Es sind Berichte in den Medien aufgetaucht, die russische Schiffe in der Nähe der Nord-Stream-Explosionsstellen thematisieren. Sofort wittern die transatlantischen Leitmedien den Beweis für eine russische Täterschaft. Es wäre ihnen recht. Aber eher unwahrscheinlich.
Gastbeitrag von Sascha von Aichfriede
T-Online berichtet1: „Dänemark bestätigt t-online-Recherchen zum Anschlag auf Nord Stream: Es existieren 112 Fotos russischer Schiffe am Tatort. Sie wurden vier Tage vor den Explosionen von der dänischen Marine angefertigt. Das geht aus einem Bericht der dänischen Tageszeitung ‚Information‘ hervor. Das dänische Verteidigungsministerium bestätigte demnach die Existenz der Bilder, will sie aber zum Schutz der nachrichtendienstlichen Arbeit geheim halten.“ Dieser T-Online-Artikel erschien am 18.04.2023.
Weiterführende Informationen:
Breite Front gegen LNG-Terminal vor Rügen
USA und Norwegen – Nord-Stream-Attentäter mit Wirtschaftswachstum

Auf der Ostsee, da ist was los
Wir haben jetzt die lächerliche Theorie einer Segeljacht, die von deutschen Leitmedien verbreitet wurde; wir haben ein NATO-Manöver sowie amerikanische, norwegische oder polnische Flugzeuge mit ausgeschaltetem Transponder, die auf eine Täterschaft Washingtons und seiner Vasallen hinweisen (Sy Hersh, Compact-Magazin); und jetzt kommen die russischen Schiffe aus Kaliningrad. Angeblich waren es Spezialschiffe:
„t-online hatte vor drei Wochen exklusiv über Spezialschiffe des russischen Militärs mit Lastkränen und Mini-U-Boot berichtet, die am 21. und 22. September 2022 den Tatort nordöstlich von Bornholm angesteuert haben sollen. Die Informationen aus Sicherheitskreisen ließen sich in Teilen durch Satellitenbilder und Positionsdatenbanken nachvollziehen. Auch die dänischen und schwedischen Streitkräfte rückten damals zu Kontrollfahrten aus. Nun ist klar: Das dänische Patrouillenboot ‚Nymfen‘ stieß am späteren Tatort auf Russlands Militär.“
Beweis für eine russische Täterschaft – drei Gegenargumente
Es bleibt dabei, dass auch das kein Beweis für eine russische Täterschaft ist. Drei gute Gründe, warum die Russen an einer Nord-Stream-Sabotage kein Interesse haben:
- Sie berauben sich damit eines strategischen Spaltpilzes, um Deutschland wieder als Gaskunden und damit Energiepartner zu gewinnen – und von den USA zu lösen.
- Wollen sie Deutschland von der Versorgung abschneiden, brauchen sie nur den Hahn zudrehen.
- Sie würden den USA einen Gefallen tun, die schon immer gegen Nord Stream waren.
Eher Hinweis auf eine US-Täterschaft
Warum rückten die russischen Schiffe so kurz vor den Explosionen aus? Eines ist klar: Die Russen wissen, dass dieses Gebiet von der NATO streng überwacht wird. Sie wurden ja auch entdeckt. Dass die Russen aber gerade so kurz vor der Zerstörung ausrückten, zeigt doch an, dass sie einen Hinweis hatten. Auch Russland überwacht die Ostsee und wird sich wie die NATO davor hüten, Details über ihre Überwachungsfähigkeiten herauszugeben. Diese Mission könnte also den Auftrag gehabt haben, an den identifizierten Stellen die Lage aufzuklären. So wie sich die Lage darstellt, kamen die Russen zu der Erkenntnis, dass eine Demontage der Sprengsätze zu gefährlich sei, da eine Zündung jederzeit bevorstand. Oder sie hatten die Sprengsätze nicht finden können. Denn hätten die Russen die Sprengsätze selbst montiert, würden sie es so offen gemacht haben?
Abstrakte Bedrohung bekannt
Immerhin waren die Russen über den diplomatischen Austausch zu Nord Stream bestens informiert – mindestens über die Klimastiftung MV. Wir erinnern uns: Das Compact-Magazin berichtete über eine ihr zugespielte E-Mail. Sie wurde geschrieben im März 2022 von einer Referentin der Vertretung des Landes Mecklenburg-Vorpommern beim Bund in Berlin. In dieser E-Mail wird erörtert, dass das Gas aus den Nord-Stream-Leitungen herausmüsse, weil man eine Umweltkatastrophe befürchte und die Bundesregierung hierüber mit der US-Regierung verhandeln würde2. Und kurz zuvor drohte Joe Biden mit der Zerstörung der Pipelines. Mit wem verhandelt man? Mit den Tätern. Die später bekannt gewordenen Flugbewegungen aus Richtung Norwegen nach Polen über die Anschlagsstelle hinweg dürften auch den Russen aufgefallen sein. Sie sahen nach dem Rechten.
Haltungsjournalisten am Werk
Die deutschen Leitmedien verteidigen die transatlantische Partnerschaft wie die Berserker. Klar: Sie hatten sich frühzeitig positioniert – gegen Russland. Und das nicht erst seit gestern. Dass die Präsenz russischer Schiffe ohne jede weitere Analyse für eine Beschuldigung Moskaus verwendet wird, beweist die tendenziöse Berichterstattung.
Weiterführende Informationen:
Nord Stream: Ein unglaublicher Anschlag
Annalena Baerbock bläst Projekt Nord Stream 2 ab
Amerikaner zerstörten Nord Stream – aber wie reagieren?

1 https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/internationale-politik/id_100160712/explosionen-am-nord-stream-russland-schickte-schiffe-zum-tatort.html (Aufruf: 25.04.2023).
2 https://deutsche-stimme.de/amerikaner-zerstoerten-nord-stream-aber-wie-reagieren/ (Aufruf: 25.04.2023).