Die Jakobiner traten zuerst in Frankreich in Erscheinung und trieben dort die Revolution von 1789 in radikale Fahrwasser. Mit ihrer militanten Vorgehensweise prägten diese Frühsozialisten spätere kommunistische Parteien. Die Namenswahl lässt Raum für Spekulation und könnte mit Templern und Freimaurern in Verbindung stehen, die immer wieder als Urheber der Revolution genannt wurden. Da am 2. Februar der Namenstag Jakobs war, beleuchten wir die Hintergründe.
Gastbeitrag von Sascha von Aichfriede
1789 brach in Frankreich die Revolution aus, die letztlich ganz Europa erschütterte und das Ende der absoluten Monarchie einläutete. Eine politische Gruppierung, die Jakobiner, blieb wegen ihrer Brutalität im kollektiven Gedächtnis.
Ziele der französischen Jakobiner
Die Jakobiner waren im formellen Sinn die Mitglieder eines politischen Klubs während der Französischen Revolution. „Klub“, denn Parteien gab es damals noch nicht. Sie setzten sich für die Abschaffung der Monarchie ein und vertraten die Idee einer sozialen und politischen Gleichheit aller Menschen, vertraten damit also die politische Linke. Sie befürworteten eine republikanische Staatsform nach den Ideen Jean-Jacques Rousseaus, der eine direktdemokratische Volksherrschaft propagierte. In Frankreich bezeichnete man ab 1793 die Anhänger Maximilien de Robespierres als Jakobiner, aber auch als Robespierristen.
Der „große Terror“
Das Fallbeil, die Guillotine, wurde zum abschreckenden Symbol der Französischen Revolution. Diese Phase der Revolution begann im Jahr 1793, als der sogenannte „Wohlfahrtsausschuss“, eine Art Revolutionsregierung, Massenhinrichtungen von Konterrevolutionären befahl. Besonders hervor tat sich eben jener ultraradikale Maximilien de Robespierre. Als sein Terror keine Grenzen mehr kannte, wandten sich andere Jakobiner 1794 gegen ihn und ließen ihn und seine Gefolgschaft selbst hinrichten, womit der große Terror mehr oder weniger endete.
Etwa 30–50.000 Menschen ließen die Jakobiner hinrichten; zöge man die Strafaktion gegen das aufständische, royalistisch-katholische Département Vendée hinzu, dann käme man auf gut 300.000 Tote. Die Schreckensherrschaft der Jakobiner gilt manchem Historiker als Ouvertüre zu den späteren kommunistischen Terrorherrschaften in Russland, China und anderswo mit Millionen Opfern. Der Begriff „Jakobiner“ wurde deswegen außerhalb Frankreichs, auch in Deutschland, zum Schimpfwort für blutrünstige Königsmörder.
Das Erkennungszeichen: Die phrygische Mütze
Dass die Jakobiner die phrygische Mütze als Teil ihrer Uniform wählten, lag womöglich an einem Irrtum. Sie dachten, dass diese Mütze in der Antike von freigelassenen Sklaven getragen wurde, was jedoch falsch war. Die Jakobinermütze wurde dennoch ikonisch für die Jakobiner, die Revolution und den Republikanismus überhaupt. Die Mütze ziert zahlreiche Wappen oder Siegel von Staaten oder deren Behörden, die in dieser Zeit und nach republikanischen Ideen entstanden, etwa das des US-Senats.
Ursprung der Jakobiner
Die Jakobiner fanden ihre Anhänger zum großen Teil in städtischen Unterschichten, aber auch bei Ärzten, Rechtsanwälten oder Handwerkern. Gegründet wurde er um das Jahr 1789, ging dabei jedoch aus anderen Gruppierungen hervor, die bereits revolutionär-republikanisch aktiv waren.
Die Bedeutung des Namens „Jakobiner“
Der Name Jakobiner bezog sich offiziell auf den Versammlungsort, ein Bau des Jakobinerklosters in der Rue du Faubourg Saint-Honoré in Paris. Es gibt jedoch zwei andere Deutungsmöglichkeiten, dass die Auswahl des Jakobinerklosters nur ein Deckmantel war, der die wahre Bedeutung des Namens vernebeln sollte.
1. Jakob und Esau
In Zeiten der absoluten Monarchie, in denen antimonarchistische Agitation bestraft wurde, bedienten sich Andersdenkende gerne der Fabel oder der Allegorie, wie das Verwenden biblischer Figuren. Jakob und Esau sind laut Bibel, Gen 25–33(35), Zwillinge, wobei Esau früher geboren wurde und ihm damit das Erstgeborenenrecht zusteht. Allegorisch steht Esau damit für die vererbliche Herrschaft, also die Monarchie. Sein jüngerer Bruder Jakob luchst ihm aber mit einer List dieses Erstgeborenenrecht ab.
Die Jakobiner identifizieren sich mit dem biblischen Jakob, denn er steht allegorisch für die durch Leistung und Intelligenz verdiente Herrschaft. Im Bürgertum der Zeit war die Auffassung weitverbreitet, dass sie die fähigeren Leute besaßen als der Adel, der nicht mehr vorzuweisen hatte als die Gnade der Geburt. Mit der Aufklärung schwand auch der Glaube an die Gottgewolltheit der Monarchie. Die Namenswahl der Jakobiner ist daher eine klare Ansage an den französischen König. Diese Jakob-Esau-Allegorie verwendete auch John Locke in seinen „Zwei Abhandlungen über die Regierung“ von 1689.
2. Hommage an Jacques de Molay
Außerdem könnte sich der Name Jakobiner auf Jacques (Jakob) de Molay beziehen, dem letzten Führer des Templerordens. Er steht symbolisch für den Bruch zwischen Templer und der französischen Krone. Da in den Reihen der Jakobiner zahlreiche Freimaurer vertreten waren und eine Kontinuität von den Templern über die Bauhütten zu den Freimaurern möglich ist.
Ob Robespierre ein Freimaurer war, ist nicht vollständig geklärt, wird aber auch in der Wissenschaft bejaht. Führende Köpfe der Revolution waren es auf jeden Fall1. Mit seinem „Kult des höchsten Wesens“ schuf Robespierre jedenfalls einen überkonfessionellen Metagott, wie es die Freimaurer mit ihrem „Allmächtigen Baumeister aller Welten“ (A.B.a.W.) nicht besser hätten machen können. Die nahezu identische Symbolik zwischen dem Revolutionskult und der Freimaurerei zerstreut letzte Zweifel. Dass Freimaurer sowohl unter den Loyalisten als auch den Revolutionären zu finden waren, kann dies nicht abschwächen: Leute auf beiden Seiten zu haben, war schon immer eine freimaurerische Strategie, um auf jeden Fall auf der Seite der Sieger zu stehen.
Tempelritter und Freimaurer
Zum Hintergrund: Jacques de Molay wurde 1314 in Paris hingerichtet. Legendär ist sein angeblicher Fluch gegen seine damaligen Gegenspieler, den französischen König (Philipp IV.) und den Papst (Clemens V.), die tatsächlich im selben Jahr noch starben. Einige Reste des aufgelösten Templerordens sammelten sich in England und Schottland, wo die Verfolgung nicht ganz so konsequent war. Dort infiltrierten sie andere Organisationen, auch Bauhütten und Handwerkerzünfte.
Der Vorteil lag auf der Hand: Diese Baufachkräfte zogen in Europa von Baustelle zu Baustelle, waren angesehene Spezialisten. Über deren Infrastruktur konnten die Templer die Verbindung mit Brüdern in ganz Europa aufrechterhalten und als geschlossene Gesellschaft boten Zünfte eine gewisse Geheimhaltung gegenüber der Öffentlichkeit. Und da die Templer hervorragende Bauherren waren, die die besten Festungen der Zeit errichteten, war das Einsickern in die Reihen der Maurer und Steinmetze auch kein fachliches Problem.
Überdies hatte die Maurerei eine nützliche Symbolik: Das Behauen von rohen Steinen als eine Allegorie auf das Zurechtstutzen von Menschen verschiedener Herkunft; und der Wiederaufbau des Tempel Salomos als Hinweis auf die Mission, diese zurechtgestutzte Menschheit unter der eigenen Herrschaft zu einem Gesamtwerk zu vereinen.
Das Wirken der Templer in den Bauhütten zeigte auch bald Spuren. So sehen einige Forscher im Regius-Manuskript von ca. 1390 (also nicht lange nach der offiziellen Auflösung der Templer) verschlüsselte Bezüge zu den Templern. Dieses Manuskript stellt die erste nachweisliche Verfassung oder Zunftordnung der Bauhütten und Steinmetze dar. In diesen Manuskripten ist unter anderem die Rede von den „heiligen Märtyrer vier“, und damit sollen die letzten vier Angeklagten des Templerprozesses in Frankreich gemeint sein: Jacques de Molay, Geoffroi de Charney, Hugues de Pairaud und Geoffroi de Gonneville.
Weiterführende Informationen:
Giffey-Rede zu Ukraine-Flüchtlingen: Das große Bullshit-Bingo
Rekordinflation: Der Russe ist schuld!
Kölner Urkunde
Interessant ist auch ein Dokument aus Deutschland, nämlich die sogenannte „Kölner Urkunde“ von 1535: In diesem Dokument wehren sich die „auserwählten Meister der ehrwürdigen und dem Johannes geweihten Gesellschaft oder Genossen des Ordens der Freimaurer, Leiter der Herbergen oder Hütten, die zu London, Edinburg, Wien, Amsterdam, Paris, Lyon, Frankfurt, Hamburg, Antwerpen, Rotterdam, Madrid, Venedig, Gent, Königsberg, Brüssel, Danzig, Middelburg, Bremen und der Stadt Köln errichtet sind“, gegen bestimmte Vorwürfe.
Einer davon war, dass sie den Orden der Templer wiedererrichten und den Tod Jaques des Molay rächen wollten, und zwar im Sinne einer Verschwörung gegen Adel und Klerus. Das Dokument ist mit einer unter Freimaurern gängigen Methode chiffriert – es war also nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Daher könnte es mehr eine Art „interne Dienstanweisung“ sein, die den Mitgliedern eine Sprachregelung vorgab, wie sie den Zweck der Freimaurerei Außenstehenden zu erklären hatten: Als einen Tugendbund und dass jede Verbindung mit den Templern energisch abzustreiten sei.
Die Echtheit der Kölner Urkunde ist nicht unumstritten, wird jedoch von der Forschungsloge der Freimaurer als echt anerkannt2. Was die Echtheitsdebatte betrifft, muss man natürlich wissen, dass die Freimaurer keinen Streit mit der katholischen Kirche wollten. Im 16. Jhdt. war dieser noch lebensgefährlich und im frühen 19. Jhdt., als eine Abschrift des Dokuments in den Niederlanden auftauchte und damals von einigen als Fälschung abgetan wurde, mindestens kontraproduktiv. Immerhin nährt das Dokument einen nicht verblassen wollenden Vorwurf gegen sie, nämlich ihren Feldzug gegen den Klerus und speziell die französische Monarchie. Nicht vergessen: Im Jahr 1818 war die Französische Revolution ein sehr junges Ereignis, das noch lange Schatten warf. Nach dem Fall Napoleons war die Restauration adeliger und kirchlicher Herrschaft gerade voll im Gange und das war für die antiklerikale und antimonarchistische Freimaurerei eine unsichere Zeit. Dokumentierte Verbindungen zu den Templern waren daher abzustreiten.
Schottischer Ritus
Der Name Schottland spielt in diesem Zusammenhang eine spezielle Rolle. Wie oben bereits beschrieben, könnten Anfang des 14. Jhdt. einige Templer Zuflucht bei der einflussreichen Familie der Sinclairs gefunden haben. Geschäftliche Verbindungen zwischen diesem normannisch-schottischen Clan und den Templern vor deren Verbot sind dokumentiert. Die Sinclairs bauten im 15. Jhdt. die berühmte Rosslyn-Kapelle, die mit ihrer Säulenarchitektur und Symbolik Verbindungen zur Freimaurerei aufzeigt. Ein Sinclair wurde im Jahre 1736 erster Großmeister der reorganisierten Freimaurerei Schottlands, der Grand Lodge of Scotland A.F. & A.M.
Immerhin findet sich auch die älteste noch existierende Freimaurerloge gerade in Schottland, genauer in Edinburgh, die Lodge of Edinburgh (Mary’s Chapel) No. 1; sie kann schriftlich bis ins Jahr 1598 nachgewiesen werden3. Ihre Praxis, Personen in ihre Reihen aufzunehmen, die keine echten Maurer und Steinmetze waren, beweist ganz deutlich, dass das Zunftwesen zu einer leeren Hülle geworden war, um einer geschlossenen Gesellschaft einen Deckmantel und Schutzraum zu verschaffen. Der Name „Schottischer Ritus“ darf also mit der Templerlegende und deren Flucht und Weiterwirken in Schottland in Verbindung gebracht werden; der schottische Freimaurer Andrew Michael Ramsay (1686–1743)4, der in Frankreich lebte und wirkte, wo 1762 mit der Konstitution von Bordeaux eines der wesentlichen Dokumente des Alten und Angenommenen Schottischen Ritus (A.A.S.R.) entstand, war der Idee von der Verbindung zwischen Templern und Freimaurern sehr zugetan.
Sturz des französischen Königshauses als Ziel
Die Freimaurer selbst diskutierten die Verbindung zu den Templern oft hitzig (beispielsweise 1782 auf dem Wilhelmsbader Konvent der Strikten Observanz). Trotzdem ist ihr inneres System und Symbolik voller templerischer Anleihen, und das ist nicht nur der Tempel Salomos, der sowohl für die Templer als auch die Freimaurer ein symbolischer Bezugspunkt ist.
Ein Ziel verfolgten ehemalige Templer stets: Rache für die Ermordung ihres letzten Anführers Jaques de Molay. Der Sturz der Monarchie in Frankreich war ihr später Sieg. Manche Logen tragen auch heute den Namen von Jacques de Molays, so die Freimaurerloge „Jacob de Molay zum Stern im Süden“5. Zum Erreichen des 30. Grads des Schottischen Ritus (Ritter Kadosch), schwört der Freimaurer mehr oder weniger Rache für Jacques de Molay, getarnt als Einsicht in die Mahnung vor Autoritarismus, falschen Zeugnissen und Anmaßung. Eindeutig äußern sich Freimaurer zur Verbindung mit den Templern jedenfalls nicht. Die eine Landesloge sagt so, die nächste anders. Das kann Ausdruck einer wahren Unsicherheit sein, aber auch eine bewusste Verwirrung der Öffentlichkeit. Eindeutig ist aber, dass die Freimaurer an die Templer symbolisch anknüpfen.
Der Freimaurerei gefällt es sehr, dass die Masse glaubt, es handele sich um eine Wohltätigkeitsorganisation wie Lions oder Rotary Club. Käme die Verbindung mit den Templern und der Racheschwur ans Licht, würde sich diese gemütliche Nische auflösen. Die Freimaurerei würden gesehen werden als das, was sie wirklich ist: Ein Netzwerk von Verschwörern, die eine weltanschaulich-politische Agenda verfolgen.
Fazit
Mit der Wahl des Namens Jakobiner schlugen diese Revolutionäre sowohl eine allegorische Brücke zum biblischen Jakob, der sich der Krone des Erstgeborenen bemächtigte, dem Monarchie, als auch zu den Templern und Freimaurern. Zahlreiche Indizien erhärten den Verdacht, dass die Freimaurerei eine revolutionäre Organisation war, deren Ziel die Abschaffung der christlichen Kirchen und Monarchien ist.
Weiterführende Informationen:
US-Denkfabrik: Wie die Ukraine schöngeredet wird
Annalena Baerbock: Das Frontschwein unter den Gutmenschen
Energiewende: vorsätzliche De-Industrialisierung Deutschlands?
1 Nichols, Kevin H., Frontier Freemasons: Masonic Networks Linking The Great Lakes To The Atlantic World, 1750–1820 (2020). Wayne State University Dissertations. 2500.
2 http://www.muellerscience.com/ESOTERIK/Freimaurerei_Old_Charges/Koelner_Urkunde.htm (Aufruf: 29.05.2022).
3 https://www.lodgeofedinburgh.org.uk/ (Aufruf: 29.05.2022).
4 https://schottischer-ritus.de/das-rektifizierte-schottische-system/ (Aufruf: 29.05.2022).
5 https://suedloge.de/ (Aufruf: 29.05.2022).