Zwei Kriege in einem

Derzeit tobt innerhalb der nationalen deutschen Rechten ein heftiger Streit über den Rußland-Ukraine-Krieg. Auf wen soll man halten? Ist man „pro-russisch“ oder „pro-ukrainisch“? Am besten, so meine ich, „pro-deutsch“. Worin liegen in diesem Konflikt die deutschen Interessen? Die politische Klasse und die Journaille des BRD-Systems haben Jahrzehnte lang bewirkt, daß „deutsche Interessen“ mit dem Verweis auf Hitlers Hinterlassenschaft kriminalisiert wurden.

von Jürgen Schwab

Alain de Benoist zufolge haben wir es derzeit in der Ukraine mit zwei Kriege in einem zu tun. Zum einen – im Vordergrund – mit einem Krieg Rußland gegen Ukraine (Krieg Nummer eins), zum anderen – dahinter stehend – mit einem Krieg USA gegen Rußland (Krieg Nummer zwei).

Während nun die einen, vom Dritten Weg bis hin zu Baldur Landogart (siehe dessen Beitrag in der aktuellen Druckausgabe „NS Heute“) sich einseitig auf den Krieg Nummer eins kaprizieren, den Krieg Nummer zwei ignorieren bzw. hastig zur Seite wischen, mit der Behauptung Geopolitik sei uninteressant, um damit die eigene NATO-Kollaboration zu kaschieren; meinen die anderen, wie Karl Richter (ebenfalls in der aktuellen Druckausgabe der „NS Heute“) und Jürgen Elsässer (in Compact), daß es nur um den Krieg Nummer zwei, also nur um Geopolitik gehe, wohingegen man das Selbstbestimmungsrecht der Völker den Ukrainern verwehren solle, da es sich bei denen ja – ganz in der Diktion Putins – um „Kleinrussen“ und nicht um eine eigene Nation handele.

Ich stimme mit Putin in diesem Punkt nicht überein, möchte mich damit aber in einer späteren Kolumne näher ausführen. Mit Karl Richter stimme ich in der eurasischen Geopolitik sicherlich mehr überein als mit Baldur Landogart und dem Dritten Weg, wobei ich die Asow-Kämpfer nicht als „Abschaum“ bezeichnen würde, eher als idealistisch gesinntes Kanonenfutter der NATO.

Weiterführende Informationen:

Abschied von einem fränkischen Preußen: Zum Tod des Publizisten Jürgen Schwab

Ukraine: Die „Freunde“ sind zurück

Kriegsgefahr durch mangelnde Souveränität

Landogart und ähnlich Gesinnten möchte ich nur vorhalten, daß sie wie Ukrainer argumentieren, nicht wie deutsche Nationalisten (wie Richter und Elsässer russisch argumentieren). Als deutscher Nationalist unterlasse ich alles, was die NATO legitimieren könnte. Ja, klar, aus ukrainischer schwacher Position greift man nach jeder Waffe, nach jedem Geld, das einem im Kampf gegen das übermächtige Rußland hingehalten wird. Wie auch früher die Kurden im Kampf gegen das NATO-Mitglied Türkei sich von den Sowjets ausrüsten ließen, wie sich die Mudschaheddin in Afghanistan in den Achtzigern von den USA finanziell und waffentechnisch aushalten ließen, obwohl sie den dekadenten Westen zutiefst verachten.

Bei allem hermeneutischen Verständnis, so ist dies nicht meine deutsche Position. Mir geht es streng genommen weniger um das Russische Reich, sondern mehr um das Deutsche Reich, das als Nationalstaat eine Ordnungsaufgabe in Europa haben sollte – natürlich ohne NATO.

Den Russen kann ich nur empfehlen, sich in ihrem hegemonialen Bereich gut zu benehmen, vor allem als Besatzungsmacht. Da haben die Russen einen schlechten Ruf. Der zieht sich über den Ersten Weltkrieg, als sie kurz in Ostpreußen gewütet hatten, bis über Nemmersdorf in Ostpreußen im Oktober 1944 bis in unsere Tage in der Ukraine hin. Wer sich als Reichsvolk ständig daneben benimmt, muß sich nicht wundern, wenn einzelne Völker aus dem eigenen Reichsverband austreten wollen (Krieg Nummer eins!), und sich notfalls hierfür die Waffen beim Feind des eigenen Feindes besorgen.

Weiterführende Informationen:

DS 2016: NATO verschärft Eskalationsstrategie gegen Moskau

Post an die DS: Alternativen zur NATO

Ukraine mehr Opfer der NATO als Russlands

Zum Autor:

Jürgen Schwab, geboren 1967 in Miltenberg/Main, gelernter Bürokaufmann, Diplom-Germanist und parteiloser Publizist, studierte deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft, Kommunikations- und Politikwissenschaft an der Universität Bamberg.

Aus seiner Feder stammen die Bücher: „Die Meinungsdiktatur – wie ‚demokratische’ Zensoren die Freiheit beschneiden“ (Coburg 1997), „Deutsche Bausteine – Grundlagen nationaler Politik“ (Stuttgart 1999), „Volksstaat statt Weltherrschaft“ (Tübingen 2002), „Die Westliche Wertegemeinschaft“ (Tübingen 2007), „Angriff der neuen Linken – Herausforderung für die nationale Rechte“ (Tübingen 2009), „Die Manipulation des Völkerrechts – wie die ‚Westliche Wertegemeinschaft‛ mit Völkermordvorwürfen Imperialismus betreibt“ (Mengerskirchen 2011), „Flucht in die Menschheit. Der Schriftsteller Jakob Wassermann und der Typus des nichtjüdischen Juden“ (Neustadt an der Orla 2020), „Zukunft Deutsch. Möglichkeiten nationaler Politik im 21. Jahrhundert“ (Dortmund 2021) sowie „Gemeinschaft und Gesellschaft bei Martin Walser. Eine Werkanalyse“ (Neustadt an der Orla, 2022).

Er war Mitherausgeber von „1848 – Erbe und Auftrag“ (Graz 1998). Schwab war Mitinitiator der Bildungsinitiative „Deutsche Akademie (DA)“ und des Netzwerkes „Sache des Volkes (SdV)“.

Nachruf

Einen menschlich unglaublich berührenden Auftritt hatte Jürgen Schwab dann noch im Dezember 2022 beim DS-Netzwerktag in Lauchhammer, als er – schon sichtlich gezeichnet von einer schweren Krankheit – mit seinem stupenden Wissen und seinen überraschenden Einfällen eine Podiumsdiskussion zum Thema Reich, Nationalstaat und Region bereicherte. Es wirkt im Nachhinein fast so, als wollte er sich noch von seinen Freunden und Lesern verabschieden. Am 16. Februar dieses Jahres ist Jürgen Schwab verstorben.

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Livestream vom DS-Netzwerktag in Brandenburg; Jürgen Schwab spricht in der zweiten Diskussionsrunde (ab 2:13:00)

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