Am 27. Und 28. Juli fand in Sankt Petersburg der zweite sogenannte Russland-Afrika-Gipfel unter dem Motto „Für Frieden, Sicherheit und Entwicklung“ statt. Der Themenschwerpunkt der teilnehmenden Staatschefs, Politiker und Wirtschaftsführer lag auf der Ernährungssicherheit und den wirtschaftlichen Perspektiven der afrikanischen Länder. Delegierte von 49 afrikanischen Staaten fanden sich zu diesem Gipfel in St. Petersburg ein.
Sascha A. Roßmüller
Russlands Präsident Putin stellte Burkina Faso, Simbabwe, Mali, Somalia, der Zentralafrikanischen Republik und Eritrea in Aussicht, dass Russland in den kommenden drei bis vier Monaten, bereit sein werde, kostenlos 25.000 bis 50.000 Tonnen Getreide zu liefern bzw. auch die kostenlose Lieferung dieser Produktion an die Verbraucher sicherzustellen. Im vergangenen Jahr lieferte Russland 11,5 Millionen Tonnen Getreide nach Afrika, und allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres nahezu zehn Millionen Tonnen. Mit Blick in die Zukunft sagte Putin:
„Wir sind sicher, dass Afrika durch die Einführung bestimmter landwirtschaftlicher Technologien und die richtige Organisation der landwirtschaftlichen Produktion nicht nur in der Lage ist, sich selbst zu ernähren und seine eigene Ernährungssicherheit zu gewährleisten, sondern auch in der Lage sein wird, Exporteure verschiedener Waren zu werden.“
Sollte dies gelingen, wäre dies ein maßgeblicher Beitrag zur Bekämpfung von Migrationsursachen, von dem ganz Europa profitieren würde.
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Russische Energieprojekte in Afrika
Nicht weniger interessant war die Mitteilung, dass Russland an mehr als 30 Energieprojekten in 16 afrikanischen Staaten beteiligt ist, deren Gesamtkapazität etwa 3,7 Gigawatt beträgt. Afrika sieht Erdgas als eine vielversprechende Richtung der Zusammenarbeit mit russischen Energieunternehmen, um ein energieautarker Kontinent zu werden, bestätigte der geschäftsführende Vorsitzende der Afrikanischen Energiekammer NJ Ayuk.
„Wir betrachten Gas, die Entwicklung von Gas, nicht nur für den Export, sondern auch für den inländischen Gebrauch, um Energiearmut zu beseitigen und eine gasbasierte Wirtschaft zu fördern, die das Leben der Menschen wirklich verbessert“, führte Ayuk am Rande des Russland-Afrika-Gipfels aus.
Auch die russischen Exporte von Erdöl, Erdölprodukten und verflüssigtem Erdgas nach Afrika stiegen in den vergangenen zwei Jahren um das 2,6-fache an. Für die nahe Zukunft ist Moskau zudem mit Ägypten bezüglich einer russischen Industriezone im Gebiet des Suezkanals im Gespräch. Der Handel zwischen Russland und Afrika erreichte im vergangenen Jahr ein Volumen von 18 Milliarden Dollar, was Moskau als Ergebnis des ersten Russland-Afrika-Gipfels von 2019 in Sotschi bezeichnet. Putin zeigte sich in St. Petersburg zuversichtlich, diesen Handel künftig noch deutlich zu steigern. Die zwei hauptsächlichen Diskussionspanels des Gipfels kreisten um die Themenkomplexe „Russland-Afrika: Aussichten für die Zusammenarbeit im Energiebereich“ und „Grundlegende Wissenschaft: Der Eckpfeiler der technologischen Souveränität“.
Russischer Schuldenerlass für Afrika
Ungeachtet der westlichen Sanktionspolitik gegenüber Russland, kann es sich Moskau dennoch leisten, sich an den Bemühungen um einen Schuldenerlass für afrikanische Länder zu beteiligen, und erließ Schulden in Höhe von 23 Milliarden Dollar. Zur Unterstützung bestimmter Entwicklungszwecke stellte Russland in Aussicht, weitere 90 Millionen Dollar zu erlassen. Auch wenn die westlichen Medien gewisse internationale Foren gerne stiefmütterlich behandeln, zeigte sich erneut, dass es eine Illusion sein dürfte, Russland dauerhaft international isolieren zu wollen.
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