Großbritannien schafft Rundfunkgebühr ab

Aus Großbritannien kam schon viel Gutes und mit ihrem Sinn fürs Praktische und Pragmatische haben die Briten uns oft etwas voraus gehabt. Nun schafft die Kulturministerin Nadine Dorries die Rundfunkgebühr ab und bringt damit eine mächtige Institution ins Wanken: die BBC. Die Diskussion auf der Insel gleicht der hiesigen, denn auch den britischen Öffentlich-Rechtlichen wirft man einen gehörigen Linksdrall vor.

Gastbeitrag von Sascha von Aichfriede

Man könnte neidisch werden auf die Briten: Sie haben ihre eigene Währung noch, traten kürzlich aus der EU aus und jetzt beschließen sie auch das Ende des Rundfunkbeitrags für das Jahr 2027. Was sagte Johann Wolfgang von Goethe einst?

Während aber die Deutschen sich mit Auflösung philosophischer Probleme quälen, lachen uns die Engländer mit ihrem großen praktischen Verstande aus und gewinnen die Welt.1

Diesen Schritt zur Beendigung der BBC-Staatsfinanzierung begründet die zuständige Ministerin Nadine Dorries (Konservative Partei) so2:

  • Junge Menschen soll man nicht zur Bezahlung der BBC zwingen, weil sie es ohnehin nicht ansehen, sondern Netflix, YouTube oder Amazon Prime.
  • Ältere Menschen sind einkommensschwach und es wäre sozial unverträglich, sie jetzt mit steigenden Abgaben heimzusuchen (der Beitrag ist an die Inflation gekoppelt und die ist derzeit hoch). Zudem sehen sich ältere Menschen über 75 häufig mit Mahnverfahren konfrontiert, weil sie bis 2020 noch beitragsfrei waren, was zu einem hieß diskutierten Thema geworden ist.
  • Darüber hinaus kritisiert Dorries die BBC heftig für ihre linke Meinungsmache, ihr Bevormunden und Belehren der Bevölkerung und das Personalgeschacher einer Führungskaste bestehend aus „dumpfen, langweiligen alten Männern“.

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Nadine Dorries stammt selbst aus der Unterschicht und weiß, wie schwer es für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen ist, die hohen Gebühren jedes Jahr aufzutreiben. Sie betragen dort derzeit 159 Pfund (etwa 190 Euro) und sind damit etwas günstiger als der deutsche Rundfunkbeitrag mit derzeit 220,32 Euro. Dorries‘ Argumente kann man uneingeschränkt für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland gelten lassen, hauptsächlich in Bezug auf junge Menschen und die Parteilichkeit und Einseitigkeit der Berichterstattung. Jüngst bezeichnete Welt-Chefredakteur Ulf Poschardt ARD, ZDF & Co. als den „Todesstern illiberaler Ideologie“. Dass dieser Vorstoß jetzt kommt, da die BBC den Partyskandal um Boris Johnson in aller Öffentlichkeit breit tritt3, ändert nichts an der Gültigkeit der Argumente.

Natürlich gibt es auch in Großbritannien Schützenhilfe für die BBC und Kritik an den Plänen der Regierung, die BBC-Finanzierung zu entstaatlichen. Und selbstverständlich kommt die aus dem linksliberalen Lager4. Die verlören mit der BBC ihr mächtigstes Propagandainstrument, sollte diese sich dem Wettbewerb stellen und seine penetranten linken Volksaufklärungskampagnen einstellen müssen, um nicht die Gunst der Kunden zu verlieren. Es wird Spaß machen, die Transformation der BBC-Redakteure und -Moderatoren von Möchtegern-Oberlehrern und Agitprop-Agenten zu Dienstleistern zu beobachten.

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Wichtig ist nun, dass das neue Finanzierungsmodell Sorge dafür trägt, dass die Öffentlich-Rechtlichen sich dem Wettbewerb stellen müssen und sich nicht von der Bevölkerung erneut entkoppeln können. Auch eine indirekte Finanzierung aus dem Gesamtsteuertopf birgt die Gefahr, dass sich BBC, ARD, ZDF etc. wieder in den Dienst derer stellen, die über die Zuteilung der Budgets entscheiden oder umgekehrt so viel Macht bekommen, dass sie selbst entscheiden, wer die Budgets zuteilen darf. Es gibt letztlich keine unabhängige Finanzierung, denn immer ergibt sich eine Abhängigkeit zu denen, die die Gelder geben oder über die Zuteilung der Gelder entscheiden, ob das Werbekunden sind oder ein Gremium aus Beamten oder Politikern.


1  https://www.aphorismen.de/zitat/143811 (Aufruf: 17.01.2022).

2  https://www.dailymail.co.uk/news/article-10406491/Nadine-Dorries-hits-BBC-2bn-funding-cut-freezes-annual-licence-fee-charge-2024.html (Aufruf: 17.01.2022).

3  https://www.bbc.com/news/uk-politics-59577129 (Aufruf: 17.01.2022).

4  https://www.bbc.com/news/entertainment-arts-60014514 (Aufruf: 17.01.2022).

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