Jan Böhmermann mit seinem ZDF Magazin Royale und funk nahmen sich einige bekannte „Profiler“ vor. Die Kritik: In vielen TV- und Online-Sendungen werden Experten befragt, die gar keine sind und die mit hobbypsychologischem Wissen Kriminalfälle pseudokompetent sezieren. Einer der Angegriffenen wehrt sich aber schlagfertig: Mark T. Hofmann. Seine Antwort wirft ein entlarvendes Licht auf die journalistische Qualität beim ZDF.
Gastbeitrag von Sascha von Aichfriede
Leser der Deutschen Stimme wissen, wie wir schon öfter ZDF-Beiträge der Manipulation, der Lüge und der Lücke überführten. Dieses Mal aber betrifft es ein anderes Themengebiet als die Politik, nämlich die Berufsgruppe der „Profiler“. Profiler sind im allgemeinen Verständnis Experten, die einen Kriminalfall begutachten und dann anhand von Spuren und anderen Informationen auf Grundlage ihrer kriminologischen oder psychologischen Ausbildung eine Aussage über mögliche Täter und Tathergänge treffen. Die Berufsbezeichnung ist aber nicht geschützt. Bei den deutschen Polizeien nennen sich die Profiler „Fallanalytiker“ und durchlaufen eine mehrjährige Ausbildung.
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Wegen der Popularität von True Crime, also Unterhaltung durch Geschichten basierend auf wahren Kriminalfällen, begegnen uns „Profiler“ in den Medien sehr häufig. Jeder Sender hat seine „Hausexperten“. Ob diese Profiler ihren Expertenstatus verdienen, prüften ZDF Magazin Royale und funk. ZDF Magazin Royale ist eine von Jan Böhmermann moderierte satirische Late-Night-Show im ZDF-Fernsehen, funk eine von ARD und ZDF finanzierte Online-Medienplattform, deren Beiträge auf YouTube, Instagram, Facebook, Snapchat und TikTok sowie auf funk.net zu finden sind1.

Jan Böhmermann nahm sich drei bekannte Profiler in seiner Sendung vom 15.10.20212 vor: Mark T(horben) Hofmann, Stephan Harbort und Suzanne Grieger-Langer. Flankierend zu Böhmermann erschien der funk-Beitrag „Geschäftsmodell Profiler: Was ist dran an den True Crime Profis?“ aus der Serie „Der Fall“3. Die zentralen Ergebnisse der beiden Beiträge fasst Böhmermann so zusammen: „Ich habe das Gefühl, die drei [..] sind gar keine echten Mordexperten, sondern nichts anderes als mittelmäßige Schriftsteller [Harbort], schauspielernde Hypnosetherapeutinnen [Grieger-Langer] und gescheiterte Jongleure [Hofmann]. Ganz schön fake für true crime.“
Vor allem Mark T. Hofmann bekommt sein Fett weg, denn das ZDF und funk stellen ihn dar, als ob er seine (mittelmäßige) Karriere als Unterhaltungskünstler aufgegeben habe, um sich nun als Profiler wichtigzumachen – das Prinzip habe er aber beibehalten, nämlich die Täuschung. Untermauert wird dies durch eine angebliche Enthüllung fingierter Titel.
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Aber Mark T. Hofmann wehrt sich und das nicht schlecht4. Er stellt klar, dass die „Enthüllungen“ von Böhmermann und funk keine sind, denn er habe sich zu seinen Zertifizierungen und Qualifikationen klar und korrekt gegenüber deren Redaktionen geäußert – und das vor der Ausstrahlung der Beiträge. Weiter stellt er klar, dass er sich nicht Profiler nenne, sondern „Kriminal- und Geheimdienstanalyst“, aber das hätte nicht in die Sensationsmache von Böhmermann gepasst, denn es sollte ja um „Fake-Profiler“ gehen. Zudem empfände er es als unlauter, wie aus Hobbys und Studentenjobs aus seinen Kinder- und Jugendtagen eine gescheiterte Gauklerkarriere konstruiert werde.
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Höchst interessant sind Hofmanns Vermutungen, warum das ZDF so gegen ihn schießt. Er habe nämlich eine Einladung als Experte für die funk-Serie „Der Fall“ abgelehnt. Diese Serie hat auch den kritischen Beitrag über ihn veröffentlicht. Dort taucht regelmäßig eine andere „Mordexpertin“ auf, nämlich Lydia Benecke5, Ex-Frau von Mark Benecke, die gerne mal in der Sadomaso-Szene recherchiert. Daraus folgert er, dass das ZDF durch seine Entstellungen die Botschaft vermitteln wolle, dass nur im Zweiten die richtigen Experten zu finden seien; außerdem könne Lydia Benecke dadurch ihre Bücher besser bewerben.
Mark T. Hofmanns Fazit:
„Ich dachte immer es heißt ‚Mit dem Zweiten sieht man besser‘ und nicht ‚Wir lassen die Hälfte der Fakten weg, um unsere Konkurrenten fertig zu machen‘. Mich würde interessieren, ob das ZDF tatsächlich hinter diesen Beiträgen steht und sagt: ‚Ja! Das ist unsere Arbeitsweise, das ist ZDF-Qualitätsjournalismus at its best! Das entspricht der journalistischen Sorgfaltspflicht und dem öffentlichen Auftrag des ZDF.‘ Wenn dem so ist, habe ich keine weiteren Fragen.“

Quelle (Screenshot)
Wir haben schon lange keine weiteren Fragen mehr. Die Begriffe „ZDF“ und „journalistische Qualität“ lassen sich im gleichen Satz nicht widerspruchsfrei verwenden. In der öffentlich-rechtlichen Gemeinschaft kann das ZDF mit seinem Markenzeichen, dem verdeckten Auge, nur meinen, dass sie sich als die Einäugigen unter den Blinden betrachten. Und damit sind nicht Sehbehinderte gemeint, sondern solche, die vor der Realität die Augen verschließen. Zu mehr reicht es beim ZDF nicht.
1 https://www.funk.net/funk (Aufruf: 18.02.2022).
2 https://youtu.be/KHqUzMM5dqY (Aufruf: 18.02.2022).
3 https://www.funk.net/channel/der-fall-12207/geschaeftsmodell-profiler-was-ist-dran-an-den-true-crime-profis-der-fall-1769925 (Aufruf: 18.02.2022).
4 https://www.youtube.com/watch?v=UP6yJtN42yo (Aufruf: 18.02.2022).
5 https://www.funk.net/channel/der-fall-12207/warum-helfen-frauen-bei-folter-und-missbrauch-der-fall-silvia-h-1782831 (Aufruf: 18.02.2022).
Eine Antwort
Ein Wort von mir zur polnischen „Kriminalpsychologin“ Lydia Benecke, geborene E. C. Wawrzyniak. Diese Frau ist mir mit ihrer Küchenpsychologie ja sozusagen ein Dorn im Auge. Ihre Fall-„Analysen“ sind bei näherer Betrachtung nichts als reine Beschreibungen ohne analytische Substanz, mit anderen Worten höchst oberflächlich. Nahlah Saimeh ist meine Favoritin.