Die Sommerlinde (Tilia platyphyllos) kennen wir als stattlichen Laubbaum mit einer Wuchshöhe bis 40 m. Bei den Germanen hatte die Linde den Ruf als heiliger Baum inne, der mit der Göttin Freya in Verbindung stand. Rinde und Blüten werden seit Jahrhunderten für Heilzwecke gebraucht. Das Holz der Sommerlinde kommt in der Bildhauerei, der Schnitzerei und Drechslerei zur Anwendung. Die berühmten Werke der Spätgotik, so von Tilman Riemenschneider oder Veit Stoß, sind häufig aus Lindenholz hergestellt.
Ines Schreiber

Der deutsche Name „Linde“ könnte sich aus dem indogermanischen „lind“, für biegsam, nachgebend, herleiten, da ihr Holz auch als Bastlieferant verwendet wird. Linden zählen zu unseren traditionell bedeutendsten und beliebtesten Dorf- und Hofbäumen. So wurde unter den Tanz-Linden in den Dörfern gefeiert, getanzt oder sogar geheiratet. Das herzförmige Aussehen ließ das Lindenlaub in der Volksmythologie zum Symbol der Liebe werden.
Steckbrief
Die Sommerlinde ist in Mittel- und Südeuropa heimisch. Sie blüht im Juni, ihr Blütenstand bilden hängende „Trugdolden“, die aus 3 bis 6 gestielten, hellgelben und stark duftenden Einzelblüten bestehen. Ein gelblich-grünes, flügelartiges Hochblatt sorgt nach der Samenreife mit Hilfe des Windes für die Verbreitung. Die Früchte sind dickwandig und besitzen 4-5 deutliche Längsrippen.
Die Blätter sind herzförmig, asymmetrisch und beidseitig mattgrün. Ihr Rand ist spitz gesägt. Der Stamm besitzt in der Jugend eine glatte Rinde, die im Alter grob längsrissig und dunkelbraun-schwärzlich wirkt. Linden werden häufig sehr alt. Der Volksmund behauptet, dass Linden »dreihundert Jahre kommen, dreihundert Jahre stehen und dreihundert Jahre vergehen«.
Nutzung
Die Sommerlinde ist ein beliebter Dorf- und Hofbaum und wird hauptsächlich als Einzelbaum, für Baumhecken und als Park- und Alleebaum angepflanzt. Ihre Blüten bieten eine gute Bienenweide aufgrund des hohen Zuckergehalts ihres Nektars. Die schnellwüchsige Baumart wurde früher als Unterholz in Mittelwäldern herangezogen, ihr Holz als Brennholz genutzt.
Weiterführende Informationen:
Die phantastische Welt der Heilpflanzen: Das Schöllkraut
Praktische Krisenvorsorge: Die stillen Reserven der Natur

Heilwirkung
Seit dem 17. Jahrhundert ist das Sammeln von Blättern und Blüten der Linde für naturheilkundliche Zwecke überliefert. Davor kochte man vor allem die Rinde ab und nutzte den Sud zur Behandlung von Schmerzen bei Blasen-, Nieren- und Gallenleiden.

Lindenblüten werden auf verschiedene Art und Weise verwendet, beispielsweise als Tee, Tinktur, Umschlag oder als Badezusatz. Sie wirken blutreinigend, schweißtreibend, entzündungshemmend und beruhigend auf die Nerven. Vor allem bei Erkältungskrankheiten, Kopfschmerzen und Hexenschuss kommen die heilsamen Inhaltsstoffe der Lindenblüten zur Anwendung. Zu den Inhaltsstoffen der Lindenblüten zählen ätherische Öle wie das Farnesol, das die Bildung von Pilzen hemmt, Flavonoide, die die körpereigene Immun-Abwehr unterstützen, entzündungshemmende Saponine und antimikrobiell und entzündungshemmend wirkende Gerb- und Schleimstoffe.
Beim Sammeln nimmt man die frisch geöffnete Blüten – mit oder ohne Hochblätter. Am praktischsten ist es, einzelne, tief hängende Zweige abzuschneiden und anschließend in Ruhe zu zupfen. In den ersten Stunden (am besten über Nacht) sollten die Blüten im Freien lagern, um den zahlreichen Insekten eine Möglichkeit zur „Flucht“ zu bieten.
Aus den jungen, weichen Früchte der Linde kann man kapernähnliche Produkte herstellen. Die jungen, noch weichen Lindenblätter sind essbar und eignen sich wegen ihres ausgesprochen milden Geschmacks gut für Salat.
Übrigens: Alle Verwendungsmöglichkeiten der Sommerlinde treffen auch auf die später blühende Winterlinde zu.
Abonniert unseren Telegram-Kanal https://t.me/aufgewachtonline
Kostenlose AUFGEWACHT-Leseprobe herunterladen: https://aufgewacht-online.de/leseprobe/