Die phantastische Welt der Heilpflanzen: Die Schneerose

Die Schneerose (Helleborus niger), auch unter den Namen Christrose oder Schwarze Nieswurz bekannt, ist eine in allen Teilen stark giftige Pflanze. Dennoch wussten unsere Vorfahren ihre Heilwirkung zu schätzen. Zwei ihrer Namen leiten sich von der Jahreszeit ab, in der sie grünt und blüht. So dürfte sie auch mit dem bekannten Weihnachtslied »Es ist ein Ros‘ entsprungen« gemeint sein. In Wilhelm Hauffs Kunstmärchen »Zwerg Nase« spielt sie als zauberkräftiges Kraut »Niesmitlust« eine wichtige Rolle – womit auf eine Wirkung der Nieswurz abgezielt wird.

Ines Schreiber

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Steckbrief

Die Schneerose wächst in den südlichen und nördlichen Kalkalpen, dem Apennin, dem Nordwestteil des Balkans und steht dort in Bergwäldern bis in 1900 m Höhe oder auf Kalkmagerrasen.

Aus einem schwarzen, kräftigen Wurzelstock wachsen grundständige, langgestielte, ledrige, dunkelgrüne Blätter. Sie blüht im Winter mit weißen, teils rosa eingefärbten Blüten, die später grünlich werden. Auffallend sind die fünf weißen, eiförmigen Blütenhüllblätter. Die eigentlichen Kronblätter sind zu gelbgrünen, tütenförmigen Nektarblättern umgebildet. Sie sondern reichlich zart duftenden Nektar ab. Die Samen haben fettreiche Anhängsel und werden hauptsächlich durch Ameisen verbreitet.

Im 19. Jahrhundert entstanden auch Zuchtsorten, die größere Blüten und einen reichlicheren Blütenansatz als die Wildart aufwiesen.

Medizinische Wirkung und Verwendung

Erste Berichte über eine Nutzung finden sich in der Antike. Eingesetzt wurde die Schneerose bei Krampfleiden und Wutanfällen sowie »Melancholie«. Außerdem soll die Pflanze gegen Zahnschmerzen oder als menstruationsförderndes Mittel geholfen haben. Später wurde die Schneerose als Herzmittel und harntreibendes Medikament genutzt.

Bei uns ist die Schneerose seit dem 16. Jahrhundert in Kultur, über Klostergärten gelangte sie später in die Bauerngärten. Schon damals wurde in Kräuterbüchern auf die Giftigkeit sowie auf die Gefahr einer Überdosierung dieser Pflanze hingewiesen: »Drei Tropfen machen rot, 10 Tropfen machen tot«.

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Aufgrund ihrer Giftigkeit eignet sich die Schneerose nicht für die Selbstbehandlung mit der frischen Pflanze. Berichten über eine Anwendung in der »Volksmedizin«, wo sie angeblich auch heute noch als »Brech- und Abführmittel sowie gegen Wassersucht und Harnverhalt« wirken soll, sind mit Skepsis zu betrachten. In der Homöopathie werden die Pflanzenteile heute noch verwendet – allerdings nur in den sprichwörtlichen »homöopathischen Dosen«. Zudem sind einige Helleborus-haltige Medikamente im Handel erhältlich.

Noch verrückter sind Berichte über den Einsatz in der Tierheilkunde: So soll die Pflanze laut Wikipedia im England des 17. Jahrhunderts als »Mittel gegen Husten und Vergiftung« eingesetzt worden sein. Dazu hätte man dem betreffenden Tier ein Loch ins Ohr gestochen, durch das einen Tag und eine Nacht lang ein Stück Christrosenwurzel gesteckt wurde. Bei Schweinen sollen ins Ohr gesteckte Blüten gegen die Schweinepest geholfen haben. Das sollte man sich einmal bildlich vorstellen – diese Überlieferungen erscheinen mir ziemlich unglaubwürdig!

Fazit:

Die Schneerose ist eine außergewöhnliche Zierpflanze in der kalten Jahreszeit – nicht mehr aber auch nicht weniger. Als Topfpflanze bereitet sie Freude beim Verschenken, die anschließend über viele Jahre im Garten ihre Fortsetzung finden kann.

Foto: privat

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