Fangen wir mit einer guten Nachricht an: Wie die Tagesstimme berichtete, verweigert sich der österreichische FPÖler Herbert Kickl der Distanzierungsfalle. In Anlehnung an das was seit einiger Zeit in der BRD vor sich geht, könnte man es auch die „Republikanerfalle“ nennen. In diese tappt nämlich die AfD und das nicht erst seit gestern. Darum und wie die AfD dabei ist ihr Parteiprojekt, in das viele Menschen Hoffnungen setzten, in den Sand zu setzen soll es hier gehen.
von Christian Schwochert
Kommen wir jedoch zunächst einmal zur Republikanerfalle. Denn überraschenderweise hielt die AfD in Berlin vor Corona mal einen Vortrag im Rathaus Charlottenburg, in dem vor der Republikanerfalle gewarnt werden sollte.

Eigenartigerweise wurde das Ganze dann völlig falsch ausgelegt. In dem Vortrag wurde es so hingestellt, als bestünde die Falle darin irgendwelche bösen Rechtsextremisten in die Partei zu lassen. Dabei besteht die Falle eigentlich darin, auf die Verlockungen der Altparteien hereinzufallen, die hinter vorgehaltener Hand der AfD anbieten, man könnte ja zusammenarbeiten, wenn die AfD sich nur von dem und dem distanzieren und gewisse Leute hinauswerfen würde. Die Republikaner haben das getan und die Folge war die Aufspaltung der Partei. Mein Verleger, Herr Dr. Gerd Sudholt sagt bei solchen Dingen immer gerne zu mir: „Wer sich distanziert, verliert.“
Distanzierungswahn in Berlin
Und so ist es auch, nur begreift die AfD das leider nicht. Besonders schlimm ist es in dieser Hinsicht in der Berliner AfD. Anstatt sich Männer wie Kickl zum Vorbild zu nehmen und auf Distanzierungen zu verzichten, werden engagierte Mitglieder aus völlig lächerlichen Gründen hinausgeworfen. Das in Berlin berühmteste Beispiel ist der AfDler Andreas Wild, den sie rauswerfen, weil er Kornblumen so gut fand und man ihm vorwarf dies sei ein Nazisymbol.

Erst vor Kurzem sorgte der AfD-Co-Chef der „Jungen Alternative“ Marvin Neumann für Schlagzeilen. Die AfD drängte ihn zum scheinbar freiwilligen Austritt, weil er der Meinung ist, Schwarzafrikaner und deren Nachkommen könnten keine Deutschen sein. Nun kann man darüber entweder die eine oder die andere Meinung haben, aber im Falle Neumann ist das eigentlich gar nicht der Punkt, denn frei nach Voltaire gilt für die Meinungsfreiheit: „Ich mag verdammen was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzten, dass du es sagen darfst.“
Und das ist der Kern des Problems. Dieses durchaus schwierige und vielschichtige Thema wurde gar nicht lange diskutiert! Stattdessen jagte man den Mann einfach hinaus, anstatt das Für und Wider seiner Sicht und der eigenen Auffassung zu debattieren. Gewiss wären dabei interessante Gespräche mit viel Erkenntnisgewinn herausgekommen. Und das dies unterbunden wurde, ist eine Sauerei, denn die AfD tritt offiziell als eine Partei der Meinungsfreiheit, der Meinungsvielfalt und gegen Zensur an. Und dann nötigt sie einen Mann aus ihrer Partei hinaus, nur weil dieser eine Meinung hat, die nicht dem Parteimainstream entspricht.
Der Fisch stinkt vom Kopf an
Nun muss man sich auch fragen, wie dieser Mainstream zustande kommt. Dazu muss man schauen, aus wem die Partei besteht. Zu einem nicht geringen Teil als aufrechten Patrioten, die tatsächlich nur das Beste für ihr Land wollen. Diese findet man gerade in den unteren Rängen der AfD. Sieht man sich die oberen Ränge an, findet man jede Menge, die früher in der CDU, der FDP, der SPD, der CSU, den Grünen oder sogar bei den Linken waren. Einige waren sogar mal in der SED, die ebenso wie die Linkspartei verdächtigerweise nicht auf der Unvereinbarkeitsliste der AfD steht. Die Identitären, die sich der Umvolkung entgegenstellen stehen drauf, aber die Partei die 40 Jahre lang einen Teil unseres Volkes hinter Stacheldraht gefangen hielt, nicht. Das ist schon sehr merkwürdig und es ist nicht das einzige was bei der AfD schiefläuft und einer Kritik unterzogen werden muss.
Fortsetzung folgt.
Weiterführende Informationen:
Authentische nationale und soziale Opposition in der AfD unerwünscht?
AfD: Selbstmord aus Angst vor dem Tod?
Der Fall Kalbitz – Zerreißprobe für die AfD

Eine Antwort
Sehr interessant. Ich habe mir schon gedacht, dass die AfD mehr Scheinopposition als echte Opposition ist.