Redaktionelle Anmerkung:
Dieser Artikel befasst sich mit den Büchern Mose, die für bestimmte religiöse Gruppen (z.B. Chabad) als Rechtfertigung dienen, Kriege und Unruhen zu stiften. Es geht darum, diese religiösen Gruppen zum Nachdenken zu bewegen, ob man in religiösen Texten immer alles wörtlich nehmen muss, oder ob an vielen Facetten nicht berechtigter Zweifel angebracht ist.
Das Alte Testament, insbesondere die fünf Bücher Moses, bilden für das Judentum und Christentum die Grundlage; im Koran des Islam ist Moses der am häufigsten erwähnte Prophet. Mit dieser Gestalt stehen und fallen diese Religionen. Eine vorkonstitutionelle Schrift von Jens Jürgens stellt hierzu provokante Thesen auf, die den Mose als einen Scharlatan entlarven.
Gastbeitrag von Sascha von Aichfriede
Das Compact-Magazin berichtete vor einiger Zeit von einer Chanukafeier der jüdischen „Endzeit-Sekte“ Chabad-Lubawitsch-Bewegung (Chabad). Demnächst startet auf Netflix zudem eine Dokumentation über Moses. Die Mehrheit der Menschen in Deutschland würde heutzutage nicht mehr auf die Idee kommen, die Bibel inhaltlich ernst zu nehmen, und dennoch sind ihre Inhalte und Figuren omnipräsent. Und viele einflussreiche Gruppen nehmen das „Buch der Bücher“, insbesondere das Alte Testament, sehr ernst: amerikanische Evangelikale, israelische Zionisten, Freimaurer und andere Extremisten. Die Deutschen unterschätzen nämlich, welch gravierenden Einfluss die Religion auf das Handeln der derzeitigen Netanjahu-Regierung hat, insbesondere Einflüsse der jüdischen Chabad-Leute – die heutigen Ereignisse im Gaza haben eine Vorgeschichte, die sich durch die Verbindung zwischen Netanjahu und Chabad1 teilweise erklären lassen.
Diese führt dazu, dass die aktuelle israelische Regierung einen harten militärischen Kurs fährt, der schnell zu einem Flächenbrand eskalieren könnte. Ein Flächenbrand, den manche bei Chabad als eine Chance begreifen, im Nahen Osten ordentlich aufzuräumen und den messianischen Gottesstaat zu errichten. Da diese und ähnliche Gruppen (inklusive der Evangelikalen) einen gehörigen Einfluss auf die Weltpolitik haben – auch auf Deutschland – ist diesen Gruppen die Argumentationsgrundlage zu entziehen. Sind die Geschichten der fünf Bücher Mose (Tora) widerlegt oder mindestens auf ihren wahren, wenig göttlichen Kern reduziert, ist religiösen Extremisten der Wind aus den Segeln genommen. Es gibt dann kein auserwähltes Volk und auch kein gottversprochenes Land, auf das irgendjemand einen religiös-moralischen Anspruch erheben könnte. Wie schön wäre das.
Mosesbücher basieren auf älteren Überlieferungen
Eindeutig ist, dass viele der Geschichten gerade der Tora nicht gerade originell sind, sondern in dieser Form auch in der ägyptischen, babylonischen, indischen oder sumerischen Mythologie vorkommen. Man denke an die Schöpfungs- oder die Sintflut-Geschichte. Letztere erscheint inhaltlich zum Beispiel auch im sumerischen Gilgamesch-Epos und kann bis ins 19. Jhdt. v. Chr. zurückdatiert werden, inklusive Bauanleitung für eine Arche2; die zehn Gebote können als eine verkürzte Version des Spruchs 125 des ägyptischen Totenbuchs interpretiert werden3; auch der Monotheismus ist keine mosaische Erfindung, sondern erste diesbezügliche Ansätze lassen sich im Gotteskonzept des Aton schon im alten Ägypten finden. Und überhaupt ist das Gerede vom Judentum, das der Welt den Monotheismus brachte, grundfalsch.
Das Judentum des Alten Testaments ist eine Monolatrie und kein Monotheismus. Der Gott des Alten Testaments hat schon charakterlich nichts mit dem Gott zu tun, von dem Jesus im Neuen Testament spricht. Die Bibelwissenschaft bestreitet auch nicht, dass Jahwe, der Gott des Moses, eine Auswahl aus einem ganzen Club von möglichen ägyptischen und semitischen Gottheiten war, dass also Jahwe von Moses über andere Götter erhoben, aber deren Existenz nicht bestritten wurde4. Als Vorbilder bieten sich hier die Götter Baal bzw. Seth an, die auch in Ägypten bekannt waren und in den Jahren der Hyksos-Herrschaft (semitische Fremdherrschaft über Ägypten) vereinigt zum Hauptgott wurden. Die Hyksos werden später in diesem Text noch eine Rolle spielen, denn vieles an ihrer Geschichte und ihrem unrühmlichen Ende in Ägypten weist verblüffende Ähnlichkeiten mit dem biblischen Exodus auf, inklusive überlieferter Naturkatastrophen und Plagen.
Moses-Biografie nimmt Anleihen bei Romanfiguren und historischen Vorbildern
Auch die Moses-Geschichte wirkt eher wie eine recht offensichtliche Abwandlung der ägyptischen Erzählung Geschichte von Sinuhe, einer Art Abenteuerroman aus dem Jahr 1.900 v. Chr. Darin flieht Sinuhe, ein pharaonischer Hofbeamter, wegen falscher Beschuldigungen am Tod des Pharaos schuldig zu sein, nach Kanaan. Später kehrte er aber wieder nach Ägypten zurück. Auch Moses begeht einen Mord in Ägypten, flieht deswegen; und kehrt wieder zurück. Die Geschichte von Sinuhe war im alten Ägypten populär, also kannten sie Moses und die Toraautoren mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, da sich der Exodus auf einen Zeitraum zwischen 1.600 bis 1.100 v. Chr. eingrenzen lässt5.
Damit aber noch nicht genug der Kopien: Die Auffindegeschichte des Moses in einem Binsenkorb im Nil gleicht der Lebensgeschichte des akkadischen Königs Sargon (ca. 2.300 v. Chr.), der einer Legende nach von seinem Pflegevater in einem Kästchen gefunden wurde, das im Euphrat trieb. Bei solchen Geschichten ist davon auszugehen, dass es sich um altertümliche Umschreibungen handelt, die eine uneheliche oder anderweitig illegitime Herkunft der Personen anzeigen beziehungsweise verschleiern6. Die Zeugung dieser Personen war also ein Unfall. Wörtlich dürfen diese Geschichten nicht genommen werden.
Jens Jürgens‘ „Der biblische Moses als Pulverfabrikant Räuberhauptmann und Erzbolschewist“
Berechtigte Zweifel an der Darstellung in der Tora sind daher geboten. Das heißt aber nicht, dass die Mosesfigur eine reine Erfindung war. Wie auch die sonstigen Erzählungen der Tora mag sie einen wahren Kern besitzen. Was ist also wirklich geschehen? Warum der Exodus, wer war Moses, warum der Sinai?
Eine vorkonstitutionelle Schrift von Jens Jürgens (eigentlich Karl Weinländer, ein Ariosoph), erstmals erschienen 1921, liefert einige interessante Erklärungsansätze für diese Fragestellungen – im wahrsten Sinne des Wortes „Sprengstoff“. Die Abhandlung „Der biblische Moses als Pulverfabrikant, Räuberhauptmann und Erzbolschewist“ ist als Nachdruck im Uwe Berg-Verlag erhältlich.
Zur historischen Einordnung dieses Werks: In den 1920ern waren bibelkritische Texte um einiges aufsehenerregender als heute; die Kirche war noch eine ernstzunehmende Autorität. Dennoch hatten sich Wissenschaftlichkeit und Intellektualismus bereits durchgesetzt – die Aufklärung war immerhin mehr als einhundert Jahre alt. Zudem etablierte sich im ausgehenden 19. Jahrhundert die Archäologie als anerkannte Wissenschaft. Und so sind es vor allem die Ausgrabungen des britischen Ägyptologen Flinders Petrie auf dem Sinai (1905), auf die Jürgens Bezug nimmt. Sie lieferten spektakuläre Erkenntnisse, die eine neue Interpretation der Mosesgeschichte erlaubten.
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Warum der Exodus?
Vor der Person Moses ist der Exodus als Ganzes zu betrachten, in deren Mittelpunkt Moses steht. Warum zogen die Hebräer aus Ägypten aus? Gibt es dafür einen historischen Nachweis? Jürgens verweist auf die Hyksos, auch wenn er dafür keine Details nennt. Aber das kann hiermit nachgeholt werden: Die Hyksos waren ein semitisches Hirtenvolk, welches in das Pharaonenreich im 17. Jhdt. v. Chr. eindrang und zeitweise sogar über Ägypten herrschte.
„Einer ihrer Könige hieß Ya’kobher was verdächtig nach [dem biblischen] Jakob klingt. Im 16. Jhdt. v. Chr. – wird sind jetzt schon im möglichen Zeitfenster des Exodus -, gelang es den Ägyptern, die Hyksos zu verjagen und Richtung Kanaan zurückzudrängen.7
Die Hyksos sollen rechte Ausbeuter gewesen sein, gut im Handel und im Spekulieren; auch der biblische Josef zeigt findiges Getreidespekulantentum. Der Exodus der Hyksos aus Ägypten war aber eine militärische Austreibung, ein Rückzug; kein siegreicher Befreiungsschlag. Unter ihrem König Chalmudi zogen die Hyksos nach Kanaan/Palästina ab, als sie einsahen, dass sie sich in Ägypten nicht länger halten konnten – Pharao Ahmose I. jagte ihnen nach, ähnlich wie in der Exodusgeschichte.
In dieser Zeit ist sogar eine extreme Naturkatastrophe nachweisbar, die Ägypten heimsuchte. Manche Historiker verstehen diesen Bericht aber als eine Metapher für den (Bürger)Krieg mit den Hyksos, andere sehen darin die Auswirkungen der Santorin-Eruption beschrieben.
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Wichtig ist jedenfalls, dass es für die biblische Exodusgeschichte ein nachweisbares historisches Vorbild gibt. Auch die biblischen Hebräer wanderten nach Ägypten ein und stiegen in hohe Ämter auf, wie die Josefsgeschichte (1 Mose 37–50) erzählt. Sie waren also nicht immer die niedrigen Sklaven in Ägypten, die Moses „befreite“. Viele Details der Exodusgeschichte weisen zudem Anzeichen eines Bürgerkriegsgeschehens auf, wie er tatsächlich zwischen den Hyksos und den Ägyptern stattfand: Das Töten der Erstgeborenen, Plünderungen, Verhandlungen zwischen ihren Führern und dem Pharao, das Markieren von Häusern mit Lammblut … nicht, um einen ominösen Geist abzuschrecken, sondern um hebräische Lynchtrupps davon abzuhalten, die eigenen Leute im Schlaf zu erschlagen.
Solche Praktiken kennen wir auch aus modernen Bürgerkriegen. Der Verweis auf eine nennenswerte Pharaonentochter in der Bibel verschiebt das historische Vorbild jedoch um einige Jahrzehnte von der Regierungszeit Ahmose I. (ca. 1.560 bis 1.525 v. Chr.) in die Regentschaft Thutmosis III. (ca. 1.486 bis 1.425 v. Chr.), in der die Hatschepsut eine „geschäftsführende“ Übergangsregierung bildete. Wir befinden uns aber trotzdem in einem sehr eng gefassten Zeitfenster. Verschiedene Historiker gehen davon aus, dass die Hyksos nicht alle nach Kanaan abzogen. Einige mussten in Ägypten bleiben und wurden zu Arbeitsdiensten herangezogen – mehr oder weniger Kriegsgefangene. Erneut schließt sich der Kreis zwischen historischen Fakten und der Exodusgeschichte. Hier haben wir möglicherweise exakt den Rest der Hyksos, der das historische Vorbild für die versklavten Israeliten der Bibel bildete.
Moses, Manasse: Aufsteiger und Revolutionär im alten Ägypten
An die Spitze dieser Hyksos-Kriegsgefangenen (Männer, Frauen, Kinder) setzte sich möglicherweise eben jener Moses. Zwar ist es denkbar, dass Moses keine Einzelperson darstellt, sondern eine Symbolfigur, die die besten Eigenschaften diverser religiös-politischer Persönlichkeiten in sich vereinigt. Jürgens verweist aber auf einen Fund des oben erwähnten Flinders Petrie, der diese Person als Individuum greifbar macht. Während seiner Sinaiexpedition fand Petrie im Hathor-Tempel in Sarabit al-Chadim eine Höckerstatue, die Jürgens näher beschreibt (S. 62–64; siehe Abbildung unten):
Er beruft sich dabei auf die Übersetzungen des Semitisten Hubert Grimme, der die Höckerstatue auch in seinem Buch „Althebräische Inschriften vom Sinai“ (1923) behandelt. Für Jürgens und auch Grimme hat diese Höckerstatue einen Bezug zum biblischen Moses. Auf der Statue stehen nämlich interessante Dinge geschrieben: Ein „Hatschepsut-Sohn“, der „Oberster der Minenarbeiter“ und „Hauptmann des Tempels der Mena und des Jahu“ ist, bedankt sich bei Hatschepsut dafür, dass sie „ihn aus dem Nil gezogen hat“.
„Jahu“ … das klingt verdächtig nach Jahwe; und die Geschichte mit dem Ziehen aus dem Nil? Das ist doch auch die Mosesgeschichte. Da für die Ägypter der Nil auch eine metaphorische Bedeutung hatte, kann das Aus-dem-Nil-ziehen ebenso „gebären“ bedeuten, dass also Hatschepsut die leibliche Mutter desjenigen ist. Die Höckerstatue interpretiert Grimme im Kontext mit anderen Funden Petries am gleichen Ort: ein anderer Fund gibt einen Zeitansatz (Abkratzen eines Andenkens an die Hatschepsut auf Geheiß eines Thutmosis); auf anderen Inschriften gibt sich der Tempelhauptmann und Chef der Minenarbeiter als „Manasse“ zu erkennen. Für Grimme ein Indiz, dem biblischen Moses auf der Spur zu sein. Natürlich wurde Grimme für seine Auffassung scharf attackiert. Aber nehmen wir für diese Abhandlung an, dass Manasse und Moses identisch sind.
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Wichtig ist in diesem Kontext, dass sich das Reich der Ägypter zur fraglichen Zeit bis nach Kanaan (heutiges Israel) ausdehnte, also auch das gelobte Land umfasste. Und auf dem Sinai betrieben die Ägypter Bergbau. Nach Jürgens war Moses aller Wahrscheinlichkeit nach ein unehelicher oder Adoptivsohn der Hatschepsut, die einige Jahre im Namen für Thutmosis III. regierte, der noch zu jung für diese Amtsgeschäfte war. Sie war allerdings nur die Stiefmutter – ein Novum. Thutmosis III. (oder dessen Sohn) versuchten nach Hatschepsuts Tod ihren Namen aus allen Inschriften zu tilgen, möglicherweise um Thronkonkurrenz zu vermeiden, denn Thutmosis III. war illegitim – von einer Nebenfrau geboren. So ist es möglich, dass Hatschepsut – aus welchen Gründen auch immer – einen Konkurrenten zu Thutmosis III. aufbaute. Und dieser hatte immerhin priesterliche (Tempelhauptmann) und wirtschaftliche Führungsposten inne (Bergwerksdirektor).
Dieser Moses, Adoptiv- oder sogar leiblicher Sohn der Hatschepsut, war demnach ihr Gefolgsmann und fiel deswegen nach deren Tod bei Thutmosis III. in Ungnade. Möglicherweise zu den Hyksos-Kriegsgefangenen abgeschoben, avancierte Manasse/Moses rasch zu deren Anführer. Ähnlich dem Hermann/Arminius verfügte dieser historische Moses über intime Kenntnisse, kannte die militärischen, religiösen und technischen Geheimnisse Ägyptens, und war so für die Kriegsgefangenen ein natürlicher Führer. Zu verlieren hatte er nichts mehr. Jürgens vermutet sogar, dass Moses aus einer Verbindung der Hatschepsut mit einem Hyksos entstammt. Nicht vergessen: Die Hyksos waren kurz zuvor noch die Regenten des Landes und sicherlich noch an bestimmten Stellen in Amt und Würden. Hier sind diverse Konstellationen denkbar, aber sicherlich typische Hofintrigen und Nachfolgestreitigkeiten, wie wir sie auch aus anderen Monarchien kennen. Denn Hatschepsut traf wohl tatsächlich Vorkehrungen dafür, das Thutmosis III. nicht Pharao werden würde9.
Der Plan dieses Rädelsführers: Einen eigenen Staat gründen. Auf dem Sinai, oder an den Rändern des Neuen Reiches, wie Kanaan. Dort, wo die anderen Hyksos bereits Zuflucht fanden. Auf dem Sinai konnte sich dieser Moses aber nicht langfristig halten, weil ihn sein Kontrahent Thutmosis III. zu sehr bedrängte, aber die Halbinsel war dennoch eine wichtige Zwischenstation.
Sinais Minenbetriebe als temporärer Stützpunkt
Jürgens wie auch Petrie beschäftigten sich mit der Frage, warum sich im Sinaigebirge bestimmte Artefakte häuften, die sich in die Exodusgeschichte derart gut integrieren lassen. Hier war etwas geschehen. Nun wissen wir von der oben erwähnten Höckerstatue, dass der besagte Moses ein Bergwerksdirektor war. Er war also mit Sicherheit auf dem Sinai ortskundig. Er kannte die dortigen Minenbetriebe und Tempelanlagen und wusste, wo er sich mit seinem Kriegsgefangenen-Volk sammeln konnte.
Glaubt man der Tora, dann errang er bei seinem Weggang aus dem ägyptischen Kerngebiet zumindest einen kleinen Erfolg gegen den Pharao. Das verschaffte ihm Zeit, diese Gefolgschaft auf dem Sinai zu formen. Für diese militärischen Erfolge war die Ortswahl ausschlaggebend, denn Sarabit al-Chadim im sinaitischen Gebirgsmassiv war nur sehr schwer zu erreichen. Die wenigen und schmalen Zugänge durch Gebirgstäler waren auch für eine zahlenmäßig und materiell deutlich unterlegene Gruppe gut zu verteidigen.
Moses, der Sprengstoffexperte
Die ägyptischen Priester, zu denen der Höckerstatue nach auch Moses gehörte, waren ja nicht Pfaffen im heutigen Sinne. Sie waren eine Art Alchemisten, denn im alten Ägypten verband sich Religion und Wissenschaft. Und wichtiges Wissen blieb damit das Geheimnis einer elitären Priesterschaft – ähnlich heutigen Staatsgeheimnissen. Zu diesen „alchemistischen“ Kenntnissen zählte Jürgens nach auch die Herstellung von Sprengstoff. Das erklärt auch die Doppelfunktion des Moses als Bergwerksdirektor und Tempelhauptmann. Es ist eben jene spezielle Verbindung aus Religion und Technik oder Wissenschaft, die so typisch für das alte Ägypten ist. Die Herstellung von Chemikalien aller Art, auch Kosmetik und Medizin, wurde von magischen Sprüchen begleitet. Das ist überliefert.
Als Beweis für seine These zitiert Jürgens aus der Tora. Für den Laien mögen die Dinge, die Moses von seinem Volk als Opfer für Jahwe verlangte, höchstens eigenartig erscheinen: Unmengen von Blut und Fett (vgl. 3 Mose 17) sowie sonstigen Tierprodukten und Asche (vgl. 3 Mose 4). Aber für den Kenner sind dies die Zutaten, aus denen Kalisalpeter und damit Sprengstoff gewonnen wird: Ein Verfahren, das als Salpetersieder bekannt ist. Jürgens erklärt dies in seinem Buch sehr detailliert (S. 24–38). Zudem förderten die Minenbetriebe des Sinai weitere wichtige Rohstoffe für diesen Zweck, auf die Moses nun zugreifen konnte. Dass das Donnerschauspiel auf dem Sinai stattfand, war also kein Zufall.
Jahwe, die Pyroshow
Dieser furchterregende Jahwe (Jahu), den Moses als neuen Nationalgott und Patron für sein schwer regierbares Volk kreiert, wird jetzt greifbar. Moses Geheimnistuerei auf dem Sinaiberg war notwendig, damit er und seine engsten Vertrauten die Sprengstoffe platzieren konnten, ohne dass es das Volk merkte. Damit wollten sie den Plebs beeindrucken, den sie aus Ägypten mitnahmen. Und es funktionierte der Rauch, das Donnergrollen (2 Mose 19 und 20, 18–21) … alles Show. Moses nutzte seine geheimen Kenntnisse und schuf sich ein Gottesphantom, um seine Sklavenhorde gefügig zu machen – das auserwählte Volk. Züge eines Demagogen, Psychopathen und Scharlatans werden hier bereits sichtbar. Die gesamte Tora strotzt vor Hinweisen, dass Moses sein Volk nur Mittels Angst regieren konnte, und nicht durch Einsicht.
Manchmal geht auch etwas schief – Betriebsunfall in der Sprengstofffabrik
Jürgens rückt eine weitere Szene der Bibel in dieses Licht der Erkenntnis: Der Tod der Söhne Aarons (3 Mose 10, 1–2). Sie hatten besoffen in der Sprengstofffabrik genannt „Stiftshütte“ gearbeitet. Und weil das gründlich schief ging, finden wir in der Bibel eine Art betriebliche Sicherheitsvorschrift.
Sicherheitsvorschriften werden erlassen: Alkoholverbot in der Sprengstofffabrik
In 3 Mose 10, 8–9 finden wir diese:
„Der HERR aber redete mit Aaron und sprach: Du und deine Söhne, ihr sollt weder Wein noch starke Getränke trinken, wenn ihr in die Stiftshütte geht, damit ihr nicht sterbt. Das sei eine ewige Ordnung für alle eure Nachkommen.“
Hier wird zweifellos ein Alkoholverbot am Arbeitsplatz erlassen. Übrigens hatte wohl auch Moses selbst so einen Unfall: Er hatte sich das Gesicht bei einer seiner Feuerwerkereien verbrannt und musste seine Verletzungen verhüllen (2 Mose 34, 29–35).
Sprengstoff als Multitool der Staatsbildung
Die Völker, denen die mordende Horde des Moses begegnete, waren der technologischen Überlegenheit des Sprengstoffs hilflos ausgeliefert. Aber auch gegen den inneren Feind setzte Moses es ein: Als sich die Rotte Korach gegen den Chef auflehnte, ließ er seinen Jahwe von der Leine. Er gab ihnen „Räucherwerk“ (Sprengstoff) mit und jagte sie in die Luft (4 Mose 16). Denn Moses und seine Führungsclique bereicherten sich mit Steuern und Abgaben an den eigenen Leuten. Und sein Nachfolger Josua nutzte den Sprengstoff auch, gegen Jericho beispielsweise: Die Trompetenparade vor den Stadtmauern übertönte nur das Hämmern und Klopfen der israelitischen Mineure, die Tag und Nacht Sprengkammern unter der Stadtmauer freilegten. Die Bundeslade? Für Jürgens nur eine verzierte Sprengstoffkiste (S. 30).
Ein interessantes Buch
Jürgens Buch liefert interessante Erklärungsansätze für die Erzählungen der Tora, die ohne chemische Kenntnisse keinen Sinn ergeben. Wir verstehen jetzt den Zusammenhang zwischen dem Donner- und Feuergott Jahwe und den Abgaben, die die Israeliten zu leisten hatten. Es ist die Sprengstoffproduktion des Moses.
So lange Jürgens bei den Fakten bleibt, kann man seinen Ausführungen mit einem einsichtigen Kopfnicken folgen. Befremdlich wirken seine Ausführungen zur Atlantislegende, die er in sein Werk einfließen lässt. Jedoch soll dies seinen Enthüllungen zu Moses nicht schmälern. Die Atlantislegende dient in seinem Buch dem Zweck, eine Bindegliedkultur zu identifizieren, und zwar zwischen den amerikanischen und dem afrikanisch-asiatischen Kulturen.
Konkret nennt er auf S. 70 das Buch „Teomortli“ (man findet es im Internet eher unter „Teomoxtli“), welches die Tolteken schrieben – eine mesoamerikanische Kultur, die im heutigen Mexiko existierte. Dieses Buch weist nach Jürgens Erzählungen auf, die deren der Tora ähneln, inklusive einem Gott, der verdächtig dem dämonischen Jahwe gleicht. Er erklärt sich dies dadurch, dass es eine atlantische, vormosaische Bindegliedkultur gab, deren Legenden oder Kulte sich sowohl nach Afrika als auch Amerika verbreiteten.
Ein gefährliches Buch
Die Thesen Jürgens sind in der heutigen Zeit natürlich kein Thema mehr für die etablierte Wissenschaft. Alleine die politische Verortung des Autors im Lager der Nationalsozialisten und Antisemiten macht dies unmöglich. Aber die Thesen Jürgens sind insgesamt Sprengstoff, denn stimmt es, dass Moses Gottesereignis reine Pyrotechnik war, dann ist es aus mit allen abrahamitischen Religionen: Judentum, Christentum und Islam. Die gesamte Theologie wäre entlarvt als Forschung an einem Märchenbuch – sie müsste sich der Literaturwissenschaft unterordnen. Evangelikale Christen und imperialistische Zionisten, beide sehr stark in den USA, könnten im Nahostkonflikt ihren missionarischen „Joker“ nicht mehr ausspielen. Zu viele und sehr mächtige Personen haben kein Interesse an der Wahrheit.
Tora kein Originalwort Gottes, sondern im babylonischen Exil verfasst
Lehrmeinung ist, dass die heute bekannte Tora im babylonischen Exil der Juden (Priesterschrift-Theorie) verfasst wurde, also etwa im 6. Jhdt. v. Chr. Gestützt wird diese Meinung durch die Elephantine-Papyri aus ungefähr der gleichen Zeit, in denen zwar von jüdischen Traditionen und einem Tempel des Jahu (wie auf der Höckerstatue) die Rede ist, aber keine Heilige Schrift erwähnt wird. Sind die Hyksos, Hatschepsut und Thutmosis III. (oder der frühere Ahmose I.) die historischen Vorbilder der Mosesgeschichte, dann fand diese Schlussfassung mehr als 900 Jahre nach den Ereignissen statt, auf die die Tora verweist.
Die Erzählabsicht der Autoren und Redakteure zu dieser Zeit ist klar: Es geht im Exil darum, ein Volk und eine Nation sowie ihren himmlischen Patron zu definieren, das Volk zu ermahnen, zu motivieren und ihren Rechtsanspruch auf eine Heimat zu etablieren. Dabei haben sie in die Tora eingebaut, was an Wissen in dieser Zeit verfügbar war, und das sind auch die oben genannten Mythen aus anderen Ländern und Kulturen. Der Exodus ist darin die wichtigste Botschaft an die Exiljuden; der Aufruf, es ihren Ahnen aus grauer Vorzeit gleichzutun und wieder ins gelobte Land zurückzukehren. Dass dieser verklärte Exodus in Wahrheit kein ruhmvoller Auszug aus Ägypten war, sondern eine Vertreibung (der Hyksos), wäre hier nur ein störendes Detail. Die Erzählabsicht ist nachvollziehbar, hat aber nichts mit dem Wort Gottes zu tun. Es ist ein Nationalepos – mehr nicht. Die Chabad-Leute stürzen die Welt also für ein Märchenbuch ins Chaos.
Sascha von Aichfriede:
1 https://www.voltairenet.org/article174037.html
2 https://www.sueddeutsche.de/wissen/arche-und-archaeologie-noahs-vorbild-1.1872826
3 Ernst Schulz weist in „Der Trug vom Sinai“ (1932) Übereinstimmungen mit der indischen Legenden nach.
4 https://www.bibelwissenschaft.de/ressourcen/wibilex/altes-testament/monotheismus-at
5 https://www.ludwig-neidhart.de/Downloads/Pentateuch.pdf (S.35)
6 https://www.evidenceunseen.com/bible-difficulties-2/ot-difficulties/genesis-deuteronomy/ex-21-10-was-the-moses-birth-story-copied-from-pagan-parallels/
7 https://www.spiegel.de/politik/das-testament-des-pharao-a-c56aff69-0002-0001-0000-000049976963
8 Museum of Egyptian Antiquities, Kairo, collection ID: 38268; https://en.wikipedia.org/wiki/Serabit_el-Khadim_proto-Sinaitic_inscriptions#/media/File:Romain_Butin,_Serabit_el-Khadim_inscriptions,_346_(photo).jpg
9 https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur/2021/02/wer-war-hatschepsut
3 Antworten
1.) Das originale Buch gibt es auch als pdf über archive.org.
2.) Es gibt keine Beweise, das die Israeliten jemals als Volk in Ägpten waren.
Wenn die Berichte über Auszug & Anzahl der beteiligten Personen wahr wären, müßten sie Ägypten über Nacht
zzgl. Frauen, Kindern, sonstigen Begleitern & Vieh, zu Fuß mit einer Geschwindigkeit von ca. 100 km/h verlassen
haben, wie Hochrechnungen ergaben. => Saladin – 1937 (1978) – „Jehovas gesammelte Werke“.
=> FOCUS Magazin | Nr. 38 (2001), „Gab es Moses ?“ von Michael Klonovsky
https://www.focus.de/kultur/medien/gab-es-moses-aegyptologie_id_1963599.html
3.) Es ist anzunehmen, das es zwar mal einen Exodus gab, aber nicht aus Ägypten, sondern aus Indien. Siehe auch: Schulz, E. – 1935 & 1936 (2021) – Der Trug vom Sinai & Amtliche Wissenschaft im Zeichen des Kreuzes
https://archive.org/details/schulz-ernst-der-trug-vom-sinai-amtliche-wissenschaft-im-zeichen-des-kreuzes-internet
4.) Natürlich gibt es keine echte historische Verbindung zwischen AT und NT. Den jüdischen Gott-Vater läßt man doch auch von dem „Jesus“ in Joh. 8,44 als Teufel bezeichnen. Das Gesetz von dem man den „Jesus“ (Iesous) reden läßt und das nicht vergehen soll, ist nicht das jüdische, sondern das Lotos-Sutra („Sutra der Lotosblume vom wunderbaren Gesetz“). Es ist ein Sutra des Mahayana-Buddhismus. Der Vater-König des indischen „Jesus“ (Tathägata) hatte den Herrscher-Titel „Gott“.
Zu 2) Das liegt schon daran, dass der Begriff „Israeliten“ keine exakte Volksbezeichnung ist, sondern später kreiert wurde. Jedoch gibt es Beweise für die Anwesenheit semitischer Nomadenvölker in Ägypten. Die Hyksos zB , oder die Habiru. Die Hyksos sind der heißeste Kandidat, da ihre Geschichte sich mit denen der Mosesbücher an vielen Stellen decken. Steht ja auch in dem Artikel oben. 100 km/h? Zwischen Gosen (Nildelta) und Sarabit al-Chadim liegen ca. 250 km. Der Bibel nach dauerte dieser Marsch mehrere Wochen. Das passt problemlos zusammen.
Zu 3) Das ist falsch. In „Der Trug vom Sinai“ versucht der Autor zu beweisen, dass die Juden ihre Legenden aus den Mosesbüchern von den Indern geklaut haben. Das Exodusgeschehen wird nicht nach Indien verlagert.
Zu 4) Doch, die historische Verbindung gibt es schon, weil im NT regelmäßig Bezug auf das AT genommen wird, zB in den Evangelien aber auch in der Apostelgeschichte.
Danke für den Kommentar.
Zu 1.) Ja, aber der Faksimiledruck ist schön und Sie unterstützen mit dem Kauf den Verlag.
Zu 2.) Für die Israeliten nicht, aber das liegt auch daran, dass Israel eine Wortschöpfung ist, die aus einer späteren Zeit stammt. Jedoch gibt es (wie im Artikel beschrieben), ägyptische Quellen, die die Anwesenheit und sogar die Herrschaft semitischer Völker (die Hyksos) belegen. Einfach mal den Artikel oben lesen. Und wie kommen Sie darauf, dass die Exodusleute 100 km/h schnell sein mussten? Im Exodus ist beschrieben, dass die Wanderung von Gosen (wahrscheinlich Nildelta) bis zum Berg Sinai (wahrscheinlich Serabit al-Chadim) mehrere Wochen dauerte. Für eine Strecke von ca. 250 km ist das problemlos möglich.
Zu 3.) Da ich das Buch Der Trug vom Sinai gelesen habe, kann ich dem nicht folgen. Schulz versucht nachzuweisen, dass vor allem das 1. Buch Moses (Genesis) indische Legenden kopiert. Der Artikel oben nennt aber viele andere Quellen, die viel wahrscheinlicher sind, da ihre Verfassung in einer Zeit vor der Toraniederschrift gesichert ist. Von einem Exodus aus Indien konnte ich dort nichts lesen.
Zu 4.) Natürlich gibt es eine historische Verbindung zwischen AT und NT. In den Evangelien oder am Anfang der Apostelgeschichte sehr eindrücklich. Viel konkreter als eine indische Herkunft Jesus ist die mögliche Abstammung von einem römischen Soldaten (vgl. die Schrift des Kelsos).