Bamberg war einst führend in Europa – wenn auch nicht gerade im Sinne der Aufklärung. Während andere Städte damit beschäftigt waren, Kathedralen zu bauen oder Handel zu treiben, errichtete man in Bamberg ein eigenes Gefängnis zur Aufbewahrung von „Hexen“ – das berüchtigte Drudenhaus. Zwischen 1626 und 1631 ließ man dort Hunderte Bürger verhaften, foltern und schließlich hinrichten. Der Vorwurf: Sie seien vom Teufel besessen oder hätten seltsame Träume. Damals reichte schon eine krumme Gurke im Garten, um als verdächtig zu gelten.
Heute sind es Tweets, Memes und Meinungen, die in Bamberg als verdächtig gelten. Und die Rolle des Fürstbischofs hat die Staatsanwaltschaft übernommen.
Seit 2020 führt genau jene Behörde – die in der „Schwachkopf“-Hausdurchsuchung ebenso glänzte wie im Faeser-Meme-Prozess – stolze 52 Verfahren wegen mutmaßlicher Politikerbeleidigung. Man verfolgt Rentner wegen Satire, durchleuchtet Social-Media-Konten auf politische Häresie und beantragt Strafbefehle für Fotomontagen. Die Methoden haben sich verändert – der Geist nicht.
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Wie im 17. Jahrhundert wird auch heute in Bamberg sortiert: Wer passt ins Bild des Angepassten, wer nicht? Wer fällt auf, wer muss weg? Nur dass man heute statt der Inquisition eine staatlich alimentierte Medienstelle vorschickt – oder gleich den Staatsanwalt.
Und das alles natürlich im Namen der Demokratie. Früher hieß es „Gott und Ordnung“, heute heißt es „Demokratie und Vielfalt“. Das Ergebnis bleibt dasselbe: Menschen werden verfolgt, weil sie das Falsche denken – oder das Richtige zur falschen Zeit sagen.
Bamberg – wo einst die meisten Hexen Europas verbrannt wurden – brennt es heute erneut. Nur anders.
Es lodert kein Scheiterhaufen, sondern der Glaube an den Rechtsstaat. In dieser Stadt wird nicht mehr mit Feuer, sondern mit Paragrafen gelöscht. Die Ironie? Alles geschieht „rechtsstaatlich“, mit Urteil, Frist und Zuständigkeitsprüfung. Als sei Willkür weniger willkürlich, wenn man sie in eine Akte packt.
Wer in Bamberg verfolgt wird, hat nicht gegen das Gesetz verstoßen, sondern gegen die öffentliche Meinung. Und gegen den Zeitgeist, der die Kontrolle über jedes Wort beansprucht. Man spricht nicht von Kritik, sondern von „Verächtlichmachung“. Nicht von Meinungsfreiheit, sondern von „Staatsverhöhnung“. Es ist eine Sprache, die man aus anderen Zeiten kennt – nur die Etiketten wurden ausgetauscht.
Dass ausgerechnet Bamberg heute wieder in dieser Rolle glänzt, ist kein Zufall. Es ist der lange Atem deutscher Obrigkeit im schlechtesten Sinne. Der Wunsch, abweichendes Denken zu kontrollieren, hat dort Tradition. Was einst als Hexerei galt, nennt man heute „Hassrede“. Die Werkzeuge sind andere. Der Furor ist gleich geblieben.
Arno Feinlist
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