Der Schnittlauch (Allium schoenoprasum) dürfte eine Pflanze sein, die wohl jeder kennt. Sie wird als Gemüse- und Heilpflanze sowie Gewürz verwendet. Weniger bekannt ist jedoch, dass es eine Wildform gibt, die im Volksmund Graslauch, Binsenlauch, Brislauch, Grusenich, Jakobszwiebel oder Schnittling genannt wird.
Ines Schreiber
Steckbrief
Wie unterscheidet sich der Wilde Schnittlauch von dem Schnittlauch aus Gärten oder den Gemüseabteilungen der Märkte? Schon früh im Jahr fällt er dadurch auf, dass er wie ein dunkelgrünes Grasbüschel wächst, 25-50 cm Höhe erreicht und oft vor dem Gras auf Wiesen und in Parks erscheint. Die einzelnen Blätter fühlen sich recht derb an und laufen in einer Spitze aus. Bei genauer Betrachtung sind die »Halme« rund und hohl – so wie wir den Gemüseschnittlauch kennen. Prüft man einen Halm auf Geruch, merkt man am typischen Lauch- oder Zwiebelduft, dass man es mit einem Lauchgewächs zu tun hat.
Weiterführende Informationen:
Die phantastische Welt der Heilpflanzen: Der Bärlauch
Natürliche Nahrungsreserve: Der Austernseitling

Verwendung
Der Wilde Schnittlauch kann wie der kultivierte Schnittlauch eingesetzt werden, also: feingeschnitten aufs Butterbrot, zur Bereitung von Kräuterquark, in Salaten oder übers Gemüse gestreut. Kurz vor dem Servieren setzt er bei Rührei oder in Saucen Akzente – aber bitte nicht mitkochen lassen, denn dann geht sein Aroma verloren! Ebenso wichtig ist es, Schnittlauch erst kurz vor dem Verbrauch zu schneiden. Liegt er geschnitten länger herum, oxidiert der Zellsaft an den Schnittstellen, was Geschmacksverlust bedeutet. Dafür können sich Bitterstoffe bilden, die die Mahlzeit verderben. Bitte nicht trocknen, da bleibt vom Geschmack nicht viel über!
Als Küchengewürz werden meist nur die oberirdischen Röhrenblätter geerntet. Allerdings können auch die lila Blüten verwendet werden, sie sind essbar und dekorativ. Schnittlauch ist übrigens ein Bestandteil der »Grünen Soße«, eines typischen Gerichts der deutschen Regionalküche, das sich besonders im hessischen Raum großer Beliebtheit erfreut.

Russel-Terrier der Autorin, hat das Wildgemüse entdeckt. Da ist sogar das »Balli« uninteressant geworden. Bilder: privat
Heilpflanze
Wilder Schnittlauch findet volksheilkundlich die Anwendung als harntreibendes, blutreinigendes und antibakterielles Mittel. Er enthält verschiedene Mineralstoffe, entzündungshemmendes Quercetin und Kämpferol, immunstärkendes Vitamin C und Herz und Knochen schützendes Vitamin K.
Schwefelhaltige Verbindungen wie Isoalliin, was auch in Zwiebeln vorkommt, sollen den Blutdruck, Cholesterinspiegel und Blutzuckerspiegel positiv beeinflussen und so gegen Arteriosklerose, Schlaganfall und Herzinfarkt helfen.
Anbau
Der Wilde Schnittlauch lässt sich wie sein kultivierter Vetter leicht anbauen. Man muss ihn nur (mit Augenmaß!) aus der Natur in den Garten umsetzen. Die kleinen, zwiebelbildenden Pflanzen wachsen in Klumpen, die alle zwei Jahre geteilt werden können. Ebenso kann man mit dem gekauften Topfschnittlauch umgehen, der aber auch als grüner Vitaminspender im Winter griffbereit an hellen Fenstern gedeiht.
Zum Abschluss bleibt mir nur zu wünschen: Gutes Gelingen und Wohl bekomms!
Dieser Beitrag erschien zuerst in der Mai-Ausgabe 2023 unseres Magazins.
Weiterführende Informationen:
Praktische Krisenvorsorge: Die stillen Reserven der Natur
Die phantastische Welt der Heilpflanzen: Das Schöllkraut
