Es geht den Briten nicht der Treibstoff, sondern Brüssel die Argumente aus!

Brexit ist NICHT Ursache der britischen Kraftstoffkrise

Welch eine Fake-Meldung, dass der Brexit Großbritannien nun eine Kraftstoffkrise beschert hätte! Entweder handelt es sich bei den deutschen Leitmedien tatsächlich um Lügenpresse schlimmsten Ausmaßes oder man möge zumindest nie wieder von Qualitätsjournalismus im Zusammenhang mit diesen sprechen. – Vielmehr kann den EU-Mitgliedsstaaten sehr schnell das gleiche Problem auf die Füße fallen.

Sascha A. Roßmüller

In Großbritannien herrscht kein Kraftstoffmangel, sondern lediglich ein Mangel an Lkw-Fahrern, wie im Übrigen in nahezu allen europäischen Ländern. Ohnehin bezieht das Vereinigte Königreich vergleichbar wenig Öl überhaupt aus der EU. Im Gegensatz zu den meisten EU-Ländern produziert das Vereinigte Königreich eine beträchtliche Menge an Öl und Gas, die zum größten Teil im Inland verbraucht werden. Nach Russland und Norwegen ist das Vereinigte Königreich nach wie vor der drittgrößte Rohölproduzent in Europa. In Großbritannien gehen jedoch, wie andernorts auch, weitaus mehr Lkw-Fahrer in den Ruhestand als in den Beruf eintreten.

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Brexit: Krisenszenarien und Untergangsprophezeiungen

Das Defizit wird dadurch verschärft, dass die Behörde, die neue Fahrer lizenzieren soll (DVLA), mit der Abnahme von Prüfungen in Verzug geraten ist und nicht zuletzt eine nicht unmaßgebliche Schließung von Fahrschulen aufgrund der Corona-Maßnahmen dazu geführt hat, dass im vergangenen Jahr 25 000 Lkw-Fahrer weniger ihre Prüfung ablegten als noch 2019. Auch viele nicht-britische Fahrer, die selbst nach dem Brexit visum- und arbeitsberechtigt wären, gingen während des Lockdowns zurück in ihre Heimatländer. Laut Morgan Schondelmeier vom Adam Smith Institute in London, haben die meisten von diesen – in etwa 20 000 – jedoch bereits 2020 das Land verlassen, weshalb es wenig realistisch ist, einen Zusammenhang mit dem Mangel jetzt im Herbst 2021 anzunehmen.

Minister löste Panikkäufe aus

Analysen zufolge fehlen mittlerweile selbst in Polen 120 000 Lkw-Fahrer, weshalb es nicht am Brexit liegt, dass für den britischen Arbeitsmarkt weniger polnische Kraftfahrer zur Verfügung stehen als zu früheren Zeiten. Zudem haben viele ältere Fahrer ihre Zulassungen für die Beförderung von Gefahrengut nicht mehr erneuert – auch das kennt man ebenso in EU-Mitgliedsstaaten. Ein hausgemachter Fehler der britischen Regierung mögen Steueränderungen darstellen, die es Fahrern erschweren, als Selbstständige zu arbeiten. Doch auch diesbezüglich dürfte der Bürokratie-Moloch Brüssel kaum als Vorbild dienen können.

Ebenso war es wohl sehr unbedacht von Verkehrsminister Grant Shapps, die Menschen über das Fernsehen zu alarmieren, dass sie sich keine Sorgen bezüglich einer Kraftstoffknappheit zu machen brächten. Er hatte damit zwar grundsätzlich recht, allerdings provozierte er damit genau das Gegenteil und löste Panikkäufe aus. Nachdem sich die Menschen mit Treibstoff versorgt haben, dürfte aber auch wieder Beruhigung eintreten. Das grundsätzliche Lieferproblem – wie betreffend vieler anderer Güter auch – bleibt natürlich ungelöst: Nur ist Brüssel hierfür wohl mehr Ursache als Lösung.

Zur Problemlösung bedarf es nicht Brüssel

Dougie Rankine – Herausgeber des britischen „Truck and Driver“-Magazine – äußerte gegenüber Al Jazeera, dass die Behauptung eines Fahrerengpasses aufgrund des Brexit die Sachlage allzu sehr simplifizieren würde.

Als Beleg dafür kann die Bestätigung des Präsidenten des Irischen Speditionsverbandes, Eugene Drennan, gelten, trotz mehr einheimischer Kraftfahrer vergleichbare Probleme in Irland vorzufinden, welches nach wie vor Mitglied der EU ist. Martin Kammer vom Landesverband des Verkehrsgewerbes Thüringen glaubt interessanterweise auch, dass es langfristig zu Lieferengpässen kommen könnte, wenn Deutschland sich komplett auf osteuropäische Fahrer stütze. Ganz allgemein wird der Lösungsansatz in der Verbesserung der Arbeitsbedingungen, angemessener Bezahlung und einer positiveren Darstellung des Berufsimages zu suchen sein. Dazu bedarf es jedoch keiner Brüsseler Fremdbestimmung!

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4 Antworten

  1. Gratulation zu einem sehr guten Artikel!
    Früher fand man solche Artikel in den teueren überregionalen Zeitungen und Zeitschriften, noch früher auch im ÖRR, je nachdem welchem Lager die verantwortliche Partei angehörte im jeweils der Opposition zugeneigten Sender – heute findet man diese sachlichen Beiträge nur noch auf kleineren Internetseiten wie z. B. hier. Offensichtlich findet hier die einzig übriggebliebene ehrliche Kritik und Opposition zum Wahnsinn der Blockparteien statt.

  2. Damit kommt die Stunde des „Autonomen Fahrens“.
    Die Not treibt die Entwicklung voran, die Briten werden uns vorausgehen.

  3. Das „englische Problem“ mit den LKW Fahrern kann sich jederzeit auch bei uns einfinden. Es gibt einfach nicht genug Nachwuchs für diesen schlecht bezahlten Beruf. Früher hat die Bundeswehr sehr viele Soldaten, auch Wehrpflichtige, den Führerschein CE machen lassen. Aber diese Quelle ist seit 2011 versiegt. Wenn nun heutzutage jemand den LKW Führerschein und die Gefahrgutgenehmigung erwerben will, dann muss derjenige einige Tausende Euros locker machen oder bei der Hausbank einen Kredit beantragen. Die Kosten für diesen Führerschein schrecken einfach ab. Also greift man zu der billigeren Variante und lässt die osteuropäischen Fahrer ran, die zudem noch für einen derart geringen Lohn fahren das unsereinem die Haare zu Berge stehen. In ihren Heimatländern verdienen diese Fahrer keine 3 € die Stunde, wenn sie dann hier 5 € angeboten bekommen, schlagen sie sofort zu. Unsere Gewerkschaften kämpfen für gerechte „Mindestlöhne“, aber hier werden wir komplett ausgeschaltet. Wie sagte damals die wohl scheidende Bundeskanzlerin Merkel hierzu, Konkurrenz belebt das Geschäft. Solche Äußerungen gehen an der Wirklichkeit total vorbei. Irgendwann werden auch wir englische Zustände bekommen. Zu meiner Person, ich habe 1980 den CE Führerschein bei der Bundeswehr erworben und besitze ihn heute, mit 72 Jahren, immer noch und nutze diesen Führerschein weiterhin. Aber wir deutschen Fahrer sind wohl eine aussterbende Rasse.