Ukraine: Die Wahrheit über die Offensive

Die Ukraine geht in die Offensive und unsere Qualitätsmedien drehen schier durch. Man hätte die letzten Tage meinen können, dass der Krieg entschieden ist. Aber ganz so ist es nicht. Die Berichte aus der Ukraine haben vor allem einen Zweck: Sie sind ein Mittel gegen die Unterstützungsmüdigkeit im Westen.

Gastbeitrag von Sascha von Aichfriede

Natürlich läuft es für die Russen nicht großartig. Mit der Reaktion der Ukraine haben sie nicht gerechnet. Das Kalkül des Kremls war, dass die Ukraine in wenigen Tagen zusammenbricht, dass die militärische Sonderoperation so verläuft wie die Einnahme der Krim. Seit dem Rückzug vor Kiew sucht Russland seine Siegstrategie, hat sie aber noch nicht gefunden. Nun ist aus dem Projekt ein Zermürbungswettbewerb geworden. Wer gibt anhand der wirtschaftlichen Einschnitte zuerst auf? Russland oder der Westen? Eine wichtige Rolle für den Durchhaltewillen spielen die Medien.

Schweizer Weltwoche vs. NATO-Pressestellen

Die Schweizer Zeitung WELTWOCHE ist ein staatskritisches und wirtschaftsliberales Medium, das seit dem Eintritt seines Chefredakteurs Roger Köppel in die SVP immer mehr vom Mainstream geächtet wird. Auch in den 1930ern, ihrer Gründungszeit, war die WELTWOCHE rechten Positionen positiv zugeneigt. Aber genug des Lobes. Die WELTWOCHE hat das Hurra-Geschrei westlicher „Leit- und Qualitätsmedien“ über die ukrainische Offensive notiert und kommentiert1:

Will man den westlichen Medien Glauben schenken, so hat sich das Blatt in der Ukraine gewendet. Die Schlagzeilen überschlagen sich: Die grösste Gegenoffensive seit dem Zweiten Weltkrieg – die russischen Invasoren flüchten kopflos zur Grenze zurück.“ Aber das sei hoffnungslos übertrieben: „Die Medien, die den ukrainischen Vormarsch als grösste Gegenoffensive seit dem Zweiten Weltkrieg bezeichnen, haben jedes Mass verloren. […] Die grösste Gegenoffensive, welche im Zweiten Weltkrieg geführt wurde, war die russische Operation Bagration im Juni 1944: Diese wurde gegen die Heeresgruppe Mitte der deutschen Wehrmacht geführt. Damals eroberten die Russen innert sechs Wochen zirka 400.000 Quadratkilometer, was mehr als der Fläche Deutschlands entspricht.“

In der Ukraine werden dagegen kleinere Brötchen gebacken: „Die Russen zogen sich sehr schnell zurück und überliessen den Ukrainern mindestens 2000 Quadratkilometer, die westlichen Medien sprechen von 6000. Das tönt nach viel, ist es aber nicht. Die Russen kontrollieren über 120.000 Quadratkilometer der Ukraine. Somit entsprechen 2000 Quadratkilometer lediglich 1,6 Prozent.“ Und viel gekämpft wurde dabei auch nicht, fügen die Schweizer hinzu.

Weiterführende Informationen:

DS 2016: NATO verschärft Eskalationsstrategie gegen Moskau

Ukraine mehr Opfer der NATO als Russlands

Jens Pühse: »Solidarität mit dem ukrainischen Volk – Das Gebot der Stunde«

200.000 Russen gegen 700.000 Ukrainer

Warum die Russen sich zurückzogen, erklärt sich der WELTWOCHE aus ihrer Personalstärke. Etwa 200.000 russische Soldaten stehen auf einer Frontlänge von 2.000 km mindestens 700.000 Ukrainer gegenüber – mittlerweile wahrscheinlich wesentlich mehr. „Verschiedene Quellen behaupten auch, dass von den zirka 15.000 Mann, welche die Gegenoffensive um Charkow führten, mindestens 20 Prozent ausländische Truppen beziehungsweise Berater aus Nato-Ländern gewesen seien, welche die westlichen Waffensysteme bedienten.“ Dass in der Ukraine vor allem amerikanische und britische Soldaten operieren, gilt als offenes Geheimnis. Die Personalstärke der Russen bedeutet, dass sie Schwerpunkte setzen müssen, und es bedeutet auch, dass verschiedene Frontabschnitte eine sehr dünne Personaldecke haben. So wie der, auf dem die Ukrainer vorgedrungen sind.

Eine politische Offensive

Die ukrainische Offensive ist ein Propagandaerfolg, aber keine militärische Entscheidung. Selenskyj brauchte die Offensive, um die westlichen Waffenlieferungen zu rechtfertigen und drängte auf sie. Was die „NATO-Pressestellen“ (Zitat Die Anstalt) namens deutsche Leitmedien aber verschweigen: „Die ukrainischen Streitkräfte starteten nicht eine, sondern zwei Offensiven: Anfang September startete die Offensive in Cherson, die sich innert kürzester Zeit zum Debakel für die Ukrainer entwickelte. Riesige Verluste an Soldaten und Material ohne nennenswerter Geländegewinne. Selbst die Washington Post sprach von einem Debakel – eine Zeitung, die nicht proukrainischer sein könnte.“ Von dieser Debakeloffensive hört man im deutschen Einheitsblätterwald so gut wie nichts.

Mögliche Antwort der Russen

Die Russen haben ihr Potenzial bei Weitem nicht ausgeschöpft. Sie zieren sich nur, mehr Ressourcen an die Front zu werfen, um den Anschein einer begrenzten Operation zu wahren. Aber an die dürfte in Russland kaum noch jemand glauben. Die ukrainische Offensive könnte jedoch zum Pyrrhussieg werden, wenn die Russen sich nun zur Wahrung ihres Gesichts zu einem massiven Einsatz der Kräfte entscheiden, um die Kampfhandlungen rasch zu beenden.

Ukraine-Propaganda und ihre Funktion im Westen

Die Wahrheit ist: Die Ukrainer haben auf einem schwach verteidigten Frontabschnitt eine Offensive durchgeführt und marginale Gebietsgewinne erzielt. Was die Russen von einem massiven Einsatz ihrer Kräfte abhält, ist im Wesentlichen ihre eigene Propaganda. Aber warum bauschen die Westmedien diese ukrainische Offensive derart auf? Es geht natürlich um Geopolitik. Der Ukrainekonflikt ist ein NATO-Osterweiterungskrieg und dient der NATO-Führungsmacht USA dazu, seinem Rivalen Russland zu schaden. Blaupause ist der sowjetisch-afghanische Krieg der 1980er, der der damaligen Sowjetunion den Todeskuss gab. Dieser Krieg kostete Unsummen, beschädigte das Ansehen der Roten Armee als schlagkräftige, schier unbesiegbare Armee und entzog den kommunistischen Kadern die Glaubwürdigkeit. Er galt als das „Vietnam der Sowjetunion“.

So soll es wieder laufen. Russland unter Putin wurde zu einem Rivalen der USA, der ihnen regelmäßig in die Suppe spuckt. Ein Sturz Putins würde Russland massiv destabilisieren und den USA wieder mehr freie Hand bei ihren geostrategischen Zündeleien geben. Damit das passiert, muss die Öffentlichkeit aber durchhalten, die Kosten dieses Wirtschaftskriegs tragen. Und genau dieser Durchhaltewillen bröckelt angesichts der Inflation, drohender Energiekrise und der Kosten der Ukrainehilfe, ob nun Waffen oder Flüchtlinge. Immer mehr Menschen fragen sich: „Ist das wirklich unser Krieg?“

Unser Krieg?

Nein, das ist er nicht. Man denke immer an das Angebot Wladimir Putins im Jahr 2001 an Europa und den ganzen Westen. Wir schlugen es aus, weil Uncle Sam es nicht wollte. Man mag Putin auch Lüge und Täuschung vorwerfen, aber der Westen ist auch nicht frei von Sünde. Wie viele Tote haben die US-Kriege und -Interventionen gekostet? Es dürften Millionen in Syrien, dem Irak, in Nordafrika oder in Vietnam sein. Die Deutschen hätten von einer deutsch-russischen Freundschaft mehr profitiert als von einer deutsch-amerikanischen: Russland hat Rohstoffe, wir haben die Technologien. Wir konkurrieren auf nahezu keinem Gebiet, mit den USA auf fast jedem. Die USA wissen das und torpedieren seit jeher die deutsch-russische Verständigung.

2015 stellte der amerikanische Politikwissenschaftler George Friedman fest, dass das Ziel der amerikanischen Politik sei, eine europäische Supermacht und die Annäherung zwischen Deutschland und Russland zu verhindern. Diese Absicht bestimme auch den aktuellen Konflikt um die Ukraine2. Deutschland ist für die USA im Ukrainekonflikt auch kein Partner, sondern ein „Kostenträger“, ein nützlicher Idiot. Ob die Deutschen im Winter frieren, ist ihnen auch herzlich egal. Maximal ist Deutschland ein Absatzmarkt für Frackinggas.

Fazit: Die Ukrainer haben auf einem schwach verteidigten Frontabschnitt eine Offensive durchgeführt und marginale Gebietsgewinne erzielt. Für die Westpropaganda ist er aber ein entscheidendes Stärkungsmittel für den antirussischen Wirtschaftskrieg, den viele Menschen im Westen satthaben. Zurecht, denn der Krieg in der Ukraine ist ein amerikanischer NATO-Osterweiterungskrieg. Sollen doch die Amerikaner seine Kosten tragen.

Weiterführende Informationen:

US-Denkfabrik: Wie die Ukraine schöngeredet wird

Ukraine: Die „Freunde“ sind zurück

Kriegsgefahr durch mangelnde Souveränität


1  https://weltwoche.ch/daily/ukraine-offensive-die-medien-die-den-ukrainischen-vormarsch-als-groesste-gegenoffensive-seit-dem-zweiten-weltkrieg-bezeichnen-haben-jedes-mass-verloren/ (Aufruf: 17.09.2022).

2  https://deutsche-stimme.de/us-denkfabrik-wie-die-ukraine-schoengeredet-wird/ (Aufruf: 17.09.2022).

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