

Die phantastische Welt der Heilpilze: Das Judasohr

Natürliche Nahrungsreserve: Der Austernseitling

Die phantastische Welt der Heilpflanzen: Die Hundsrose

Foto: privat

Die Mistel bei den Germanen

Die Nutzung der Mistel fand Eingang in unsere nordischen Göttersagen. Es steht geschrieben, dass der Mistelzweig die heilige Pflanze der Liebes- und Muttergöttin Frigga war. Vorerst stand die Verbindung zwischen dem Mistelzweig und Frigga jedoch gar nicht in einem positiven Zusammenhang, da die Heilpflanze für den Tod ihres Sohnes Balder verantwortlich war. Die Tränen der trauernden Frigga wurden daraufhin zu den weißen Beeren des Mistelzweiges. Der Göttin gelang es, ihren Sohn Balder von den Toten zurückzuholen. Zur Freude darüber küsste sie jeden, der unter mit Misteln versehenen Bäumen entlang ging.

Die Misteln mussten Frigga versprechen, dass sie niemandem mehr schaden würden, sondern verliebten Paaren die Liebe verschönern. Noch heute gilt ein Kuss unter dem Mistelzweig vielerorts als ein Liebesversprechen.

Und jetzt viel Freude beim Liebesschwur unter dem Mistelzweig!

Weiterführende Informationen:

Der Sanddorn

Die Purpurrote Taubnessel

Die phantastische Welt der Heilpflanzen: Der Liguster

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Eine Antwort

  1. Eine wichtige weitere Anwendung ist Misteltee zur Blutdruchregulierung, 1 TL über Nacht mit 0,2 l Wasser stehen lassen. Bei mal zu hohem und mal zu niedrigem Blutdruck, morgens einen Schluck davon trinken. Die Beeren werden nicht mitgesammelt, doch sind sie nicht so giftig wie geglaubt wird.