Nahost-Konflikt: Import-Chaos

Seit Tagen eskaliert der Konflikt im Nahen Osten. Palästinensische Kampforganisationen wie die radikal-sunnitische Hamas schießen Raketen vom Gaza-Streifen aus auf Israel, Israel wiederum beschießt den Gaza-Streifen. Vor allem arabische Migranten und Juden in aller Welt zeigen sich mit jeweils »ihrer« Seite in diesem Konflikt solidarisch.

Fritz Kirchner

Doch nicht nur die: Der seit der Gründung Israels im Jahr 1948 bestehende Konflikt beschäftigt auch die internationale Politik. In fast jedem wichtigen Land leisten die Lobby-Organisationen seit Jahrzehnten Wühlarbeit. Dabei wird versucht, Gewerkschaften, Politiker und auch Medien auf die jeweils eigene Seite zu ziehen. Eine Arbeit, bei der die pro-israelischen Organisationen ungleich erfolgreicher sind als die Araber.

Deutschland spielt in dieser Lobbyisten-Schlacht eine zentrale Rolle. Berlin gehört aus Gründen der sogenannten Vergangenheitsbewältigung zu den wichtigsten Unterstützern Israels. Die pro-israelische Lobby achtet peinlichst genau darauf, dass das auch so bleibt. Die pro-israelische Lobbyarbeit geht dabei so weit, dass eine objektive Kritik beispielsweise kaum möglich ist, ohne bereits auf dem Heißen Stuhl des Antisemitismus zu sitzen. Die arabische Lobby setzt indessen ebenfalls auf die deutsche Vergangenheit und vergleicht die israelische Politik gegenüber den Palästinensern mit der des nationalsozialistischen Deutschlands gegenüber den Juden.

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Die Konsequenz der Lobby-Arbeit: Nicht nur Israelis und Araber stehen sich in Deutschland gegenüber, sondern auch pro-arabische Deutsche und pro-israelische Deutsche. Kaum ein regionaler Konflikt erhitzt heute mehr die Gemüter in Deutschland als der Nahost-Konflikt.

Ein Schlachtfeld sind die sozialen Netzwerke im Internet. Mit Bannern und Solidaritätsbotschaften, mit Likes on Troll-Beiträgen beharken sich beide Seiten so sehr, dass sogar Freundschaften daran zerbrechen – wohlgemerkt an einem Regionalkonflikt, der 3000 Kilometer entfernt ist.

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Dabei auch hier: Die pro-israelischen Aktivisten fahren alles auf, was man auffahren kann. Sie leiden theatralisch mit den Familien, die vor dem Hamas-Raketen in die Bunker flüchten und die Bilder und Videos von anti-israelischen Protesten in Deutschland – hauptsächlich von Arabern – bringen ihr Blut in Wallung.

Importieren wir wirklich »Antisemitismus«?

Von rechts-konservativer Seite wird dann gerne angebracht, dass Deutschland Antisemitismus »importiere«. Die Proteste dienen dann als Argument gegen Einwanderung. Es wird zudem die »moralische Verpflichtung« und »historische Verantwortung«, Israel zu unterstützen, immer wieder angebracht. Israel sei »die einzige Demokratie im Nahen Osten« und verdiene deshalb deutsche Unterstützung. Die Existenz Israels als »deutsche Staatsräson« darf dann auch nicht fehlen.

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Die etwas liberalere Truppe weist zusätzlich noch gerne darauf hin, dass sich Schwule und Lesben in Israel pudelwohl fühlen, was man von den arabischen Nachbarstaaten nicht behaupten könne. Und diejenigen wiederum, die es noch etwas weiter rechts haben wollen, lobpreisen Israel als eine Art »Brückenkopf des Westens« im Nahen Osten, pochen auf das »gemeinsame christlich-jüdische Erbe« und malen die Ideologie des Zionismus in den schönsten und sympathischsten Farben. Immerhin, so das Argument, sei das ja auch ein Nationalismus. Dem dürfe man sich gerne nahe fühlen.

In einer digitalen Materialschlacht werden diese Aspekte mit allerlei Memes und Kacheln ausgeschmückt, Facebook- und WhatsApp-Gruppen geflutet, Gegenstimmen finden sich auf der virtuellen Anklagebank wieder, wahlweise als Antisemiten oder Moslemfreunde.

Die Gegenseite, die mit den Palästinensern sympathisiert, flutet ihrerseits die Netzwerke mit Bildern von toten Kindern und zerstörten Häusern. Die Palästinenser, so sagt man dort, hätten auch ein Recht auf ihre eigene nationale Souveränität, Israel sei ein Unterdrückerstaat, ein Kolonialgebilde. Wer es gerne eine Stufe härter hat, wird bei den alten Linken fündig, die Israel »faschistische Methoden« vorwerfen.

Erfolgreiche israelische Lobbyarbeit

Doch genau an diesen Argumenten zeigt sich, wie sehr und wie tief dieser ganze Konflikt nach Deutschland »importiert« wurde – wiederum das Ergebnis erfolgreicher Lobbyarbeit, und zwar vor allem der israelischen.

Denn Deutschland importiert nicht etwa »Antisemitismus«, wie vor allem konservative Israelfreunde argumentieren, Deutschland importiert internationale, oftmals eigentlich regionale, Konflikte. Seit Jahrzehnten liefern sich Türken und Kurden in Deutschland heftige Straßenschlachten, in Asylantenheimen gehen sich Schwarzafrikaner verschiedener Stammeszugehörigkeit an die Gurgel. Tschetschenische Terroristen betrachten Deutschland als freundliches und sicheres Hinterland. Ukrainer demonstrieren gegen Moskau. Bald werden vielleicht auch militante Rohingya-Flüchtlinge Steine auf die Botschaft von Myanmar werfen. Auch der israelisch-palästinensische Konflikt gehört in diese Liste regionaler Konflikte. Deutschland hat sich schlichtweg übernommen. Das Open-Border-Märchen vom Flüchtling, der nur »als Mensch« bei uns ankommt und beim Grenzübertritt alle seine kollektiven Identitäten einfach so abstreift und von nun an als liberaler Kosmopolit herumläuft, wird täglich Lügen gestraft. Das gilt auch für Palästinenser und Libanesen, die nach Deutschland kommen. Sie vergessen nicht, dass ihr Haus im Südlibanon von Israel pulverisiert wurde oder dass in ihrem Dorf in Palästina heute aus Europa stammende Juden leben.

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Die »historische Verantwortung« hingegen ist mittlerweile ihren Siegeszug durch die deutsche Außenpolitik angetreten. Afrikaner erinnern Berlin an die angebliche »Kolonialschuld«, und selbst einige armenische Lobbygruppen weisen mittlerweile gerne darauf hin, dass das Deutsche Reich als Verbündeter des Osmanischen Reiches zumindest eine »Teilverantwortung« am Völkermord an den Armeniern trage. Geht es also danach, erstreckt sich die »deutsche Staatsräson« bald über den halben Globus.

Das Pochen auf den angeblichen »gemeinsamen, westlichen Werten« ist in der Außenpolitik ein gefährliches Unterfangen. Denn es geht immer vor allem um eines: um Interessen. Sich blindlings mit jedem »Nationalismus« – und dazu zählt auch der Zionismus – solidarisch zu fühlen, führt in eine Sackgasse, aus der man nicht mehr herauskommt. Auch die Kosovo-Albaner haben einen Nationalismus, die Türken sowieso und natürlich die US-Amerikaner – und trotzdem gibt es eben nationale Interessenkonflikte.

Interessieren sich Israelfreunde tatsächlich für »die Menschen«?


Von der »menschlichen Komponente« ganz zu schweigen: Die meisten der besonders engagierten Israelfreunde interessieren sich nicht die Bohne für die Menschen im Donbass, die nach wie vor regelmäßig unter ukrainisches Feuer kommen oder für die Armenier in Berg-Karabach, die im Herbst 2020 von einer türkisch-aserbaidschanischen Militärmaschinerie vernichtend geschlagen wurden. Auch dort saßen Familien im Keller, während die feindlichen Raketen einschlugen.

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Das gleiche gilt auch für die pro-palästinensische Gegenseite. Wo hört man ihre Stimme, wenn es um die nationale Souveränität der Donbass-Republiken geht, die sich nach einer Volksabstimmung von der Ukraine abgespalten haben? Wo waren sie mit ihren bunten Facebook-Profilbildern, als die armenische Republik Berg-Karabach um ihre Existenz kämpfte?

Die Antwort ist erdrückend offensichtlich: Die Tatsache, dass sich beide Seiten im Nahost-Konflikt engagieren, denen aber die andere regionale Konflikte, die die gleichen geopolitischen Kriterien haben, völlig egal zu sein scheinen, zeigt nur den Erfolg der ausländischen Lobbyarbeit in Deutschland. Und wenn etwas tatsächlich bekämpft werden sollte, dann ist es die ausländische Einmischung und Tätigkeit von ausländischen Einflussagenten in Deutschland. Auch Israel gehört zum Ausland.

Weiterführende Informationen:

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