Linke Aktivisten werden nicht müde, den Deutschen mit der Konstruktion der Völkermordthese an den Hereros eine weitere Schuldlast aufzubürden. Hierzu wird auch nicht vor fragwürdigen Quellen zurückgeschreckt.
Rolf Gradmann
Den Anfang der kriegerischen Auseinandersetzung am Waterberg (Namibia) von 1904 bildete eine Auflehnung der Hereros gegen die deutschen Kolonialherren. Ursächlich für dieses Aufbegehren waren schon länger währende Streitigkeiten um Ländereien zwischen deutschen Siedlern und diesen Ureinwohnern. Von den Hereros hatten die Siedler Land gekauft, das die Stammesmitglieder jedoch weiterhin als Weidefläche für ihr Vieh nutzten. Deutsche Einwanderer beschossen das Vieh daraufhin mit Gewehren, letztendlich lieferten sich auch Hereros und Einwanderer selbst Scharmützel. Diese Feindseligkeiten sollten dann schließlich in einen großen Aufstand des Stammes münden.

Am 14. Januar 1904 erreichte ein Telegramm die deutsche Öffentlichkeit. Darin hieß es, dass die Hereros eine Eisenbahnbrücke bei Osona gesprengt und Okahandja eingeschlossen hätten. Die Erhebung begann mit der Losung des Häuptlings Samuel Maharero: „Ich kämpfe – tötet alle Deutschen!“ Erst zwei Tage später änderte er den Aufruf in den Befehl um: „… tötet keine Frauen, Kinder oder Missionare, keine Buren und Engländer“. Doch die Unruhen waren schon längst im Gange und so wurden deutsche Farmer während der Plünderungen auf brutale Weise von den Aufrührern umgebracht. Zirka 150 Deutsche, darunter auch wenige Frauen, kamen dabei ums Leben. Bei der Behandlung deutscher Kriegsgefangener gingen sie wenig zimperlich vor. So wurden einige unter „viehischen Martern zu Tode gebracht“, heißt es in einem Text des Werkes „Rust: Krieg und Frieden im Hereroland“. Im gleichen Buch findet sich auch die Schilderung eines qualvollen Mordes an einem deutschen Offizier, die wie folgt lautet: „… dann kamen die Ohren an die Reihe, und als sie diese abgeschnitten, stachen sie dem noch Lebenden die Augen aus …“

Aber nicht nur Deutsche wurden Opfer der Herero, sondern auch Angehörige des Damara-Volkes, das ebenfalls in Namibia seine Heimstätte hatte. Schon lange waren Hereros mit den Damara verfeindet, weil letztere nicht selten das Vieh der Hereros stahlen und deren Weideflächen für bessere Jagdbedingungen niederbrannten. Aus diesem Grund erfolgte nach dem Aufstand geradezu eine Eintrittswelle der Damara in die Deutsche Schutztruppe. Die Handlungen der Hereros zwangen die deutschen Militärs also zur Intervention. Dies musste sich jedoch zunächst sehr schwierig gestalten, da man mit höchstens 766 Soldaten einer Übermacht von einigen Tausend gut bewaffneter Hereros gegenüberstand. An Hilfe von außen war für absehbare Zeit kaum zu denken. Somit war die Kolonie bis zum Eintreffen des kaiserlichen Marineexpeditionskorps für längere Zeit auf die eigenen militärischen Ressourcen angewiesen.
Genozid in die Geschichtsbücher
Durchgesetzt hat sich das Völkermordnarrativ seit 1966 durch den marxistisch gesonnenen Geschichtswissenschaftler Horst Drechsler, der zum Aufstand eine Habilitationsschrift verfasste. Als Quelle diente ihm mitunter das sogenannte Blue Book, das die Briten 1918 dazu nutzten, um die Unfähigkeit der Deutschen für Kolonien belegen zu können. Das Blaue Buch wurde 1926 als reines Propagandawerk überführt und schließlich später auch eingestampft. Der US-amerikanische Historiker William Roger Louis, Verfasser des monumentalen Geschichtswerkes Oxford History of British Empire, beurteilte das Blaue Buch als „Buch von geringem historischen Wert“. Obwohl der Zweck dieses Werks auch Drechsler nicht unbekannt war, wurde es von ihm dennoch als Beleg für ein angebliches Menschheitsverbrechen herangezogen.

Gegenstimmen zu Drechslers These kamen überraschenderweise ausgerechnet aus der linksliberalen Ecke durch die Geschichtswissenschaftlerin Brigitte Lau. Ab 1991 hatte sie die Leitung des namibischen Nationalarchivs in Windhuk inne und forschte sieben Jahre lang zum Hererokonflikt. Als erschreckend unvollständig empfand sie das Dokumentationsmaterial zur Vernichtungsthese. Letztlich gelangte sie zu dem Ergebnis, dass es keine Beweise für eine „in die Tat umgesetzte Kolonialpolitik des Genozids gebe.“ Vieles von dem hat selbst der Spiegel erst 2016 in dem Artikel „Kolonialforschung: Gab es wirklich einen Völkermord an den Hereros?“ veröffentlicht. Solche mainstreamkritischen Artikel ist man in diesem Magazin eigentlich nur aus längst vergangenen Tagen gewöhnt, als die Wissenschaftsfreiheit dort noch groß geschrieben wurde.
Falsch zitiert und unterschlagen
Als ein Schlüsseldokument für die Vernichtungsthese wird gern eine Proklamation des General von Trotha ins Feld geführt. Dort heißt es: “Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber und Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volke zurück oder lasse auf sie schießen.“ Dieses Zitat ist aber hier nur im Zerriss wiedergegeben. Der vollständige Erlass mit dem Titel: An das Volk der Herero lautet tatsächlich: „Ich, der große General der deutschen Soldaten, sende diesen Brief an das Volk der Hereros. Die Hereros sind nicht mehr deutsche Untertan[en?]. Sie haben gemordet und gestohlen, haben verwundeten Soldaten Ohren, Nasen und andere Körperteile abgeschnitten. Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber und Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volke zurück oder lasse auf sie schießen.“ In einem Nachsatz schreibt er: „Dieser Erlass ist bei den Apellen mitzuteilen mit dem Hinzufügen, dass das Schießen auf Weiber oder Kinder so zu verstehen ist, dass über sie hinweggeschossen wird, um sie zum Laufen zu zwingen.“ Mit der Unterschlagung gerade dieses wichtigen Nachsatzes werden die wirklichen Absichten von Trothas völlig konterkariert, wodurch die Version einer geplanten Auslöschung des Volksstammes Gewicht erhalten soll. Wie auch sogar der Spiegel wiedergibt, wurde der Erlass von Trothas auf Initiative des Reichskanzlers von Bülow und von Kaiser Wilhelm II. neun Wochen nach Bekanntgabe sogar wieder verworfen. Von Bülow argumentierte, dass die Pläne den christlichen Prinzipien widersprächen. Darüber hinaus verfügte Wilhelm II., den sich ergebenen Hereros Gnade zu gewähren.
Lügen und Legenden
Eine weiterer Schlüsselbeleg für Verfechter der Auslöschungsversion sei das geplante Hineintreiben der Hereros in die Omaheke-Wüste und deren Einschließung nach der Schlacht am Waterberg. Eine große Schlacht am Waterberg selbst hat es jedoch nicht gegeben. Vielmehr kam es ab dem 11./12. August zu kleineren Gefechten. Wenige Tage später zogen die relativ ungeschlagenen [?] Hereros unter ihrem Häuptling Samuel Maharero freiwillig südostwärts in Richtung Betschuanaland. Maharero hatte sich nämlich bereits zum Zeitpunkt des Ausbruchs des Aufstandes bei den Briten Zusicherungen eingeholt, die ihm den Übertritt in britische Kolonien erlaubte. Im Gegenzug musste er den Briten jedoch garantieren, selbige und Südafrikaner zu verschonen. Dieser Zug war also nicht erzwungen. Das widerspricht völlig der gängigen Jagddarstellung.

Die Version einer geplanten wilden Hatz in die Wüste krankt bereits daran, dass die deutsche Schutztruppe erst zwei Wochen später in der Lage war, eine Verfolgung der Aufrührer aufzunehmen. Die Truppe begab sich zunächst lediglich auf Spurensuche. Genauso wenig gab es eine von Deutschen geplante Einkreisung der Omaheke-Wüste, um die Hereros dort festzuhalten, denn die Hereros waren längst in Gruppen getrennt. Schon aus logistischerer Sicht wären die Deutschen gar nicht imstande gewesen, die Wüste zu kontrollieren. Immerhin waren sie zahlenmäßig nicht nur zu gering, sondern auch völlig erschöpft und durch Krankheiten dezimiert.
Das Spiel mit den Zahlen
Bereits bei der Darstellung der Opferzahl wurde seitens der Zeitgeisthistoriographie mit vagen Behauptungen gearbeitet. So heißt es gemäß der Anhänger der Völkermordthese, dass nach der Zerschlagung des Aufstandes von den zirka 80.000 bis 100.000 Hereros lediglich 25.000 übrig geblieben seien. Ungeprüft wurden diese Zahlen beispielsweise auch aus dem bereits erwähnten Blaubuch entnommen. Schon bei der Angabe der Gesamtzahl von 80.000 unterliegt man irrtümlichen Schätzungen durch Missionare. Dass Missionare bei ihren Schätzungen sehr großzügig verfuhren, war eine gängige Praxis, um mehr Gelder für ihre Gemeinden zu erhalten.

Theodor Leutwein, seinerzeit deutscher Gouverneur, schätzte die Zahl der bewaffneten Hereros im März 1904 auf 3.500 – 4.000. Nach seriösen Hochrechnungen ergibt sich somit eine Gesamtzahl von ungefähr 35.000 – 45.000 Hereros vor den Kämpfen, wenn man einbezieht, dass auf jeden Krieger fünf oder sechs unbewaffnete Familienmitglieder dazu kamen. Der neue Gouverneur Friedrich von Lindequist erließ nach den Feindseligkeiten 1905 eine Proklamation, in der allen Hereros Unversehrtheit des Lebens zugesichert wurde, sofern sie nachweislich keinen Mord begangen hatten.

Etwa 14.000 Rückkehrer wurden so in Deutsch-Südwestafrika wieder aufgenommen. 1905 zählte man etwa 24.000 Hereros. Dazu kommt noch eine Anzahl von tausend Stammesangehörigen, die sich ins britische Betschuanaland (heutiges Botswana) abgesetzt hatten und mehrere Tausend, die nach Norden zu anderen Stämmen geflohen waren. Die Deutschen hegten zunächst Zweifel, „…ob den Hereros überhaupt ernstere Verluste beigebracht worden seinen…„. Somit ergibt sich also, dass alle Zahlenangaben zu den Verlusten der Hereros reine Spekulationen sind.
Allerdings bestehen keine Zweifel darüber, dass Teilen der Hereros in dieser Zeit durchaus ein schlimmes Schicksal widerfuhr, sie in der Überwindung langer Durststrecken [?] fast alles Vieh verloren und somit viele Tote zu beklagen hatten. In diesem Zusammenhang werden Vertreter der Genozidtheorie jedoch nicht müde, auch diese Opfer den Deutschen zuzurechnen. So seien die Verstorbenen auf durch Deutsche vergiftetes Wasser zurückzuführen.

Unstrittig ist natürlich, dass Nutztiere der Hereros während ihrer Flucht an vergiftetem Wasser verendeten. Unfug dagegen ist die Behauptung, die Deutschen hätten das Grundwasser vergiftet. Verantwortlich dafür war höchstwahrscheinlich eine Pflanze namens Makou, die im südlichen Afrika auch unter dem Namen „gifblaar“ bekannt ist. Gerade im Frühjahr, das in Südwestafrika von Mitte August bis Oktober ist, bilden diese Pflanzen junge Blätter aus, die zu dieser Zeit am giftigsten sind. Nach Verzehr solcher Blätter entwickeln die Tiere Symptome an Herzen und Nervensystem. Kommen diese Tiere nicht zur Ruhe, sterben sie in der Regel. Verantwortlich dafür ist das Gift Monofluorazetat.
Trotz dieser Fakten wird nach wie vor das Bild des hässlichen Deutschen projiziert. Jetzt, da der Rassismus gegen Schwarze scheinbar erneut entbrannt ist, sollen auch Deutsche wieder ins Visier vernarrter Ethnomasochisten genommen werden, um mehr und mehr das Selbstverständnis der Deutschen in ein kollektives Schuldbekenntnis münden zu lassen.
Weiterführende Informationen:
Entschädigungsangebot abgelehnt: Namibia will mehr deutsches Geld!

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