Deutschland ist nach den letzten Auswertungen des IWF Schlusslicht beim Wirtschaftswachstum. Für die Grünen kein Grund zur Panik, denn weniger Wirtschaftsleistung heißt weniger CO₂. Während eine kleine Clique von Amokläufern jubelt, wird es vielen langsam mulmig. An allen Ecken und den Enden kracht es im Gebälk. Eine Chance liegt aber in der Situation: Die Zeit der Abfindung der Deutschen mit ihrer besonderen nationalen Situation ist vorbei.
Sascha von Aichfriede
Deutschland gilt wieder als „kranker Mann“ Europas. Das war schon 2005 so, als unser Land unter der Arbeitslosigkeit von 5 Millionen litt. Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder reagierte darauf mit der Agenda 2010, einem Arbeitsmarktreformpaket, von dem am Ende hauptsächlich eine profitierte: Angela Merkel. Die nach den Schröder-Reformen wiedererstarkte deutsche Wirtschaft erlaubte ihr weitreichende Geldgeschenke an Flüchtlinge und die Europäische Union.
Ein positiver Nebeneffekt der schwierigen Wirtschaftssituation 2005 war übrigens, dass Deutschland zum ersten Mal nach langer Zeit wieder eine Nettoabwanderung verzeichnete. Viele Ausländer verließen das Land.
Weiterführende Informationen:
Die nächste Hypothekenkrise wird vom »Woke-Zaun« gebrochen!
Finanzchaos am Standort Deutschland: Skandal um die Greensill Bank!
Öl und Gas: Bald unabhängig von Russland, aber abhängig von den USA?

IWF-Bericht: Deutschland Schlusslicht
Es ging Ende Juli durch die Leitmedien. Der Internationale Währungsfonds (IWF) verkündete schlechte Nachrichten: Die deutsche Volkswirtschaft ist unter zweiundzwanzig Staaten und Regionen die einzige, in der das Bruttoinlandsprodukt 2023 sinken wird (Minus von 0,3 Prozent). Und 2024 bleibt für Deutschland ein weiteres mageres Jahr mit einem erwarteten BIP-Wachstum von nur 1,3 Prozent1.
Es gibt keine Ausreden: Das ist das Resultat der Ampelpolitik, insbesondere dem Russlandsanktionsregime, das von den Grünen vorangetrieben wurde. Denn die Coronapandemiefolgen gelten für andere Industriestaaten ebenfalls, aber die erreichen im Jahr 2023 ein Wirtschaftswachstum, anders als „Schland“.
Selbst die Euro-Zone schafft trotz des Bundesbremsklotzes noch ein Plus von 0,9 Prozent. Die USA, die uns von der russischen Gasversorgung langfristig durch ihren Anschlag auf Nord Stream abgeschnitten haben, schaffen 2023 ein Plus von 1,8 Prozent. Sie haben die Kosten ihres Kalten Krieges gegen Russland clever auf ihren Bezahlsklaven Deutschland ausgelagert.
Schwächen des Exportkonzepts offenbaren sich
Einige Zeitungen sehen den Schwachpunkt Deutschlands in seiner Industrielastigkeit. Das ist Unsinn. Zur Erinnerung: Als 2007/2008 die weltweite Finanzindustrie in die Krise geriet oder Anfang der 2010er einige Euro-Staaten, die PIGS (Portugal, Italien, Griechenland, Spanien), schwächelten, da wurde Deutschland gelobt. Weil es eben noch eine Industrie hatte und sich nicht wie Großbritannien vollständig auf Dienstleistungen und Finanzindustrie fokussiert hatte.
Der Grund für den Einbruch der deutschen Wirtschaft sind ganz klar die Kosten für Energie- und Rohstoffe, gerade weil es eben kaum eigene hat. Das deutsche Exportkonzept baute auf günstiger russischer Energie, einem stabilen und unterbewerteten Euro und billigen Arbeitskräften auf. Deutschland lieferte bewährte Produkte zu vergleichsweise günstigen Preisen. Es sind nicht die innovativsten Produkte, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmte.
Diese „Erfolgsfaktoren“ fallen nun aus, da die mit Washington verbündeten Grünen das gesamte Establishment gängeln und Deutschland in einen Morgenthauschen Agrarstaat verwandeln wollen. Arm, aber CO₂-neutral. Kenia ist ihr Benchmark.
Weiterführende Informationen:
Kriegsgewinnler USA – Rezession und Inflation für den Rest der Welt
Auf Europa wartet der nächste finanzielle Super-GAU!
Nein zum EZB-Monopoly auf Steuerzahlers Kosten!
Energiewende: vorsätzliche De-Industrialisierung Deutschlands?

Psychologischer Effekt auf Wirtschaftswachstum
Nimmt man den notwendigen Konsum weg, also Dinge, die jeder zum Leben benötigt, dann bleiben die großen Investitionsentscheidungen übrig und anders als Güter zum Überleben sind diese verschiebbar. Sie hängen ab von Chancen-Risiken-Erwägungen, also Psychologie.
Weil die Grünen den Standort Deutschland gerade essenziell schwächen, halten sich Unternehmen und Investoren mit Entscheidungen zurück. Es wird nichts gebaut, bestellt, nicht eingestellt, Projekte verschoben. Die Angst vor der Krise geht der realen Krise voraus. Für den psychologischen Zustand der deutschen Industrie gibt es Indizes, wie den Ifo-Geschäftsklimaindex oder den Einkaufsmanagerindex. Und die sehen nicht gut aus: Der Ifo-Geschäftsklimaindex nährt die Sorgen. Dieser ist im Juli auf 87,3 Punkte gefallen, nach 88,6 Punkten im Juni. Es ist der dritte Rückgang in Folge.
Der Einkaufsmanagerindex für Deutschland ist im Juli auf einen Wert von 38,8 Punkten gefallen. Deutschland bildet damit das Schlusslicht unter den großen Industrieländern Europas2. Diese Indizes – um es noch einmal zu verdeutlichen – sind keine Messdaten einer realen Krise. Es sind Werte, die Auskunft geben, was Entscheider der Wirtschaft dem Standort Deutschland für die Zukunft zutrauen. Nicht viel, wie es scheint.
Sogar Russland schafft ein Wirtschaftswachstum.
Die Krönung des deutschen Irrsinns ist die wirtschaftliche Entwicklung Russlands: Die russische Wirtschaft wuchs im Frühjahr stärker als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte im zweiten Quartal um 4,9 Prozent zum Vorjahr zu.
Gestützt wird das Wachstum vor allem durch Staatsausgaben für den Krieg, gestiegene Sozialleistungen und höhere Löhne. Bei vielen Produkten, zum Beispiel für den Flugzeugbau, ist die Fertigung wegen des westlichen Embargos nach Hause zurückgekehrt und schafft neue Arbeitsplätze. Die Wirkung der westlichen Sanktionen konnte so entschärft werden.
Damit wird eines der Kernargumente der Grünen entkräftet, dass die Sanktionen Russland schaden. Unser einstiger Energiepartner und Wohlstandsbeflügler hat sich erfolgreich neue Kunden gesucht: Die Golfstaaten kauften die günstigen russischen Rohstoffe und verkauften ihre teuer an den Westen weiter3. Der Westen ist ein Irrenhaus – und in Deutschland steht die Zentrale.
Gleich bestellen:

Deutsche Innovationsschwäche
Nun kann Deutschland seine bewährten Produkte nicht mehr preiswert anbieten. Sie sind zu teuer für das geworden, was sie können. Unser Problem ist leider auch die Innovationsschwäche. Schon immer fiel es Deutschland schwer, Investoren, Wissenschaft und Industrie strategisch so zu verzahnen, dass aus Forschung kommerzielle Erfolge entstehen.
Einen Wagniskapitalmarkt wie in den USA gibt es nicht. Dort werden Risiken gesucht, weil im Risiko auch immer eine Chance steckt. In Deutschland werden Risiken wie auch Chancen systematisch gemieden, innovative Ideen verlacht, bis unsere arrogant-selbstsicheren Industriekapitäne von Amerikanern oder Asiaten eines Besseren belehrt werden.
Joe Kaeser, der ehemalige Chef von Siemens, erzählte von der überheblichen Abweisung einiger Amerikaner, die ihnen die Internettelefonie vorschlugen. Siemens wies sie damals ab – die Amerikaner gründeten darauf hin Cisco-Systems; heute ein milliardenschwerer Konzern. Siemens musste dagegen in den Nullerjahren sein Kommunikationsgeschäft aufgeben4.
Hochmut kommt vor dem Fall – das zieht sich durch unsere Geschichte, hat also nichts mit den bösen 68ern zu tun: Die Wehrmacht konnte sich auch nicht vorstellen, dass ihr Enigma-Verschlüsselungssystem geknackt werden konnte – den Briten gelang es. Dabei warnten diplomatische Kreise die militärische Führung Deutschlands, dass die Alliierten alles mitlasen, aber die ignorierte die Warnungen. Und auch die viel beachtete deutsche Wunderwaffenentwicklung war konzeptlos, während wir die eigentliche Wunderwaffe, die Atombombe, nicht erkannten.
Das V-Waffen-Programm war am Ende teurer als das amerikanische Atomwaffenprogramm „Manhattan-Projekt“, das wirklich kriegsentscheidend war. Und was brachte es? Die Amerikaner auf den Mond. Von den deutschen Innovationen profitierten am Ende andere. Dieses Problem der Deutschen, zwar operativ zu glänzen, aber nicht strategisch denken zu können, steckt tief in unserer Seele.
Einziger Lichtblick: Die Wohlstandsvernebelung der Deutschen endet
Der deutsche Michel wird immer dann aktiv, wenn der eigene Geldbeutel angegriffen wird. Machen wir uns nichts vor: die Deutschen wurden mit dem Verlust ihrer nationalen Heimat und Identität mit dem Wirtschaftswunder abgefunden. Der Wohlstand vernebelte und versüßte das Dasein als Volk zweiter Klasse, das sich permanent zu unterwerfen hat, sich immer im Entschuldigungsmodus befindet. Es wurde kaschiert mit Erfolgen in der Wirtschaft und im Sport.
Aber auch das funktioniert nicht mehr, weil Deutschland an allen Stellen erodiert – halt: die BRD erodiert. Zeit für einen Neuanfang. Für Deutschland.
1 https://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/nachrichten/iwf-prognose-deutschland-droht-anhaltende-rezession-/29276562.html [Aufruf: 29.08.2023].
2 https://www.vdi-nachrichten.com/wirtschaft/konjunktur/einkaufsmanagerindex-zeigt-stimmungstief-in-der-industrie-an/ [Aufruf: 29.08.2023].
3 https://www.businessinsider.de/wirtschaft/saudi-arabien-importiert-russisches-oel-weil-es-billig-ist-zeigen-zahlen/ [Aufruf: 29.08.2023].
4 https://industriemagazin.at/artikel/siemens-chef-kaeser-erzaehlt-wie-es-damals-mit-cisco-war/ [Aufruf: 29.08.2023].