Der Gewöhnliche Liguster (Ligustrum vulgare) ist ein in allen Teilen giftiger Strauch, der auch Rainweide, Beinholz, Tintenbeerstrauch, Zaun- oder Hartriegel genannt wird. Er ist eine Pflanzenart aus der Familie der Ölbaumgewächse (Oleaceae). Obwohl weder Beeren noch Blätter des Ligusters in frischem Zustand genutzt werden dürfen, wussten unsere Vorfahren seine Heilwirkung zu schätzen.
Ines Schreiber
Steckbrief
Liguster wächst als Hecke, ist aber auch wild wachsend als Gestrüpp allerorten zu finden. Der Strauch kann ungeschnitten bis zu 5 Meter hoch werden. Die glänzenden, dunkelgrünen Blätter sind unbehaart, der Blattrand ist glatt und ganzrandig, die Blattunterseiten hellgrün gefärbt. Die Blütezeit des Ligusters erstreckt sich von Mai bis Juni. Die weißen Blüten bilden dichte Rispen. Der Geruch der Ligusterblüten ist intensiv, süßlich. Aus ihnen entwickeln sich im Herbst tiefschwarze, bittere Beeren, die den gesamten Winter über als Vogelfutter dienen. Auch das Laub hält sich in milden Wintern bis ins folgende Frühjahr hinein.
Medizinische Wirkung und Verwendung
Trotz seiner Giftigkeit wurde der Gewöhnliche Liguster von unseren Vorfahren in der Pflanzenheilkunde innerlich und äußerlich angewendet. Genutzt wurden die adstringierende (zusammenziehende) und wundheilende Wirkung seiner Zweige, Blätter und Blüten.
Die Blüten wurden in Essig eingelegt oder in Öl mazeriert. Auf die Stirn aufgetragen, sollten sie gegen Kopfschmerzen helfen. Die Blätter wurden zerstoßen um damit Krätze und Furunkel zu vertreiben. Die Zweige oder Blätter kaute man, um Entzündungen des Mundraumes zu bekämpfen.
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Weitere Anwendungsgebiete
Der Name Tintenbeere weist darauf hin, dass die Früchte des Ligusters jahrhundertelang Verwendung als Grundstoff für die Tintenherstellung fanden. Auch zum Färben von Stoffen oder Leder kamen sie zum Einsatz.
Doch auch Wein soll mit Liguster geschönt worden sein. Die Beeren harmonierten im Geschmack offenbar mit den herben Rotweinen jener Zeit. Von einer Nachahmung sei aber wegen der Giftigkeit nochmals abgeraten! Weniger problematisch dürfte die Verwendung der Rinde sein, denn sie diente einst zum Gelbfärben von Wolle.
Eine Quelle behauptet gar, dass man mit den Blättern unter Zugabe von grünen Walnuss-Schalen die Haare blond färben konnte. Das probiere ich lieber nicht aus!
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Bei der Verwendung des Holzes sieht das etwas anders aus. Es gilt als äußerst widerstandsfähig und zäh. Aus den biegsamen Zweigen wurden Körbe geflochten, dickere Äste nutzte man für Drechselarbeiten. Schuster fertigten hölzerne Nägel und Pflöcke aus ihnen.
Tinte kann man auch heute noch problemlos herstellen. Man nehme etwa eine große Handvoll reife Beeren. Diese werden zerdrückt und mit etwas Wasser aufgekocht. Es entsteht eine violette Lösung. Zur besseren Farbgebung kommt noch ein halber Teelöffel Natron hinzu. Sobald das Natron sich gelöst hat kann die nun hellblaue Mischung abgefiltert werden und ist gebrauchsfertig.
Versetzt man den Saft anstelle des Natrons mit Essigessenz, so erhält man eine dunkelrote Tinte. Die Kraft der Farben kann noch durch Eindicken des Saftes verstärkt werden. Für die Erstellung dieses Beitrages habe ich dann aber doch lieber die Tastatur genutzt!