Die deutsche Landwirtschaft ringt um ihre Existenz!

Es gibt immer weniger Bauern in Deutschland. Waren früher viele in der Landwirtschaft für weniger Menschen tätig, so ist es heute umgekehrt. Gleichzeitig müssen unsere Bauern unter immer schwierigeren Bedingungen ihre Leistung erbringen. Was der Bürger sieht, sind oft nur die immer größer werdenden Maschinen, die nach viel Geld aussehen, aber eigentlich das Gegenteil aufzeigen.

Kathrin Trommer (Vorabdruck DS-Magazin Dezember 2024)

»Stirbt der Bauer, stirbt auch das deutsche Land!« – diesen Ausspruch sollte seit Beginn dieses Jahres wohl wieder jeder kennen. Die Bauernproteste um den Jahreswechsel 2023/2024 brachten die Probleme der Landwirtschaft zurück ins Bewusstsein der Menschen. Auch wenn über das Jahr das Protestgeschehen um einiges ruhiger geworden ist, einfach weil die Bauern ihrer Arbeit nachgehen mussten, so brodelt es doch noch immer gewaltig unter der Oberfläche! Welch schweren Kampf unsere Bauern austragen, ist im Alltag kaum nach außen sichtbar – deswegen sind die Bauernproteste aber noch lange nicht vorbei…

Insbesondere die kargeren Regionen im Osten der Republik haben zu rudern, obwohl ihre Einwohner – wie zum Beispiel die Erzgebirger – naturgemäß hart im Nehmen sind. In geselligen Runden und auf Veranstaltungen kann man des Öfteren mit einem Bauern sprechen und erfährt so einiges über die »Alltags«-Probleme eines deutschen Bauern:

Hauptprobleme Steuerlast und Bürokratie

Problem Nummer eins ist nach wie vor die steuerliche Last, die der Bauer zu tragen hat. Der Kampf um den Agrardiesel bleibt bis auf weiteres verloren. Um das Niveau der Ernte halten zu können, braucht ein Bauer immer größere Maschinen, die immer mehr verbrauchen. Die momentan (noch) gewährten Rabatte nützen dabei nur wenig, denn auch für Bauern wird tendenziell alles immer nur teurer.

Auch die Düngemittelverordnung stellt ein großes Problem dar. Wegen der Nitratbelastung des Bodens wird immer schärfer vorgeschrieben, was wo und wieviel gedüngt werden darf. Kaum Beachtung findet dabei aber, dass die Messstationen für die Nitratbelastung häufig an Orten stehen, die sowieso schon einen erhöhten Wert haben. Diese Werte verfälschen die Messungen, werden aber als Parameter herangezogen.

Viele Bauern achten schon lange von sich aus darauf, wie und wo sie mit welchem Stoff düngen. Viele betreiben schon lange, und von ihren Großeltern überliefert, eine Drei-Felder-Wirtschaft. Denn gerade unsere Bauern verstehen etwas von den Wechselwirkungen in der Natur, im Gegensatz zu den Politikern und Beamten, die die Gesetze und Verordnungen erlassen. Dennoch werden immer neue Verordnungen erlassen, die die Bauern immer stärker unter Druck setzen. Die Auswirkungen sind teilweise fatal: Zu wenig Dünger ergibt backunfähiges Getreide. Inhaltstoffe fehlen oder nehmen massiv ab. Der Nährwert der Nahrung sinkt. Obendrein: Egal was der Bauer spritzt, ob viel oder wenig – es wird immer teurer… Die deutsche Chemieindustrie geht massiv ein oder wandert ab, man ist auf Importe angewiesen. All das steigert den Preis für Düngemittel immer weiter.

Markt kaputt: Billiggetreide aus der Ukraine

Hinzu kommt noch, dass eben auch ein Bauer wirtschaftlich denken muss und seine Firma am Leben erhalten muss. Wenn der Anbau von Mais-Monokulturen Gewinn bringt, dann ist der Bauer oft einfach gezwungen, seine Felder nach diesem System zu bestellen. Idealismus bringt leider nicht immer den überlebenswichtigen Verdienst.

Die Misere setzt sich fort an der Börse. Denn auch ein Bauer muss im Blick haben, wie sich der Getreidepreis entwickelt und wann er gut verkaufen kann. Der Markt wird aber im Moment massiv vom Billiggetreide aus der Ukraine überschwemmt. Dort wird nicht nur wegen der Bodenbeschaffenheit oder der größeren Flächen viel mehr Getreide erzeugt als in Deutschland, sondern auch, weil ukrainische Bauern Mittel spritzen, die hierzulande seit 40 Jahren verboten sind, die aber die Erträge massiv steigern. Diese Getreideschwemme macht für die deutschen Bauern den Markt kaputt und am Ende auch den Bauern selbst.

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Große Maschinen: Von wegen »Reichtum«

Wie eingangs erwähnt, zeugen die immer größeren Maschinen keineswegs davon, dass der Bauer genug Geld hat. Sie zeugen viel mehr von seiner Not. Er muss allein immer mehr leisten und braucht dafür immer größere Maschinen. Dafür nimmt er Kredite auf, die er kaum abbezahlen kann. Die Subventionen reichen hinten und vorne nicht. Der Bauer sitzt in der Falle.

In der allgemein unsicheren wirtschaftlichen Lage in Deutschland findet sich zudem selten Nachwuchs, der bereit ist, all die körperliche Arbeit und das finanzielle Risiko auf sich zu nehmen. Generationen alte Familienbetriebe sterben. Die Betriebe, die zurückbleiben, müssen noch mehr leisten – größere Maschinen, mehr Kredite. Und je mehr die Kraft nachlässt, umso weiter vor rücken die Firmen und Konzerne, die alles aufkaufen. Die Existenz des Bauernstandes steht auf Messers Schneide. Von der etablierten Politik ist keine Hilfe zu erwarten.

Mit Feld und Getreide ist es aber noch nicht getan. Auch die Viehzucht macht schwere Zeiten durch. Vor allem Schafhalter müssen sich in Deutschland nun immer mehr mit dem Thema Herdenschutz auseinandersetzen. Was in vielen Ländern Europas bei Schäfern nur Achselzucken auslöst, weil der Wolf nie weg war, ist in Deutschland ein großes Reizthema: Wie viel Wolf ist mit enger Besiedlung und Weidewirtschaft vereinbar? Dabei sind Schafhalter gar nicht immer pauschal Wolfsgegner. Dennoch ist der Herdenschutz aber eine Herausforderung für die ohnehin schon gebeutelte Branche. Entsprechende Zäune kann man gut beantragen, auch die Förderung läuft gut. Das Bangen bleibt dennoch beim Schäfer.

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Hinzu kommt vor allem in diesem Jahr die Ausbreitung der Blauzungenkrankheit, welche Schafe wesentlich weniger verkraften als Rinder. Manche Herden wurden durch die Seuche um 20-30 Prozent reduziert – bei entsprechenden Herden durchaus eine Anzahl von 1000 Tieren. Die Blauzungenkrankheit reiht sich dabei inzwischen auch nur als eine Seuche von vielen in eine ganze Litanei ein, die landwirtschaftliche Betriebe belasten und an den Rand des Ruins bringen können. Oft sind die Hintergründe unklar und inzwischen werden die Menschen immer misstrauischer, auch was das Impfen von Tieren und entsprechende Kraftfuttermittel betrifft.

Nach dem Bauernprotest ist vor dem Bauernprotest

Die großen Bauernproteste von Beginn des Jahres 2024 jähren sich nun bald. Politisch hat sich seitdem kaum etwas getan. Eine ganze Riege von deutschen Politikern scheint nicht zu essen. Ob sie etwas verbessern würden, wenn sie klug genug wären, um zu wissen, dass auch das Bier fürs Oktoberfest aus Getreide hergestellt wird, ist fraglich.

Allerdings: Bei den Menschen auf dem Land selber hat sich dagegen einiges getan. Zumindest lässt sich das für das Bundesland Sachsen sagen. Mit den Bauernprotesten schickten sich Regionen wie das Erzgebirge wieder an, in Sachen Landwirtschaft ihren »Dreck alleene zu machen«. Unter anderem entstand die Gemeinschaft »Kauf beim Bauer«, in der, inzwischen sogar überregional vernetzt, die Bauern selbst per sozialen Medien und bald auch per App ihre regionalen Produkte anbieten. Der Käufer kann so überall in seiner Nähe – direkt vor Ort und ohne Zwischenhändler – landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Milch, Eier, Fleisch und Wurstwaren, Wolle oder auch eigene Hühner erwerben. Auch Feuerholz und viele weitere regionale Produkte werden von anderen kleinen Händlern, Gewerbetreibenden, Kräuterfrauen und Handwerkern angeboten.

Mancher mag sagen, die Bauernproteste seien sinnlos verklungen, doch stellt sich nicht erstens die größere Frage, was eine Gemeinschaft selbst zu tun bereit ist: Lernt sie, neue Wege zu gehen und etwas Neues unter dem bröckelnden Beton aufzubauen? Was die Landwirtschaft selbst angeht, ist noch nicht aller Tage Abend, denn: Die Bauern wollen Freie sein!

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