Meine Blase, deine Blase

Leit- und Massenmedien pathologisieren gerne Menschen, die sich ihrem Einfluss entziehen. Sie behaupten wiederholt, Rechte und Querdenker würden sich in Informationsblasen einigeln und sich so der Vernunft entziehen, also der richtigen Weltanschauung. Derweil lebt doch der Mainstream in seiner eigenen Blase.

Gastbeitrag von Sascha von Aichfriede

Immer wieder muss sich das „Pack“ (Sigmar Gabriel), also Rechte, Impfgegner, Querdenker usw. den Vorwurf gefallen lassen, sie seien Opfer ihrer falschen Informationsquellen. Sie würden sich daher in Filterblasen einigeln, die ihre eigenen Meinungen bestätigen und alternative, abweichende Daten, Erklärungen und Fakten herausfiltern. So auch wieder kürzlich Die Zeit1.

Leider werden mit dieser Art der Berichterstattung Menschen mit einer vom Mainstream abweichenden Meinung pathologisiert, sprich: wer nicht auf der gewünschten Linie ist, der ist nicht ganz dicht, der ist auf dem besten Weg oder bereits in einer psychosozialen Krise oder Erkrankung. Eine Praxis, die sich auch in der Sowjetunion bewährte, als die physische Vernichtung politischer Gegner nicht mehr international vermittelbar war. In der poststalinistischen Ära wandelte sich die öffentliche Rede über Dissidenten von politisch Verfolgten oder Konterrevoluzzern zu Geisteskranken. Wer gegen das System war, wurde nicht mehr ins GULag2 eingeliefert, sondern in die Psychiatrie3. Ganz soweit sind wir vielleicht noch nicht, aber unsere Leitmedien befinden sich also mit ihren Pathologisierungsversuchen auf dem besten Weg dahin…

Weiterführende Informationen:

Westliche Migrationslegenden: Wie das Volk manipuliert wird

STRG_F zu Umvolkung: Zwischen linker Rhetorik und Recherchefehlern

Lesen Sie mehr zum Thema „Lügen- und Lückenpresse“ in der Oktober-Ausgabe des Magazins DEUTSCHE STIMME, die am 24. September 2021 im Zeitschriftenhandel erscheint. Unser Autor Sascha von Aichfriede widmet sich dort unter der Überschrift »Noch mehr Knete für die ›Lückenpresse‹« u.a. folgendem Sachverhalt: » Bundesverfassungsgericht: Der Rundfunkbeitrag steigt, der Rückhalt in der Bevölkerung sinkt.« https://bestellung.deutsche-stimme.de/de/

„Spiegel-Mining“ und die „westliche Filterbubble“

Wenn es nach den Leitmedien geht, sind Filterblasen ein Phänomen, das ausschließlich die oben genannten unerwünschten Gruppierungen betrifft. Gerne verschweigen sie, dass auch sie selbst, der „Mainstream“, das „Establishment“, in einer Filterblase leben, nämlich ihrer eigenen. Aber da gibt es ja Gott sei Dank Beiträge, die Aufklärung bringen. Unter anderem ist das ein unterhaltsamer Vortrag des Datenanalysten David Kriesel mit dem Titel SpiegelMining – Reverse Engineering von Spiegel-Online, gehalten auf dem 33. Chaos Communication Congress im Dezember 2016, abrufbar auf YouTube. Kriesel hat große Mengen an Spiegel-Online-Artikeln auf Datenmuster hin ausgewertet, beispielsweise Themenbereiche, Artikellänge und auch Kommentierbarkeit. Vor allem die Kommentierbarkeit führte Kriesel zu gewissen politischen Erkenntnissen: „Richtig interessant wird es, wenn man mal kuckt, wie Spiegel-Online die Kommentierbarkeit hart national ordnet.“ Kriesel visualisiert den Nahostkonflikt um die Nation Israel, der in sattem Rot erscheint (siehe folgenden Screenshot):

Bildquelle: https://www.youtube.com/watch?v=-YpwsdRKt8Q

Rot bedeutet, dass die Artikel zu Israel nicht kommentierbar sind. Kriesel stellt dazu fest: „Zum Nahostkonflikt und Israel hat man bei fast allen Artikeln die Klappe zu halten.“ Dann schwenkt er zu Spiegel-Online-Artikeln rund um den Ukraine-Konflikt (siehe folgenden Screenshot):

Bildquelle: https://www.youtube.com/watch?v=-YpwsdRKt8Q

Hier wird deutlich, dass Artikel zu diesem Thema weitestgehend kommentierbar sind. Kriesel schlussfolgert: „Also, ihr könnt euch mit nach Hause nehmen, meine Damen und Herren: Russen bashen ist OK.“

Im Vergleich beider Visualisierungen, also Nahostkonflikt/Israel versus Ukraine-Konflikt, kommt Kriesel zu dem Ergebnis: „Was wir hier live und in Farbe sichtbar gemacht haben, ist nichts anderes als unsere westliche Filterbubble [Filterblase]; die kann man messen.“ Nun geht Kriesel Nation für Nation durch: „Zum Iran darf man seinen Senf dazugeben, zu Großbritannien auch, zur Türkei … da ist Spiegel-Online sich noch nicht ganz sicher; und Frankreich ist interessant …“ Kriesel stellt nun dar, wie im Zuge des Charlie-Hebdo- und anderer islamistischer Anschläge die Kommentierbarkeit von Frankreich-Artikeln immer weiter eingeschränkt wurde (siehe folgenden Screenshot):

Bildquelle: https://www.youtube.com/watch?v=-YpwsdRKt8Q

Dies verdeutlicht: Der Iran darf gerne negativ kommentiert werden, weil sein Regime und sein Antiisraelismus den westlichen Werten widersprechen; Großbritannien darf man ebenfalls verbal verkloppen, weil das Land wegen seiner EU-Abtrünnigkeit für das deutsche Establishment zum Buhmann geworden ist; und die wachsende Nichtkommentierbarkeit Frankreichs und seiner Terrorprobleme hängt doch ganz klar damit zusammen, dass die islamistische Gefahr eines der Hauptargumente gegen Zuwanderung ist, auch in Deutschland. Ähnlich schlussfolgert auch Kriesel:

„Und ich denke, das sieht insgesamt so aus, als verböte Spiegel-Online genau zu denjenigen Themen die Kommentierung, bei denen zu erwarten ist, dass die Meinungen der Leser politisch nicht opportun sind. Ob das jetzt was über Spiegel-Online aussagt oder über seine Leser oder irgendwie ein gesamtgesellschaftliches Problem ist, das müsst ihr dann wieder selbst entscheiden.“

Umgekehrt heißt das: Wo Kommentierung erlaubt ist, darf auch gerne gegen das etablierte Feindbild gepoltert werden. Das ist die vom System gutgeheißene Wut, der Aufruhr der Anständigen.

Weiterführende Informationen:

CDU/CSU: Eine schlechte Wahl für Konservative und Deutschnationale

Bundesverfassungsgericht: Der Rundfunkbeitrag steigt, der Rückhalt in der Bevölkerung sinkt

Wenn Spiegel-Online seine Artikelkommentierbarkeit so gezielt steuert, dann darf angenommen werden, dass auch die Artikelinhalte die westliche Filterblase wiedergeben. Richtigerweise stellt Kriesel zur Kommentierbarkeit noch klar: „Es ist das gute Recht von Spiegel-Online zu entscheiden, wo und in welcher Form sie anderen auf ihrer Seite eine Plattform geben und wo sie das eben nicht tun. Aber genauso ist es halt eben unser gutes Recht, diese Systematik hier mal sichtbar zu machen.“

Die Anstalt schert aus

Hat David Kriesel die westliche Filterblase bereits unterhaltsam anschaulich gemacht, wurde sie auch von der ZDF-Satiresendung Die Anstalt vom 29.04.2014 thematisiert. Diese Folge war sicherlich ein kleiner bunter Fleck im Meinungsgrau der Öffentlich-Rechtlichen. Leider bestätigen Ausnahmen die Regel. Aber zurück zum Thema dieser Folge: Die Anstalt recherchierte die Verstrickung von Herausgebern und Mitarbeitern großer deutscher Zeitungen in politische Interessengruppen, unter anderem:

  • American Council on Germany
  • Atlantik-Brücke e. V.
  • Bundesakademie für Sicherheitspolitik
  • Council on Foreign Relations 
  • German Marshall Fund of the United States

Die Kritik des Beitrags ist klar: Die Chefs und Mitarbeiter der Zeitungen haben durch ihre Mitgliedschaften in diesen Interessengruppen ihre journalistische Unabhängigkeit beschädigt. Sie sind dadurch Teil politischer Gewalten und Interessen geworden, die sie eigentlich kritisch begleiten sollten. Max Uthoff dazu mit einer rhetorischen Frage: „Aber dann sind ja alle diese Zeitungen nur sowas wie die Lokalausgaben der NATO-Pressestelle?“ Gemeint sind: Bild, Die Welt, Die Zeit, Frankfurter Allgemeine Zeitung und Süddeutsche Zeitung. Diese Verstrickungen machten die beiden Gastgeber der Sendung anhand einer Tafel sichtbar, bei der sprichwörtlich die Fäden gezogen wurden (siehe Screenshot unten):

Bildquelle: https://www.claus-von-wagner.de/tv/anstalt/20140429-europaeische-union

Übrigens gingen einige der genannten Journalisten gegen das ZDF wegen dieser Folge vor. Am Ende entschied der Bundesgerichtshof im Jahr 2017 aber, dass trotz Fehler im Detail die Kernaussage der Anstalt-Folge richtig ist: Die klagenden Zeitungsleute sind mit den genannten Interessengruppen verstrickt. Wir lernen daraus: die westliche Filterblase existiert nicht nur als Algorithmus, sondern sie hat komplexe Organisationsstrukturen.

Den Leitmedien ihr verletzter Stolz

Die Pathologisierungsversuche gegen unbegleitete Rechercheure finden aber nicht (nur) statt, weil die Leitmedien in Sorge um das politische Klima sind. Nein, es geht um journalistischen Ehrgeiz und den Willen des jeweiligen Blattes, Einfluss zu gewinnen. Einfluss streichelt nämlich das Ego von Journalisten und Herausgebern, spült Geld in die Kasse, schafft Zugang zu Informationsträgern usw. Wenn sich Menschen diesem Einfluss entziehen, ist das daher in mehrerlei Hinsicht ein Problem für das betroffene Medium. Und wenn sich 10-20 % der Wähler komplett immunisieren gegen die Beschallungen des Systems und seiner Leitmedien, dann ärgert und frustriert das auch diese Leute.

Jedem seine Blase

In der DDR wurden Bürger kriminalisiert, wenn sie nicht mehr an das Staatsfernsehen glaubten und lieber alternative Medien nutzten. Ist es schon wieder soweit? Dabei ist doch offensichtlich, dass wir alle irgendwie in unseren Blasen leben, ob jetzt Mitte, rechts, links, desinteressiert oder was auch immer. Jede politische Meinungsrichtung hat ihre Präferenzen, subjektive und bewusste Filterungen und Voreingenommenheiten, ob nun mit oder ohne Internet. Das war schon immer so. Welche Blase ist jetzt die bessere? Die Antwort: Wenn sich die Mehrheit der Menschen vom heute-journal oder der Tagesschau passiv ihre Meinung vorgeigen lassen, ist das wohl die schlimmste Blase, in der man leben kann. Denn in ihr sind der Mut und die Fähigkeit, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, nicht mehr existent.

Bild von 494640 auf Pixabay 

Alternative Informationsquellen wichtig für die freie Meinungsbildung

Wenn sich Menschen andere, weniger etablierte Plattformen oder Medienunternehmen für ihre Meinungsbildung suchen, dann hat das nichts mit einer beginnenden Geisteskrankheit oder Sozialstörung zu tun, sondern damit, dass die Einseitigkeit der Leitmedien-Berichterstattung für halbwegs funktionierende Gehirne schlichtweg nicht mehr zu ertragen ist – sie beleidigen in ihrer Flachheit die Intelligenz des Lesers.

***


1  https://www.zeit.de/politik/2021-08/afd-anhaenger-information-politik-wahlkampf-soziale-medien (Aufruf: 01.09.2021) oder auch Markus Söder in der Stuttgarter Zeitung: https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.zunehmend-sektenartig-soeder-gefahr-durch-querdenker-nicht-unterschaetzen.c2b23222-f6f9-4498-b34f-faf2cd858a90.html (Aufruf: 01.09.2021).

2  GULag ist ein bekanntes Kürzel, das die sowjetischen Arbeits- und Vernichtungslager beschreibt, die in dieser Form etwa von den 1930ern bis in die 1950ern bestanden. Literarisch wurde dieses System vom Literatur-Nobelpreisträger Alexander Solschenizyn in seinem Werk Der Archipel Gulag verarbeitet.

3  https://www.nzz.ch/article82UI5-1.383085 (Aufruf: 01.09.2021).

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Eine Antwort

  1. Filterblasen gab es schon länger. Nur konnte man sie nicht so leicht erkennen. Vor dem Internet gab es Fernsehen und gedruckte Medien. Tagesschau, Monitor, Panorama, Zeit, Süddeutsche, Spiegel, Stern – natürlich lebte man damit in einer Blase. Diese wurde nur manches mal durch eine Familienfeier oder Grillfest gestört, wenn man feststellen mußte, dass es auch andere Meinungen und Interpretationen des politischen Geschehens gibt. Das war unerfreulich, doch nach ein paar Stunden konnte man sich behaglich wieder in seine Blase zurückziehen und sich von den Zweifeln erholen.

    Man muß aber zugestehen, dass es zu dieser Zeit tatsächlich noch wirklich kontroverse Diskussionen und Meinungen in den Medien gab. Das Ende dieser Zeit läßt sich recht genau bestimmen. Mit dem Einzug der Grünen in den Bundestag und den Landtagen. Von da an hatte der Tugendterror der grünen Jakobiner das Land in seinem Würgegriff.