Der Publizist Günter Maschke über den geistigen Zustand des deutschen Volkes
DS: Sehr geehrter Herr Maschke, seit August 2000 gibt es in der BRD eine neue Gewalthysterie, welche schließlich in die Forderung nach einem Parteiverbot der NPD mündete. Wo liegen nach Ihrer Auffassung die wahren Ursachen der Gewalt?
Günter Maschke: Bei der Frage nach den Ursachen der Gewalt muss man zunächst einmal unterscheiden, ob die konkrete Gewalttat eine inszenierte ist, von wem sie inszeniert wurde und ob damit überhaupt die NPD in Zusammenhang steht; oder ob diese Gewalt vielleicht von Leuten begangen wird, die von den Medien in den Sack der NPD gesteckt werden. Dies alles müsste man zunächst einmal sortieren.
Ich habe vor allem dem Eindruck, dass die Diskussion um die »Gewalt von rechts« medial aufgeblasen ist und nicht die gesellschaftliche Wirklichkeit wiedergibt, zumal die Gewalt von links aus den Medien nahezu völlig verschwunden ist. Dann muss man sehen, dass sich ein Teil der vermeintlich »rechten Gewalt« nur politisch kostümiert. Dies entweder aufgrund bezahlter Provokation, oder weil gewisse Leute damit wirklich einen Effekt erreichen wollen. Das fängt bereits in der Volksschule an. Wenn man die Lehrer auf Trab bringen will, dann muss man nur aufs Klo ein Hakenkreuz malen.
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DS: Könnte es sein, dass das liberalistische Parteienkartell bei der von ihm inszenierten Diskussion um die »Gewalt von rechts« nur vom eigenen Versagen ablenken möchte?
Günter Maschke: Ja, natürlich. Diese Gesellschaft ist so atomisiert und orientierungslos, dass ihr ein gemeinsamer Bezugspunkt für ein Wertebewusstsein fehlt. Statt dessen dürfte derzeit der Vereinigungspunkt des gesellschaftlichen Konsens zwischen Nationsvergessenheit und chaotischer Globalisierung beziehungsweise Europäisierung liegen. Dies bedarf natürlich der Schaffung eines Feindes: der Bedrohung von rechts.
Dieser Feind ist einerseits ungeheuer winzig, dumm, überholt, lächerlich und hässlich; andererseits und gleichzeitig aber auch ungeheuer gefährlich und groß. Und diese Mischung, die alle sogenannten Anständigen versammeln soll, also eine neue Form der Volksgemeinschaft, die unter negativem Vorzeichen von Gnaden Schröders daherkommt, ist eben totalitär in einem Sinne, was noch zu analysieren wäre, und wofür uns heute noch der Begriff fehlt.
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DS: Könnte man dieses Phänomen mit »Liberalismus« umschreiben?
Günter Maschke: Nein, denn der Liberalismus hat ja einen großen Bedeutungswandel durchgemacht. Der heutige Liberalismus ist ja kein politischer mehr, sondern beschränkt sich nur noch auf Freizügigkeit in der Dekadenz und der sozialen Dekomposition.
DS: Aber es lässt sich doch in der BRD auch eine Politisierung feststellen. Man denke nur an den »Kampf gegen Rechts«…
Günter Maschke: Festzustellen ist eine Mischung aus Totalpolitisierung und Entpolitisierung. Alles kann politisch werden im Sinne der Schmitt´schen Unterscheidung von Freund und Feind und gleichzeitig dürfen wichtige Themen nicht in die Wahlkämpfe eingeführt werden, weil sie zuvor tabuisiert worden sind. Alle wichtigen Themen wir das Ausländerproblem oder die Europäische Einigung, werden im Wahlkampf als Äußerungsform vom vermeintlichen Souverän ferngehalten; und diese Themen werden statt dessen innerhalb von Cliquen verwaltet und entschieden. Man kann anhand der Geschichte der Wahlkämpfe und ihrer politischen Inhalte die Geschichte der Probleme des Landes nicht einmal erahnen.
Die Moral der herrschenden Klasse sieht in etwa so aus, dass einerseits vordergründig alles erlaubt sein soll, dann nimmt aber auch wieder die Tabuisierung zu. Das reicht vom Frageverbot bis zum Forschungsverbot. Das ist ja eine Gesellschaft, die im Verfall immer freier wird, aber auch immer überwachter, blockwartisierter und immer unfreier in ihren intellektuellen Äußerungen. Die beiden letzten Orte der Freiheit scheinen ja heute nur noch der Fotokopierladen und das Antiquariat zu sein.
DS: Zur vermeintlichen Freiheit dieses Systems gehört ja auch – laut FDGO – die Parteigründungsfreiheit und die Parteienpluralität, weshalb ein Parteiverbot, sollte wirklich einmal ausnahmsweise Opposition vorhanden sein, schon merkwürdig stimmt.
Günter Maschke: Wir haben ja keine Parteienvielfalt, wir haben inzwischen so eine Art modernisierte DDR mit Lizenzparteien. Dabei handelt es sich um eine einzige Partei, die in verschiedenen Gewändern auftritt. In diese Einheitsfront haben sich die Grünen schon längst ziemlich nahtlos eingefügt und die PDS ist gerade dabei, dies auch zu schaffen. Dabei dreht sich alles um die Mitte.
Und wichtig ist auch, dass wir heute in der BRD ja keinen wirklichen Pluralismus haben wie noch in der Weimarer Republik, wo tatsächlich weltanschaulich konturierte Lager dabei waren, Koalitionen auszuhandeln. Wir haben doch heute vielmehr eine Art aufgesplitterte Form von Einheitspartei. Wobei sich die einzelnen Fraktionen, die sich Parteien nennen, sich nur so scharf gegenseitig bekämpfen, weil sie nur in homöopathischer Weise Differenzen haben.

DS: Welche Rolle kommt dabei dem Staatsbegriff zu?
Günter Maschke: Einerseits ist ja der Staat momentan dabei, sich aufzulösen in eine Serviceagentur der Gesellschaft, andererseits in eine Untereinheit eines zur Zeit noch staatsrechtlich gar nicht fassbaren Europas. Der Staat im Sinne von Schutz und Gehorsam ist heute eine erledigte Sache.
DS: Wenn man sich die heutigen gesellschaftlichen Verhältnisse betrachtet, ist dann Carl Schmitt noch zeitgemäß?
Günter Maschke: Ja, denn er hat ja den Zerfall der Staatlichkeit beschrieben, der heute natürlich noch ein ganz neues Niveau erreicht hat. Man kann die Gegenwart heute zwar nicht alleine mit Carl Schmitt analysieren, doch er stand am Beginn des Prozesses und insofern ist er noch aktuell.
Was aber noch viel aktueller ist – wenn auch unter anderen heutigen Vorzeichen -, ist seine Kritik am Pluralismus, wobei es in der Weimarer Republik wirklich einen Pluralismus gab, was sich an verschiedenen gefestigten weltanschaulichen Lagern festmachte. Carl Schmitt nannte dies parzellierte Totalitäten. Es gab eben eine sozialdemokratische Welt, eine kommunistische, eine nationalkonservative, eine katholische und eine liberal-großstädtische Welt. Dabei handelte es sich um Milieus mit eigenen Verlagen und Zeitungen, völlig anderen sozialen Sprachen, und diese Welten waren dann eventuell gezwungen, Koalitionen zu bilden.
Diese wirkliche Vielfalt gibt es heute nicht mehr, aber der sogenannten Neopluralismus negiert natürlich auch die Vorstellung von Carl Schmitt, wonach der Staat der bestimmende Faktor wäre, der überhalb der sozialen Gruppen zu stehen hätte, sondern er ist heute ein Moderator zwischen den gesellschaftlichen Organisationen geworden. Insofern hat sich für den Neopluralismus erfüllt, was schon für den Pluralismus der Weimarer Zeit galt.
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DS: Heute dreht sich in der medialen Öffentlichkeit vieles um den »Demokratie«-Begriff, der von den herrschenden Liberal-Kapitalisten monopolisiert und gegen politisch Andersdenkende instrumentalisiert wird. Was soll man dem entgegenhalten?
Günter Maschke: Man müsste sich zunächst einmal, bevor man den Demokratie-Begriff beleuchtet, den Zustand des deutschen Volkes zu Gemüte führen. Da gibt es ja die Lebenslüge der radikalen Rechten, die im Stile Rousseaus argumentieren, das Volk sei an sich schon gut, nur die Manipulateure seien eben schlecht. Statt dessen liegt es doch auf der Hand, dass das deutsche Volk heute in seiner Substanz schwer geschädigt ist.
Es gibt auch keine schweigende Mehrheit mehr, was sozusagen immer ein beruhigendes Dogma der Rechten war, sondern es ist für mich ein Klacks, wenn sich dreihundert Leute zu einer Demonstration versammeln und der örtliche Bürgermeister zur Gegendemonstration zweitausend Teilnehmer aufbringt. Wir wissen heute doch ganz genau, dass das sogenannte gesunde Volksempfinden nicht mehr bei der Mehrheit zu finden ist, sondern dass es dieses in nennenswerter Zahl gar nicht mehr gibt.
DS: Aber die schweigende Mehrheit würde immerhin der CDU-Forderung nach einer »deutschen Leitkultur« zustimmen…
Günter Maschke: Darum kann es doch zunächst gar nicht gehen. Zunächst wäre festzustellen, dass wir in Deutschland heute einen absoluten Einwanderungsstopp bräuchten, weil Deutschland total überfüllt ist, was sogar Bundesinnenminister Schily noch vor ein paar Monaten erahnte. Ein utilitaristische Argumentation bei der Einwanderung Fremder, die mit der Auflösung des eigenen Volkes kalkuliert, kann schon gar nicht akzeptiert werden.
Weiterhin ist von Bedeutung, dass wir Deutsche derzeit auch gar nicht kulturell irgendjemanden leiten können, denn wir müssten diesem ja etwas anbieten können, was zur kulturellen Leitung befähigt und was für die anderen attraktiv und interessant genug wäre.
Wenn ich Ausländer wäre, würde ich mir sehr wohl überlegen, ob ich einem dermaßen degenerierten Volk die kulturelle Führung zugestehen würde. Außerdem ist anzumerken, dass doch die CDU/CSU völlig unfähig ist, da diese doch nur in der Ausländerpolitik heftigen Wind in der Öffentlichkeit macht, um – siehe Roland Koch – mit einer Kampagne gegen den Doppelpass den Wähler zu betrügen, wobei dabei politisch überhaupt nichts zu diesem Problem beigetragen wird.
Den Unionsparteien geht es nur darum, die nationale Rhetorik von den Nationalen zu übernehmen und dann, wenn alles bereinigt ist, das Kind zu ersäufen. Davon halte ich überhaupt nichts.
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DS: Wäre es nicht einmal an der Zeit, das Tabu völlig zu brechen und über ein Auswanderungsgesetz zu diskutieren?
Günter Maschke: Das ist zwar grundsätzlich richtig, man müsste zunächst die Zuwanderung völlig beenden und dann die bereits hier lebenden Bevölkerungsteile auf unterschiedliche Weise hinauskomplimentieren. Dann müssten wir jedoch die freiwerdende Fläche neu peuplieren.
Nur wie soll das unter den gegebenen Voraussetzungen funktionieren, da die Deutschen kaum Kinder in die Welt setzen, sondern noch welche abtreiben mit staatlich finanzierter Unterstützung. Den meisten Deutschen ist das doch auch recht so, da für sie die Kinderlosigkeit, gepaart mit der Einwanderungspolitik, ein neues transformiertes Herrenmenschentum mit sich bringt. Ganz nach dem Motto, weil der Türke die Straße putzt, kann der schwachsinnige Sohn die Universität vollfurzen. Und dann fühlt man sich ja noch als Wohltäter und Kosmopolit.
Der andere Grund, warum ein Auswanderungsgesetz derzeit unrealistisch erscheint, ist das internationale Recht. So ist die BRD ja dermaßen in den internationalen Verträgen des Völker- und Europarechts gefangen, mit welchen den sogenannten Menschenrechten Vorrang eingeräumt wird. Mit diesen Verträgen müsste man brechen, wollte man ein Auswanderungsgesetz durchbrechen.
DS: Bei soviel vorauseilendem Gehorsam gegenüber dem Westen stellt sich in Anbetracht der Diskussion um die »deutsche Leitkultur« die Frage: »Was ist überhaupt noch deutsch?«
Günter Maschke: Der Identitätskern der Deutschen ist heute die Bejahung und die ständige selbstgeißlerische Betonung ihrer angeblichen historischen Schuld. Ich kann ja einen »normalen« Deutschen heute mit nichts so wütend und aggressiv machen, als wenn ich ihn von seiner vermeintlichen historischen Schuld freispreche, zumindest entlaste.
Und daraus kann man nur schließen, dass es heute völlig zutreffend ist, was uns die Agenturen der Vergangenheitsbewältigung ständig einreden: Deutsch ist, schuldig zu sein. Wir müssen uns auch von der Vorstellung verabschieden, dass es sich bei diesem Phänomen nur um irgendwelche Intellektuelle handeln würde, welche die Vergangenheitsbewältigung betreiben, sondern es ist vielmehr das Volk selbst, das sich dagegen nicht wehrt beziehungsweise nicht wehren will. Das Volk will sich nicht wehren gegen das Trommelfeuer an Umerziehung und Desinformation.
Sich dagegen zu impfen, bedeutet heute einen charakterlichen Luxus, den sich nur wenige gönnen wollen. Man hat ja ganz andere Sorgen, wie die Frage, wo ich das billigste Heizöl herkriege. Unter diesen geistigen Bedingungen ist heute noch deutsch: die Zimmerlautstärke beachten. Auch der Hinweis, die »Leitkultur in Deutschland« bestehe im Grundgesetz, einem Bündel Papier, ist schon bezeichnend, da dieses ja den Deutschen in einem Zustand der absoluten Ohnmacht von den Alliierten und ihren Kollaborateuren diktiert wurde. Schon deshalb kann das Grundgesetz keinen Beitrag zu einer »deutschen Leitkultur« leisten, weil es vom deutschen Volk nicht in freier Verantwortlichkeit geschaffen wurde.
DS: Sehr geehrter Herr Maschke, vielen Dank für das Gespräch.
Das Gespräch führte DS-Redakteur Jürgen Schwab.
Zum Autor:
Jürgen Schwab, geboren 1967 in Miltenberg/Main, gelernter Bürokaufmann, Diplom-Germanist und parteiloser Publizist, studierte deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft, Kommunikations- und Politikwissenschaft an der Universität Bamberg.

Aus seiner Feder stammen die Bücher: „Die Meinungsdiktatur – wie ‚demokratische’ Zensoren die Freiheit beschneiden“ (Coburg 1997), „Deutsche Bausteine – Grundlagen nationaler Politik“ (Stuttgart 1999), „Volksstaat statt Weltherrschaft“ (Tübingen 2002), „Die Westliche Wertegemeinschaft“ (Tübingen 2007), „Angriff der neuen Linken – Herausforderung für die nationale Rechte“ (Tübingen 2009), „Die Manipulation des Völkerrechts – wie die ‚Westliche Wertegemeinschaft‛ mit Völkermordvorwürfen Imperialismus betreibt“ (Mengerskirchen 2011), „Flucht in die Menschheit. Der Schriftsteller Jakob Wassermann und der Typus des nichtjüdischen Juden“ (Neustadt an der Orla 2020) sowie „Zukunft Deutsch. Möglichkeiten nationaler Politik im 21. Jahrhundert“ (Dortmund 2021). Er ist Mitherausgeber von „1848 – Erbe und Auftrag“ (Graz 1998). Schwab ist Mitinitiator der Bildungsinitiative „Deutsche Akademie (DA)“ und des Netzwerkes „Sache des Volkes (SdV)“.
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Günter Maschke, geboren 1943 in Erfurt, aufgewachsen in Trier, absolvierte eine Lehre als Versicherungskaufmann und ist seit Jahrzehnten publizistisch tätig. Er gehört weltweit zu den wenigen, welche von sich behaupten können, das Werk des Staatsrechtlers Carl Schmitt umfassend zu kennen, mit dem ihn eine Freundschaft verband.
Günter Maschke war mit bereits 16 Jahren überzeugter Kommunist, 1963-1964 Redakteur der marxistischen Tübinger Studentenzeitung Notizen, Schüler von Ernst Bloch und aktiv in der illegalen KPD politisch tätig. Aus politischen, jedoch nicht pazifistischen Gründen desertierte er 1963 bei der Bundeswehr und war dann Wortführer der Wiener Studentenbewegung (»Dutschke von Wien«). Im Zusammenhang mit einer Vietnam-Demonstration wurde Maschke verhaftet, fand von Anfang 1968 bis Ende 1969 politisches Asyl in Kuba, wo er jedoch wegen »konterrevolutionärer Aktivitäten« ausgewiesen wurde.
Nach Zwischenaufenthalt in Spanien kehrte Maschke in die BRD zurück, wo er wegen Fahnenflucht eine Haftzeit von Ende 1969 bis Ende 1970 in Landsberg am Lech verbüßen musste. Nach seiner Freilassung war er als freier Journalist in Frankfurt am Main tätig (u.a. bei der FAZ bis 1985), wobei er zahlreiche Artikel in der Tagespresse und in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlichte (besonders zum Werk Carl Schmitts).