Das in den deutschen Medien omnipräsente Duo Andrij Melnyk und Wolodomyr Selesenkyj wirbt im Westen heftig für noch mehr Unterstützung. In Deutschland ist es vor allem „Botschafter“ Melnyk, der dauerschleifenartig um Geld und Waffen wirbt – und das auf undiplomatische Weise. Jetzt geht er aber langsam selbst den gutmütigsten Zuhörern auf die Nerven.
Gastbeitrag von Sascha von Aichfriede
Die Ukraine wirbt für sich und das machen sie nicht mal schlecht. Der ukrainische Präsident Selesenkyj spricht über Videobotschaften nicht nur zu seinem Volk, sondern auch zu Politikern im Ausland. Am 16.03. ging die Live-Schalte in den US-Kongress, am 17.03. in den Bundestag. So wenig clever die ukrainische Politik vor dem russischen Angriff war, so klüger ist sie jetzt. Die Deutschen könnten sich davon eine Scheibe abschneiden, die höchstens dann gemocht werden, wenn sie scheitern, sich wie Idioten anstellen oder sich aufopfern und alle Lasten auf sich nehmen. Man verzeiht den Ukrainern sogar, dass sie mit ihrer Forderung nach einem NATO-Eingriff den Dritten Weltkrieg heraufbeschwören, was ziemlich egoistisch ist1.
Während Selesenkyj an das Gefühl appelliert, agiert sein „Kläffer“ Botschafter Andrij Melnyk anders. Er beschimpft, fordert und klagt an. Momentan genießt der „Un-Diplomat“ wegen der allgemeinen Sympathielage für die Ukraine noch Narrenfreiheit, aber langsam reicht es auch dem Mainstream. Den SPD-Außenpolitiker und Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses Michael Roth bezeichnete Melnyk als „Arschloch“ und die SPD hat langsam genug von Melnyks Provokationen2, wie der SPIEGEL berichtet.
Weiterführende Informationen:
Post an die DS: Vom Öl ins Feuer gießen

Melnyk sollte „abgeschalten“ werden. Sein Agieren ist gefährlich, wenn auch aus der Verzweiflung heraus im Grundsatz verständlich. Dennoch steigt ihm dieses permanente Hofieren langsam zu Kopf. Mumpitz verbreitet er auch – er sagte im Nachgang zur Selesenkyj-Rede vor dem Bundestag: „Das bedeutet, dass wir Waffen nicht morgen, sondern heute brauchen, dass wir die Unterstützung für die Versorgung der Menschen nicht morgen, sondern heute brauchen und wir auch die Perspektive eines Beitritts zur Europäischen Union jetzt brauchen. Das kostet den deutschen Steuerzahler keinen Cent. Aber es kann wirklich Berge versetzen. Das ist auch das, was mein Präsident zum Ausdruck bringen wollte.“3 Kostet uns nichts? Von wegen: Der Ukraine-Beitritt bedeutet einen weiteren Nettoempfänger, die Waffen kosten Geld, die Embargos gegen Russland kosten Geld, die Flüchtlinge kosten Geld, die Positionierung an der Seite der Ukraine kostet Sicherheit.
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Vor allem die Springer-Presse zeigt sich als die wichtigste ukrainische Plattform im deutschsprachigen Raum. Und diese Haltung stinkt sprichwörtlich vom Kopf her, denn Springer-Chef Döpfner forderte bereits vor einiger Zeit den gewaltsamen NATO-Eingriff. Ein Wahnsinn. Lichtblick in der Springerschen Ukraine-Propaganda waren wenige Minuten Sendezeit für den Sicherheitsexperten Ralph Thiele, der die Selesenkyj-Reden und die gesamte außenpolitische Kommunikation der Ukraine nüchtern analysierte. Selesenkyj weiß, welche Knöpfe er drücken muss – vor dem US-Kongress stellte er eine Verbindung zwischen dem Einmarsch der Russen und Pearl Harbour oder 9/11 her; vor dem Bundestag die üblichen Holocaust-Analogien. Thiele kritisierte auch, dass nach der Selesenkyj-Rede vor dem Bundestag ohne Aussprache direkt zur Tagesordnung übergegangen wurde. Aber nicht, weil er eine Betroffenheits- und Solidarisierungsszene wünscht, sondern weil man den emotionalen Appellen der Ukrainer, die letztlich mehr Krieg bedeuten, Sachlichkeit entgegensetzen muss. Dafür sei die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik aber einfach zu unprofessionell.
Da hat er recht.
Weiterführende Informationen:
Verhängnisvolle Verzweiflungstaten
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1 https://deutsche-stimme.de/verhaengnisvolle-verzweiflungstaten/ (Aufruf: 17.03.2022).
2 https://www.spiegel.de/politik/deutschland/andrij-melnyk-unmut-in-der-spd-ueber-ukraines-botschafter-a-9dfcae56-1b3c-470e-9db0-647903756047 (Aufruf: 17.03.2022).
3 https://www.rnd.de/politik/ukrainischer-botschafter-andrij-melnyk-fordert-mehr-waffen-und-die-perspektive-eines-eu-beitritts-J3TZKYZDGVAGLMGD2VUN3JWYWQ.html (Aufruf: 17.03.2022).