Der Weißdorn (Crataegus oxyacantha) ist im Frühjahr an seinen weißen, kräftigen Blüten zu erkennen und später an seinen mehligen, roten Früchten. Da er in seiner Wirkungsweise zur Stärkung des Herzens eine milde Heilpflanze ist, macht es ihn zu etwas ganz Besonderem.
Ines Schreiber
Der Weißdorn wurde als Heilmittel schon in Kräuterbüchern des 14. Jahrhunderts erwähnt. Doch erst ein irischer Arzt setzte ihn im 19. Jahrhundert gezielt gegen Herzbeschwerden ein. Er ist frei von Nebenwirkungen und kann somit zur Stärkung des Herzens dauerhaft eingenommen werden.
Steckbrief
Der Weißdorn und seine Verwandten wachsen als sommergrüne Sträucher oder kleine Bäume. Sie sind meist dornig, ihre Rinde ist glatt, grün-braun bis dunkelbraun und im Alter schuppig-rissig. Die Stämme alter Bäume sind oft tief gefurcht. Ihr Holz ist hart und schwer.
Die oft »Beeren« genannten, relativ kleinen Apfelfrüchte sind 0,7 bis 2,0 Zentimeter groß und normalerweise rot oder orangefarben. Sie enthalten meist mehrere aneinander geballte Steinkerne. Ihr »Fruchtfleisch« ist relativ trocken und mehlig und schmeckt leicht süßlich bis säuerlich.

Der botanische Name der Weißdorne (Crataegus) leitet sich vom griechischen Wort »krataigos« ab und bedeutet »stark« oder »fest«. Er bezieht sich auf das zähe, sehr harte Holz der verschiedenen Arten. Es gibt in Europa und Asien rund 90 verschiedene Weißdornarten. Unterschiedliche Weißdornarten, die miteinander in Kontakt kommen, kreuzen sich auch ohne menschliche Nachhilfe leicht. Deshalb lassen sich viele Arten nicht eindeutig voneinander abgrenzen.
Heilwirkung
Die Hauptwirkstoffe des Weißdorns sind die Procyanidine sowie Flavonoide. Sie sorgen für eine verbesserte Versorgung der Herzkranzgefäße und fördern eine bessere Durchblutung des Herzmuskels. Sie nehmen Einfluss auf die Kalziumkonzentration, die Aktivität der Herzmuskelzellen und somit die Pumpkraft des Herzens. Der Herzrhythmus wird stabilisiert und der Blutdruck reguliert.
All diese Wirkungen machen den Weißdorn zu einem Herzmittel der ersten Wahl. Bei Herzschwäche, Altersherz, leichten Herzrhythmusstörungen, Beklemmungen in der Herzgegend und Herzunruhe aufgrund einer Überfunktion der Schilddrüse wird der Tee gern getrunken. Er eignet sich aber auch zur Nachbehandlung nach einem Herzinfarkt.

Anwendung
Weißdorn gilt als Heilpflanze Nummer eins für das Altersherz. Die geernteten Blätter und Blüten werden im Schatten getrocknet und vor Feuchtigkeit und Licht geschützt gelagert. Es gibt verschiedene Crataegus-Präparate im Handel, die Zubereitung als Tee ist jedoch preiswerter und ebenfalls sehr wirkungsvoll. Weißdorn ist auch in zahlreichen Teemischungen zur Stärkung und Anregung von Herz und Kreislauf enthalten.
In Form von Auflagen eignet sich Weißdorn zur Kosmetik von großporiger und leicht fettender Haut. Dazu jeden Abend ein Leinentuch mit Weißdorntee tränken und es für zehn Minuten auf das Gesicht legen!
Weiterführende Informationen:
Die phantastische Welt der Heilpflanzen: Die Graukresse
Die phantastische Welt der Heilpflanzen: Echtes Labkraut

Überlieferung
Auch geschichtlich gibt es einiges zum Weißdorn zu berichten. Da ihm eine große Kraft der Abwehr des Bösen zugesprochen wird, wurde er gegen »böse Hexen« und Geister als Hecke gepflanzt. Seit dem Altertum bis hin zum 18. Jahrhundert wurde aus Weißdornzweigen ein Tor gewunden, durch welches ein schwer Erkrankter gehen oder kriechen musste. Damit sollten die bösen Geister der Krankheit vertrieben werden und der Kranke wieder gesunden.
Vom Weißdorn sind vielerlei mythische und rituelle Bedeutungen aus unterschiedlichen Epochen überliefert. In der römischen Antike war er dem Janus heilig und wurde als Schutzamulett getragen. Weißdorn über die Tür genagelt sollte das Vieh vor übler Krankheit schützen. In England ist der Weißdorn Bestandteil der Baumfeen-Dreiheit. Man sagt, wenn Esche, Eiche und Weißdorn zusammenstehen, kann man dort Feen sehen.
Nicht zuletzt eignet sich der Weißdorn wegen seines knorrigen Wuchses und der im Alter malerisch zerfurchten Rinde gut für die Kultur als Bonsai.
Weiterführende Informationen:
Die Wildbirne – Obst aus der Natur
Die phantastische Welt der Heilpflanzen: Sanddorn

