Die 15 Mitgliedstaaten der Atomkraft-Allianz haben erklärt, dass die EU bis 2050 zusätzliche 50 Gigawatt an Atomenergie benötige, um die Ziele der Energiewende zu erreichen. Damit verbunden ist der Bau von mehr als 30 neuen Reaktoren. Damit würde der Kernkraft-Anteil auf 150 Gigawatt am Strommix der EU steigen. Angesichts der 100 GW, die in der EU derzeit installiert sind, würde das eine Erhöhung um 50 Prozent bedeuten.
Dabei spielen die Kosten eine entscheidende Rolle. Für zusätzliche 50 Gigawatt Atomkraft werden fünf bis elf Milliarden Euro pro Gigawatt benötigt. Für den Energieökonomen Professor Jaques Percebois ist das eine Spanne, die „ein hohes Maß an Unsicherheit und große Unterschiede in den Annahmen“ zeige, wie er auf der Plattform Euractiv äußerte.
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Dem will man begegnen. Es gibt vier Möglichkeiten für Entwickler, ihre Projekte zu finanzieren: Eigenkapital, Eigenkapitalfinanzierung, Kreditaufnahme und öffentliche Zuschüsse. Derzeit wird ein Modell geprüft, bei dem sich große industrielle Stromverbraucher in Form einer Genossenschaft am Bau eines Kraftwerks beteiligen. „Im Gegenzug erhalten sie Exklusivrechte für den gesamten oder einen Teil des erzeugten Stroms. Dieses Modell wurde in Finnland für den neuesten Reaktor Olkiluoto 3 gewählt“, wie auf Euractiv weiter zu lesen ist.
Fakt ist: Die Bundesregierung steht mit ihrem Atomausstieg fast allein da. Nur Luxemburg, Österreich und Spanien haben sich ebenfalls gegen die Ausweitung der Kernkraft zur Erreichung der Klimaziele ausgesprochen.
Bereits im Februar 2023 fand in Stockholm ein Treffen von elf Staaten statt mit dem Ziel, die Kernkraft-Kooperation auszubauen. Die Runde hat sich inzwischen auf 15 EU-Staaten vergrößert.
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Für die Atommacht Frankreich gilt Atomenergie als wichtiges Werkzeug, um die Klimaziele zu erreichen. Außerdem solle Elektrizität für den Bedarf der Verbraucher produziert werden, um zukünftig „die Versorgungssicherheit“ zu garantieren. Die ist bekanntlich mit „Zappelstrom“ auf der Basis von Wind und Sonne nicht zu erreichen. Frankreich setzt sich außerdem dafür ein, seinen Atomstrom auf die Ziele für erneuerbare Energien und „grünen“ Wasserstoff anrechnen lassen zu können.
„Am deutschen Wesen mag die Welt genesen“ ist ein politisches Schlagwort, welches auf Emanuel Geibel (1861) zurückgeht. Funktioniert hat es noch nie. Und dabei wird es wohl auch in Sachen Atomkraft bleiben.
Stefan Paasche