Hände weg von der Kärntner Landeshymne!

Nicht Kärnten hat 1918 mit dem Blutvergießen an der Grenze begonnen

von Peter Wassertheurer

Es ist nicht neu, dass von bestimmten Kreisen in Kärnten eine Streichung der vierten Strophe der Kärntner Landeshymne gefordert wird. Schon in der Vergangenheit waren Stimmen aus dem Umfeld etwa der Universität Klagenfurt laut geworden, die sich am Text der vierten Strophe reiben. So lobte etwa 2018 der Rektor der Klagenfurter Universität einen Ideenwettbewerb für eine neue vierte Strophe zur Landeshymne.

Jetzt ist es wieder einmal so weit. Die IG Autoren beweisen sich als moderne Bilderstürmer und machen sich daran, die Texte etlicher Landeshymnen kritisch zu durchleuchten, denn deren Autoren seien eng mit der NS-Geschichte Österreichs verknüpft gewesen. Streichen, umdichten, entfernen! So fordern es die moralisch sattelfesten und ideologisch einwandfrei sauberen, neuen Jakobiner Österreichs. Kärnten darf bei dieser politischen Säuberungswelle freilich nicht fehlen.

1930 wurde nach einem öffentlich ausgeschriebenen Wettbewerb für eine neue vierte Strophe der Kärntner Landeshymne der Text von Agnes Millonig auserkoren. Millonig war gebürtige Steirerin, ihre Mutter kam aus Arriach in Oberkärnten, der Vater aus dem unteren Gailtal, wo damals eine slowenischsprachige Mehrheit lebte. Agnes Millonig war aufgrund ihrer Herkunft eng mit beiden Volksgruppen in Kärnten vertraut, ihr kann folglich schlecht ein mangelndes historisches Bewusstsein für diese Thematik vorgeworfen werden. Das trifft heute eher bei den vielen selbsternannten, politischen Moralaposteln zu, die sich anmaßen, darüber entscheiden zu können, wem in Österreich noch ein Verdienst zukommen darf. Millonig soll diese Ehre nicht mehr zuteilwerden, ihr literarisches Vermächtnis muss nach dem Willen linker Bücherverbrenner endgültig ausgelöscht werden.

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Wo Mannesmut und Frauentreu`,

die Heimat sich erstritt auf`s neu`,

Wo man mit Blut die Grenzen schrieb

und frei in Not und Tod verblieb;

hell jubelnd klingt`s zur Bergeswand:

das ist mein herrlich‘ Heimatland.


Der Text der vierten Strophe bezieht sich auf den Kärntner Abwehrkampf von 1918-1920. Millonigs Kritiker stoßen sich hier vornehmlich an der dritten Zeile, bei der es heißt: „Wo man mit Blut die Grenze schrieb“. Das Argument von Millonigs Kritikern lautet wie folgt: Man könne heute Grenzen nicht mehr mit Blut schreiben. Wer das heute dennoch tue, so die intellektuellen Empörten weiter, habe nichts aus der Geschichte gelernt und verstehe Europa nicht.

Von MoserB – Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27877247

Dazu ist anzumerken, dass es 1918 keine Kärntner waren, die ein Land militärisch besetzt und mit dem Blutvergießen begonnen hatten. Mit diesem fadenscheinigen Argument wird nicht nur versucht, ein historisches Ereignis auf die Grenzen von heute umzulegen, was völlig absurd ist, es werden auch ganz bewusst historische Tatsachen verdreht. Kärnten hatte sich nämlich verteidigt und den slowenischen Aggressor abgewehrt, der mit Waffengewalt ein Drittel des Landes besetzt hatte. Das Blut von mehr als 200 gefallenen Kärntner Abwehrkämpfern war zur Verteidigung der Landesgrenze geopfert worden.

Dieser hohe Blutzoll findet in den Worten Millonigs seinen dichterischen Ausdruck. Dieses Blut war der Preis für Kärntens Freiheit, für den Erhalt der Landeseinheit, es steht auch für Kärntens Bekenntnis zur Republik Österreich. Gerade heute, da sich die Ukraine gezwungen sieht, ihre Grenzen mit Blut zu verteidigen, sollte die vierte Strophe der Kärntner Landeshymne für alle aufrechten Patrioten und Befürworter demokratischer Freiheitsideale ein würdiges Denkmal darstellen.

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Millonigs Worte „Wo man mit Blut die Grenze schrieb“ sind leider aktueller denn je. Für uns Kärntner ist die vierte Strophe ein Stück Identität und Teil der aus der Abstimmung vom 10. Oktober 1920 erwachsenen Landesgeschichte, die man nicht einfach wegstreichen kann.

Der zweite Kritikpunkt gegen Millonig bezieht sich auf ihre politische Vergangenheit. Millonig sei, wie schon 1996 bei der Enthüllung einer Gedenktafel zu ihren Ehren von linksradikaler Seite (SJ-Jugend und KPÖ) hasserfüllt betont wurde, illegale NS-Sympathisantin gewesen. Immerhin habe Millonig in ihrem Gedicht „Das heilige JA“ den Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland propagiert und befürwortet.

Das haben 1938 übrigens Millionen von Österreichern auch getan. Hier ist ihren ideologischen Widersachern nur eines ins Stammbuch zu schreiben: Wer sich dafür ausspricht, Millonigs Begeisterung für den Anschluss zum Anlass zu nehmen, um sie aus dem öffentlichen Bewusstsein Kärntens zu vertreiben, muss konsequent sein und das auch bei anderen einfordern. Kein Geringerer als der sozialistische Staatskanzler Karl Renner hatte sich in der Arbeiterzeitung öffentlich zu seinem JA bekannt.

Wer von den IG Autoren fordert aber in Wien die Umbenennung des Karl-Renner-Rings, einen neuen Namen für das Karl-Renner-Institut, die Streichung des Karl-Renner-Preises, oder die Entfernung des Renner-Denkmals vor dem österreichischen Parlament?

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ZUR PERSON

Dr. Peter Wassertheurer, geboren 1964 in Kärnten in Österreich. Nach dem Studium in Graz Lektor für deutsche Sprache in Japan. Danach wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Verband der volksdeutschen Heimatvertriebenen in Wien. Lektorat an der Wirtschaftsuniversität Wien. Autor von Theaterstücken und Erzählungen. Journalistische Tätigkeit und Sachbuchautor.

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Eine Antwort

  1. Vielleicht häte man noch erwähnen sollen, das Östereich schon viel früher den Anschluß an Deutschland wollte. Die Siegermächte des 1. Weltkrieges hatten das aber nicht erlaubt.
    https://www.wintersonnenwende.com/scriptorium/deutsch/archiv/10jahreversailles/10jv319.html

    Nebenbei bemerkt, Landesverteidigung ist aber nicht christlich – schließlich sollen die Gläubigen doch ihre Feinde lieben und ihnen vergeben… Lukas 6,27-35 müßte man eigentlich im Bezug auf die Ukraine so auslegen: Nimmt Dir Russland die Krim, verweigere ihm auch weitere Gebiete des Landes nicht…