Ukraine-Berichterstattung im Westen: Alles Propaganda

Ein deutscher General steigt nicht in ins allgemeine Hurra über die jüngste ukrainische Offensive ein und wird vom Leithammel des Westens, den USA, gleich dafür abgewatscht. Gerade ein ehemaliger US-General ist es aber, der sich im ZDF verplappert und damit zugibt, dass die westliche Berichterstattung (auch) nur Propaganda ist.

Gastbeitrag von Sascha von Aichfriede

Wenn es nach unseren Leit- und Qualitätsmedien geht – die Öffentlich-Rechtlichen – gehören natürlich dazu, dann ist Propaganda etwas, das nur die anderen machen. Das ist natürlich Unsinn und oft genug schon als Lüge entlarvt worden. Ein Fauxpas ist dem ZDF und seinem angeblichen „Experten“ Ex-US-General Ben Hodges unterlaufen.

Hintergrund: Deutscher General mit eigener Meinung

Ben Hodges hatte den Bundeswehr-General Eberhard Zorn kritisiert. Der wollte nicht in die Hurra-Berichterstattung der deutschen Leitmedien und der politischen Elite einstimmen und sagte dem FOCUS sinngemäß, dass man bei allen ukrainischen Erfolgen vorsichtig sein müsse und dass Russland sein Potenzial bei Weitem noch nicht ausgeschöpft hätte. Zorn sehe sogar die Möglichkeit, dass die Russen eine zweite Front eröffnen könnten1.

Screenshot https://www.youtube.com/watch?v=z3s6h2t8qNM&t=544s

Das passt natürlich gar nicht in das Propagandakonzert, das im Westen gerade veranstaltet wird. Wenn es nach unseren Leitmedien geht, steht der ukrainische Sieg kurz bevor … wir müssten nur noch wenige Opfer erbringen, dann wäre es geschafft. Gegenstimmen aus dem Kreis der Bundeswehr stechen aus diesem Einheitsbrei natürlich gut vernehmbar heraus.

Leithammel und Kolonialherr USA reagiert sofort

Daher verwundert es auch nicht, dass der Dirigent des Orchesters sofort reagiert. Das sind die USA, zugleich NATO-Leithammel und unser Kolonialherr, und zwar in Person des ehemaligen US-Generals Ben Hodges. Der ist heute als NATO-Berater weltweit unterwegs, um Koalitionen der Willigen, a.k.a. „Ramstein-Format“, zu „beraten“.

Screenshot https://www.youtube.com/watch?v=z3s6h2t8qNM&t=544s

Das ZDF lud Hodges als „Experten“ in ihre Sendung ZDFheute live am 17.09.2022 ein. Experten verdienen ihre Bezeichnung aber vor allem dadurch, dass sie Fachkompetenz in eine Debatte einbringen und dabei objektiv bleiben. Wenn man schon aufgrund einer ehemaligen oder aktuellen Funktion parteiisch ist, dann ist man eher kein Experte. Was er von Zorns Äußerungen gegenüber dem FOCUS hält, hatte er zuvor schon auf Twitter zu erkennen gegeben (übersetzt aus dem Englischen):

„Eine erstaunlich dürftige Analyse der russischen Fähigkeiten, die leider die Einstellung des Großteils deutscher Eliten wiedergibt. Finnland alleine würde Russland besiegen. Litauen/Polen würden Kaliningrad in einer Woche einnehmen. Die russische Marine versteckt sich hinter der Krim obwohl die Ukraine selbst keine Marine hat.“2

Redet so ein Experte? In der besagten ZDF-Sendung verteidigte Hodges seine Kritik an Zorn, den er ansonsten als „Freund“ bezeichnete. Und er machte eine entscheidende Aussage:

Denn wenn wir denken, dass Russland, wann auch immer, irgendwo noch angreifen könnte, dann hält uns das vielleicht davon ab, die Ukraine entsprechend zu unterstützen.

Herzlichen Dank für die Steilvorlage. Damit gibt Hodges zu, dass die westliche Berichterstattung Propaganda ist, um den Unterstützungswillen und die Opferbereitschaft unter anderem der Deutschen aufrechtzuerhalten. Somit ist Hodges auch kein Experte, sondern ein Einpeitscher, ein Meinungsmacher. Ein US-Kriegslobbyist.

Weiterführende Informationen:

SPIEGEL-Leitartikel zur Ukraine: Von Arroganz und Ignoranz

DS 2016: NATO verschärft Eskalationsstrategie gegen Moskau

Aus Vietnam gelernt

Die Amerikaner haben aus Vietnam gelernt, vor allem ihr Umgang mit den Medien. In den USA heißt es oft: „Wir haben den Vietnamkrieg in den Wohnzimmern verloren – am Fernsehschirm.“ Damit ist gemeint, dass die Medien sehr kritisch über den Krieg berichteten und damit die Opfer, die der Krieg unter den Amerikanern erzeugte, infrage gestellt. So entstand eine politische Opposition, die die US-Regierung zwang, den Krieg zu beenden. Das passiert heute nicht mehr: Die US-Interventionen weltweit werden heute drehbuchartig medial begleitet, die Berichterstattung streng überwacht. Und das bringen sie den Deutschen jetzt im Kontext des Ukrainekrieges bei, denn Krieg ist auch eine Einstellungssache.

Amerikaner haben eine andere Perspektive

Wir Deutschen dürfen uns aber die amerikanische Perspektive nicht aufdrücken lassen. Wir Deutschen haben schon einmal die russischen Fähigkeiten falsch eingeschätzt. Das rächte sich bitter. Vor dem Unternehmen Barbarossa führten die Sowjets 1939/1940 einen enttäuschenden Feldzug gegen Finnland, der viele Parallelen zur „Sonderoperation“ gegen die Ukraine aufzeigt. Es klappte für die Sowjets nichts im sogenannten „Winterkrieg“. Das verleitete die politische und militärische Führung Deutschlands zu einem Angriff gegen die Sowjetunion.

Gut, damals unterstützten die Amerikaner Stalin mit Material und es wäre ohne diese Unterstützung sicherlich anders gelaufen. Sei es drum. Aber wir haben einen triftigen Grund, vorsichtig zu sein, nicht nur aus der historischen Erfahrung heraus. Sollte es demnächst zum großen Krieg kommen, wäre Deutschland das Schlachtfeld, und nicht die USA. Außerdem sollten auch die Amerikaner vorsichtig sein, denn auch ihre Analysen erwiesen sich oft genug als falsch.

Unsere Empfehlung:

Zum Schluss lügt Hodges wie gedruckt

Über die sonstigen militärischen Analysen Hodges kann man streiten – es ist eine Meinung, und die sind wie Nasenlöcher oder andere Körperöffnungen: Jeder hat sie. Allerdings offenbaren seine Schlussworte erneut den politischen „Bias“ seiner „Expertenmeinung“:

Hier geht es sehr um eine Demokratie [Ukraine], die eine Autokratie [Russland] besiegt. Hier geht es um europäische Bürger, die gegenüber Russland verteidigt werden.

Wieder eine Steilvorlage. Nein, der Ukrainekrieg ist nicht der Krieg Demokratie vs. Autokratie. Das sieht man doch an den Partnern, die wir uns jetzt aussuchen, um russisches Gas zu ersetzen. Habeck reist in die Golfstaaten und spricht mit anderen Autokratien, die die Grünen zuvor noch kritisierten. Die EU schließt ein Gas-Bündnis mit dem aserbaidschanischen Präsident Ilham Aliyev. Auf dem Demokratieindex steht die Kaukasusrepublik auf Platz 157 und wird als „harte Autokratie“ bezeichnet – Russland steht immerhin auf Platz 144 („moderate Autokratie“)3. Die Ukraine steht auf Platz 92 als „hybrides Regime“. Alleine daran sieht man schon, dass dieses Gerede von einem Krieg für Demokratie und Freiheit völliger Schwachsinn ist.

Amerikaner dürften Krieg führen, Russland nicht

Der Ukrainekrieg ist ein NATO-Osterweiterungskrieg. Es geht einfach nur um den amerikanisch-russischen Konflikt und wir stehen auf der Seite der Amerikaner. Punkt. Und das, obwohl wir ein großes Interesse an einer deutsch-russischen Partnerschaft hätten, Autokratie hin oder her. Die Amerikaner sind auch nicht gerade wählerisch, was ihre Mittel und Partner betrifft. Dann müssen wir es auch nicht sein. Und wie heuchlerisch Hodges spricht, entlarven diese Worte:

„Jeder hat heute die Nachricht gesehen, die fünfhundert Leichen von unschuldigen Menschen in der Stadt Isjum, die exekutiert worden sind durch die Russen – darüber reden wir.“

Abgesehen davon, dass die Isjum-Sache erst noch geklärt werden muss … wenn jemand ganz leise sein muss, wenn es um Kriegstote geht, dann ist es ein Amerikaner. Der von den Amerikanern aufgrund fingierter Beweise losgetretene Irakkrieg im Jahr 2003 kostete bis heute weit über einhunderttausend zivile Tote4 und hinterließ ein zerstörtes Land, eine zerrüttete Region. Kriegsverbrechen der Amerikaner waren immer wieder Thema in den Medien und wir kennen nur die Spitze des Eisbergs. In Afghanistan sieht es nicht besser aus. Solche Leute brauchen nicht von Demokratie und Freiheit reden und anderen Verbrechen vorwerfen. 

Besser vor der eigenen Haustüre kehren.

Weiterführende Informationen:

US-Denkfabrik: Wie die Ukraine schöngeredet wird

Ukraine: Die „Freunde“ sind zurück

Kriegsgefahr durch mangelnde Souveränität


1  https://www.focus.de/politik/ausland/eberhard-zorn-bundeswehr-general-warnt-vor-zu-grosser-euphorie-ueber-ukrainische-militaer-erfolge_id_146622564.html (Aufruf: 20.09.2022).

2  https://twitter.com/general_ben (Aufruf: 20.09.2022).

3  https://www.demokratiematrix.de/ranking (Aufruf: 18.09.2022).

4  https://de.statista.com/statistik/daten/studie/163882/umfrage/dokumentierte-zivile-todesopfer-im-irakkrieg-seit-2003/ (Aufruf: 20.09.2022).

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