Die Echte Kamille (Matricaria chamomilla L.) gehört zur Familie der Korbblütler. Der Gattungsname Matricaria geht auf die frühere Verwendung des Heilkrauts bei Menstruations- und Schwangerschaftsbeschwerden zurück. Auch der deutsche Name »Mutterkraut« weist auf diese Art der Verwendung hin. Die ursprünglich in Süd- und Osteuropa verbreitete Art ist heute praktisch in ganz Europa heimisch. Sie ist eine Heilpflanze, die vor allem bei Magen- und Darmbeschwerden sowie bei Entzündungen Verwendung findet.
Ines Schreiber
Schon im Alten Ägypten wurde die Kamille als Blume des Sonnengottes verehrt. Auch in den Kräuterbüchern der Klöster wurde die entzündungshemmende und heilende Wirkung der Pflanze beschrieben. Vor dem Johannistag, am 24. Juni, wurden Kamillen-Sträußchen gebunden und verschenkt. Sie sollten vor Unglück und Schaden schützen. Lange Zeit steckte man bei der Heuernte einen Bündel Kamille in die erste Heu-Garbe, um Ungeziefer aus dem Getreide abzuhalten.
Steckbrief
Die Echte Kamille ist eine einjährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 15 bis 50 cm. Die Stängel wachsen niederliegend bis aufrecht und buschig verzweigt. Die Laubblätter sind doppelt bis dreifach fiederteilig mit schmalen, fadenförmigen Fiedern.
Wir finden sie auf Äckern und auf Ödland, bevorzugt auf frischen, nährstoffreichen Lehm- und Tonböden. Die Standorte, an denen die Kamille wächst, sind oft nicht ganz unproblematisch. Als Ruderalgewächs samt sie sich überall dort aus, wo der Boden frisch aufgerissen wurde. Neugebaute Feldwege oder sonstige Baustellen werden rasch in Besitz genommen. Aber auch an Feldrändern oder mitten im Getreide ist sie zu finden. Von der Ernte an diesen Stellen ist abzuraten, da wir hier auch mit dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln rechnen müssen.

Wie unser Foto zeigt, gibt es dennoch genügend Möglichkeiten, die Echte Kamille zu sammeln. Auf stillgelegten Ackerflächen entstehen manchmal regelrechte Kamillenfelder, ohne dass ein Landwirt dafür tätig geworden wäre.
Handelsware der Echten Kamille stammt meist aus Kulturen. Die wichtigsten Anbauländer sind Argentinien, Ägypten, Bulgarien, Ungarn, in geringerem Umfang Spanien, Tschechien und Deutschland. In Deutschland beträgt die Nachfrage nach Kamille etwa 5000 t, wobei der Marktwert dieser Menge bei fast 20 Mio. Euro liegt.
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Medizinische Wirkung
Der für die Nutzung wesentliche Bestandteil der Echten Kamille ist das Kamillenöl, das 0,3 bis 1,5 % der Pflanzenmasse ausmacht. Die Blüten verströmen wie alle Pflanzenteile einen angenehmen Duft und entfalten eine desodorierende und bakterienhemmende Wirkung.
Hauptanwendungsgebiete sind bei innerlicher Anwendung Magen- und Darmbeschwerden wie Gastritis, Enteritis, Colitis, Blähungen, krampfartige Beschwerden im Verdauungstrakt und Menstruationsbeschwerden. Auch wird über eine beruhigende sowie angstlösende Wirkung der Echten Kamille berichtet.
Äußerliche Anwendung findet die Echte Kamille bei Haut- und Schleimhautentzündungen sowie bei bakteriellen Hauterkrankungen, auch der Mundhöhle und des Zahnfleisches. Bei entzündlichen Erkrankungen der Luftwege werden Inhalationen vorgenommen. Bei Erkrankungen im Anal- und Genitalbereich werden Bäder und Spülungen vorgenommen.
Für die Bereitung des Kamillentees werden hauptsächlich die frischen oder getrockneten Blüten verwendet. In romanischen Ländern wird er als Schlaftee und als Beruhigungsmittel verwendet. In der Aromatherapie wird das Kamillenöl für ein besseres Hautbild verwendet.
Verwechseln kann man die Echte Kamille mit verwandten Arten wie der Hundskamille, die aber am fehlenden oder andersartigen Geruch leicht zu unterscheiden sind. Hingegen riechen die gelbe Färberkamille oder die Strahlenlose Kamille nicht nur ähnlich, sie können auch ebenso wie die Echte Kamille verwendet werden.
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