Die rechtsextreme Regierung Israels um Benjamin „Bibi“ Netanjahu kennt keine Grenzen mehr. Im Nachbarland Syrien bombardieren sie die Botschaft des Iran. Ein ungeheuerlicher Vorgang. Parallel droht im Gazastreifen weiterhin die ethnische Säuberung, das heißt die Austreibung der Gaza-Palästinenser. Der israelische Regierungschef Bibi Netanjahu scheint die ihm zugedachte Mission des Messias-Wegbereiters sehr ernst zu nehmen.
Gastbeitrag von Sascha von Aichfriede
Die westlichen Staaten haben Israel ins Gewissen geredet und in letzter Minute eine Militäroffensive gegen Südgaza verhindert. Dort, wohin die Zivilisten des restlichen Gazastreifens geflohen sind. In einem anderen Artikel haben wir davor gewarnt, dass Israel hier ein Neulandgewinnungsprojekt betreibt und wir ahnen, wohin die Gazaflüchtlinge umgesiedelt werden sollen. Nach Europa natürlich … und das heißt wie immer schwerpunktmäßig nach Deutschland.
Bestechend, dass das besonders israelfreundliche Springer-Medium WELT einer deutsch-israelischen Hardlinerin die passende Plattform dafür bietet: in einem Interview1 sagte sie, dass die israelische Operation in Südgaza natürlich stattfinden müsse, weil dort die Hamas-Strukturen besonders stark seien. Weiterhin sagte sie, dass – um eine humanitäre Katastrophe zu verhindern – es das Einfachste wäre, Ägypten würde einfach die Grenzen öffnen. Unglaublich, dass so etwas straffrei gesagt werden darf. Wo bleibt die grüne Gesinnungspolizei, wenn man sie braucht? Die Vertreibung ganzer Völker ist nämlich ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit – ein Straftatbestand nach dem Völkerstrafgesetzbuch. Aber gut – wenn es die Israelis machen, ist es natürlich etwas anderes.
Anschlag auf die iranische Botschaft
Und kaum ist die Südgazaoffensive abgewendet, schon eskalieren die Israelis die Lage anderswo. Erst töten sie die Mitarbeiter einer internationalen Hilfsorganisation2, dann bombardieren sie in einem anderen souveränen Land (Syrien) die Botschaft des Irans. Dort hielten sich militärische Kommandeure des Iran auf. Natürlich sind die dort nicht zum Urlaub machen. Natürlich haben diese dort militärdiplomatische Aufgaben wahrgenommen, stimmten sich wahrscheinlich mit der Assad-Regierung oder der Hisbollah ab. Zumindest darf man dies im gegenwärtigen Kontext vermuten. Heißt das aber, man darf einfach einen Bombenangriff in einem anderen Land durchführen? Nein. Natürlich nicht. Dafür hat Israel kein völkerrechtliches Mandat. Es hat nur die Rückendeckung des Westens und glaubt daher, alles machen zu dürfen.
Iran revanchiert sich
Die Israelis haben diesen Bombenangriff nicht zugegeben, aber jeder weiß, dass sie es waren3. Der Iran kündigte Rache an. In den vergangenen Tagen liefen die diplomatischen Drähte heiß, die Rache zu verhindern, aber am Wochenende war es klar: Der Iran hält Wort. Ein Luftangriff auf Israel mit 350 Drohnen und ballistischen Raketen erfolgte Samstagnacht von iranischem Boden aus.
War der Angriff ein Fehlschlag?
Der internationalen Presse nach gelang es der israelischen Luftabwehr sowie westlichen Luftwaffen (Franzosen, Briten, Amerikaner), mehr als 90 % der Flugkörper abzufangen. Militärexperten des Westens sind sich einig: „Militärisch war der Angriff des Iran ein Fehlschlag!“
So, war er das? Eines darf man nicht vergessen: Eine Drohne wie die Shahed-136 fliegt mit etwa 185 km/h die ungefähr 1.000 km lange Strecke vom Iran bis nach Israel4. Das sind mehrere Stunden, in denen die Drohnen vom Radar verfolgt sind. Wobei die Aufklärung der Shahed aufgrund der niedrigen Flughöhe und geringen Wärmesignatur nicht ganz trivial ist. Israel hatte dennoch mehrere Stunden Vorwarnzeit, zumal der Iran Nachbarstaaten im Vorfeld über den Angriff in Kenntnis setzte. Demnach konnten sich Israel und seine Schutzmächte optimal auf den Angriff vorbereiten.
Auch wenn mindestens 90 % der iranischen Flugkörper abgefangen wurden, ist die militärische Wirkung nicht zu unterschätzen. Eine Shahed-136 kostet vielleicht 20.000 US-Dollar in der Herstellung; die Raketen westlich-israelischer Waffensysteme kosten pro Stück 50.000 US-Dollar (Iron Dome) bis mindestens eine Million US-Dollar (Patriot), sind also viel teurer. Rein rechnerisch veranschlagen wir 250.000 US-Dollar Kostenvorteil pro Schuss für den Iran (Kosten des Westens minus iranische Kosten pro Schuss). Wenn also beispielsweise 300 Shahed-136 abgefangen wurden, so liegt der finanzielle Nettoschaden für den Westen (die israelischen Waffen bezahlen doch die Amerikaner und die Deutschen) bei 300 × 250.000 US-Dollar. Das sind 75 Millionen US-Dollar Nettoschaden für den Westen.
Weiterführende Informationen:
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Es kommen noch einige Dinge hinzu: Der israelische Luftraum musste gesperrt werden … kommerzieller Schaden von einigen Millionen. Die Israelis müssen Reservisten vorhalten und ihre Zivilschutzmaßnahmen hochfahren (Feuerwehr etc.) … ebenfalls einige Millionen volkswirtschaftlicher Schaden. Und nicht alle iranischen Flugkörper konnten abgefangen werden. Wir wissen nicht viel über den Schaden, den sie anrichteten, aber auch dieser dürfte mindestens einen einstelligen Millionenbetrag ausmachen. In Summe können wir einen Nettoschaden auf westlich-israelischer Seite von mindestens 100 Millionen US-Dollar veranschlagen. Darin sind noch nicht einmal die Einsatzkosten der westlichen Luftwaffen wie der Amerikaner, Briten oder Franzosen eingerechnet, die an diesem Abend alle mitspielten.
Weiterhin noch einzurechnen: die Attraktivität Israels als Investitionsstandort. Länder mit Kriegsgefahr schrecken Investoren ab. Das alles eingerechnet, käme eine ganz andere Summe heraus. Insofern war der iranische Racheangriff ein ökonomischer Erfolg für die Mullahs. Und auch ein politischer, denn der Iran hat in der muslimischen Welt gezeigt, dass er die militärische Führungsmacht ist, die das Schwert gegen den Westen führt. Und nicht Saudi-Arabien, das mittlerweile fast schon zu den Verbündeten Israels zählt.
Chabad und Netanjahu: Lasset die Apokalypse kommen
Ob das gegenwärtige Toben5 des Chabad-Lieblings Bibi Netanjahu gespielt oder Kalkül ist, wissen wir nicht. Informierte Kreise vermuten, dass Netanjahu aufgrund seiner religiösen Bindung zur Chabad-Bewegung bewusst die Eskalation sucht6. Chabad Lubawitsch ist eine jüdische Bewegung, die das Herbeirufen des Messias durch das gezielte Anstiften von Chaos für möglich hält. Einer ihrer Führer, Rabbi Menachem Mendel Schneerson, prophezeite einst Bibi eine führende Rolle in der Zeitenwende und forderte von ihm gezieltes Handeln, um den Messias herbeizurufen – man kann auch sagen: führe die Apokalypse herbei7. Und Deutschland unterstützt dieses Treiben. Unfassbar. Noch unfassbarer ist das Ganze, hält man sich vor Augen, dass sich dieses Treiben auf ein Märchenbuch stützt, die fünf Bücher Mose8. Es ist vollkommen verrückt.
Weiterführende Informationen:
Israel: Risiken und Nebenwirkungen der Massenzuwanderung
»AtomKRAFT statt AtomKRIEG – Frieden statt Eskalation!«
Man kann Israel kritisieren und gleichzeitig die Islamisierung Deutschlands ablehnen
Was kommt nun?
Netanjahu würde sicherlich gerne den nächsten Schritt gehen und direkt iranisches Territorium angreifen. Einfach um die Apokalypse zu beschleunigen. Aber seine westlichen Schutzmächte halten ihn zurück. Noch. Aussichtslos ist ein iranisch-israelischer Frieden – das ist klar. Die beiden Länder werden sich fortlaufend attackieren – direkt oder über Stellvertreter wie der Hisbollah oder Syrien.
Würden die Amerikaner die Israelis einen Krieg mit dem Iran jetzt führen lassen, käme das Russland gerade recht. Dann müssten EU-USA-NATO zwei Kriege finanzieren: Ukraine gegen Russland und Israel gegen Iran. Und das, obwohl die USA sich jetzt eigentlich dem Pazifik zuwenden wollten, um China zurückzuhalten. Der Iran bekäme über Russland fraglos Zugang zu Waffen ganz anderen Typs, wie zum Beispiel Hyperschallwaffen. Dagegen helfen dann auch Iron Dome oder Arrow nicht mehr. Eine solche Rakete könnte sich gegen das israelische Atomwaffenprogramm und den Reaktor in Dimona richten. Auch der iranische Zugang zu Atomwaffen ist dann einzukalkulieren.
Die Israelis kämpften bisher gegen undisziplinierte Araber, aber der Iran und gegebenenfalls russische Söldner sind ein anderes Kaliber. Ohne US-Truppen könnte Israel diesen Krieg verlieren. Anders als der arabischen Welt ist es dem Iran auch gelungen, aufgrund der Embargopolitik eigene Rüstungsfähigkeiten aufzubauen – seine militärischen Fähigkeiten sind wesentlich fortgeschrittener als die der bisherigen Kriegsgegner Israels. Rechnen wir also damit, dass es zu keinem direkten Krieg zwischen Israel und dem Iran kommt, sondern dass es bei den bisherigen Kleinscharmützeln bleibt und der Westen die Embargomaschinerie gegen den Iran anwirft. Der wird sich nun noch weiter an den sich abzeichnenden antiwestlichen BRICS-Block anlehnen, was die Wirksamkeit der westlichen Embargos schwächt bis vollständig aufhebt.
Keine deutsche Beteiligung
Wichtig ist, dass sich Deutschland heraushält, denn Israel ist kein NATO-Mitglied. Der Nahostkonflikt ist zudem ein undurchschaubares Geflecht von Interessen und Animositäten, das viel zu komplex für die primitive deutsche Außenpolitik ist. Unsere Außenpolitiker können nur Sonntagsreden halten, Scheckbücher ziehen und soziale Medien bedienen, aber durch ein schwieriges Interessengeflecht zu navigieren, das können sie nicht.
Gut, den Israelis reicht das mit den Scheckbüchern. Aber unserem Land tut es nicht gut, sich mit einer undifferenzierten Nibelungentreue an die USA oder Israel zu hängen. Es geht nämlich schon lange nicht mehr nur um Israel gegen alle anderen, sondern auch um die Konfliktlinie Sunniten gegen Schiiten und die Führungsrolle in der arabisch-muslimischen Welt. Hier konkurrieren Staaten wie der Iran, Ägypten und Saudi-Arabien gegeneinander. In dieses Dickicht drohen wir zu geraten. Völlig daneben sind daher aktuelle Forderungen wie die der CDU, die Bundeswehr in Israel zu stationieren. Soll sie die Israelis dabei decken, wie sie in Gaza und anderswo (Westjordanland) gegen UNO-Resolutionen und das Völkerrecht agieren? Nicaragua, wir danken dir daher, dass du diese BRD anklagst, auch wenn du Hintergedanken hast9. Sie hat es nämlich verdient. Denn genau das tut sie – gegen genau die Moral und das Recht verstoßen, das sie ansonsten wie eine Monstranz vor sich herträgt.
Die Bundeswehr sollte im Rahmen ihrer Bündnisverpflichtungen und im Interesse und zum Schutze Deutschlands eingesetzt werden … unser Interesse ist die Abwehr weiterer Flüchtlingsströme Richtung Europa. Und das geht nur durch eine Zurückhaltung Israels, ganz besonders dieser Apokalypse-Regierung.
Sascha von Aichfriede:
1 https://youtu.be/0fqL5YizOhw?si=FFft9bv9AaSOUxd_&t=163 [14.04.2024].
2 https://www.n-tv.de/mediathek/videos/politik/WCK-Chef-Israel-griff-NGO-Mitarbeiter-gezielt-an-article24849548.html [14.04.2024].
3 https://www.theguardian.com/world/2024/apr/13/world-waits-anxiously-for-iranian-response-to-israels-killing-of-top-general [14.04.2024].
4 https://www.rferl.org/a/iran-shahed-drones-israel-attack/32904882.html [14.04.2024].
5 https://www.stern.de/politik/ausland/israel–gelingt-es-biden–netanjahu-von-einem-vergeltungsschlag-gegen-iran-abzuhalten—34627230.html [14.04.2024].
6 https://www.chabad.org/therebbe/livingtorah/player_cdo/aid/471241/jewish/The-Essence-of-Things.htm [14.04.2024].
7 https://www.youtube.com/watch?v=rHBiT6eJaQQ [14.04.2024].
8 https://deutsche-stimme.de/war-moses-ein-scharlatan/ [14.04.2024].
9 https://www.deutschlandfunk.de/nicaragua-deutschland-klage-voelkermord-100.html [14.04.2024].