Funktional oder sicher? »Messenger-Apps« und ihre Bedeutung für Oppositionelle

Die jüngsten Änderungen der Nutzungsbedingungen des Platzhirschs »WhatsApp« befeuern die Diskussion darüber, welche Alternativen denn nun besser sind. Dabei ist »besser« aber relativ! Denn die bedeutendsten Konkurrenten unterscheiden sich in ihrer Funktionsweise aus Anwendersicht zwar nur gering, aus technischer Sicht und aus dem Blickwinkel des Datenschutzes allerdings teilweise enorm.

Stefan Hartung

Die aktuelle Debatte dreht sich um den Datenschutz, der durch den Mutterkonzern Facebook für die in Europa zweifelsohne beliebteste ChatAnwendung aufgeweicht werden soll. Für die meisten Nutzer, die auf ihrem Smartphone bereits Facebooks »Messenger«-App verwenden, ändert sich dabei allerdings praktisch nichts. Denn darüber saugt sich die amerikanische Datenkrake bereits die Daten, die nun auch WhatsApp von allen übrigen erhalten möchte. Langfristig verfolgt Facebook die Strategie beide Dienste miteinander zu verschmelzen, um so die Monopolstellung im Bereich der sozialen Netzwerke zu zementieren.

Viele der von Facebooks Sperrungen und WhatsApps Gängelung geplagten »Dissidenten« setzen bereits seit längerer Zeit auf »Telegram«. Die Anwendung sticht bislang durch absolute politische Neutralität hervor und ermöglicht durch eine funktionale Erstellung von Gruppen und Kanälen auch die praktische Verwendung in der politischen Arbeit. Viele vom System gescholtene Organisationen wie beispielsweise die DS können Telegram zur zensurfreien Verbreitung von Informationen und Meinungen nutzen. Der Diensteanbieter löscht nach eigenem Bekunden lediglich offenkundig terroristische und pädophile Inhalte, beteuert aber, dass er nirgends mit Ermittlungsbehörden wegen politischer Inhalte kooperiert. Das jahrelange vergebliche Bemühen russischer Behörden, den Dienst zu überwachen und zu sperren sind kläglich gescheitert – was grundsätzlich Vertrauen schafft. Wer den Dienst aktuell anbietet und finanziert, ist aber sehr undurchsichtig – was man als Vor- oder Nachteil auslegen kann.

Facebook liest beim Teilen der Beiträge in Echtzeit mit und erteilt „kluge“ Ratschläge! (Screenshot)

Allerdings hat Telegram definitiv einen großen Haken: Nachrichten zwischen einzelnen Teilnehmern in privaten Chats oder in Gruppen werden ohne Ende-zu-Ende-Verschlüsselung übertragen. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass – wie auch bei Facebook – der Betreiber des Dienstes und seiner Server bei Bedarf ALLE darüber verbreiteten Inhalte mitlesen und ggf. Dritten zugänglich machen könnte!


An dieser Stelle soll WhatsApp laut eigenem Bekunden sicherer sein, allerdings bestehen hier begründete Zweifel, ob deren Verschlüsselung auch wirklich ohne Hintertüren versehen ist. Insofern sollte man bei beiden Diensten lieber immer im Hinterkopf behalten: Vorsicht bei Text-Gesprächen – der Feind liest mit!

Deutlich vertrauenserweckender kommen hier das kostenfreie »Signal« und das 4 Euro günstige »Threema« daher. Hinter Signal steht eine Stiftung, die ein vormaliger WhatsApp-Gründer maßgeblich mitfinanziert hat – mit der Maßgabe, einen Dienst zu schaffen, der den Nutzern absoluten Datenschutz durch konsequente Verschlüsselung aller Nachrichten garantiert. Der einzige Nachteil ist, dass Signal (wie auch WhatsApp und Telegram) eine Telefonnummer als Zugangsvoraussetzung erfordert. Aus dem Blickwinkel des Datenschutzes ist daher die von der gleichnamigen schweizerischen GmbH »Threema« gegen einmaliges Entgelt angebotene Smartphone-App das »Non plus ultra«. Hier lassen sich auch komplett anonyme Profile erstellen. So kann man auf einem Smartphone auch mehrere Profile für unterschiedliche Zwecke verwenden.

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