Für viele politische Beobachter war nach dem 11. September 2001 schnell klar, dass der Terroranschlag auf das World Trade Center von der US-Regierung politisch instrumentalisiert werden würde, um im Nahen und Mittleren Osten an geostrategischem Einfluss zu gewinnen. Die Region ist so reich an kostbaren Ressourcen, auch liegt sie geographisch so nah an China und vor allem Russland, dass die Falken im Weißen Haus und im Pentagon ihre Zeit gekommen sahen.

Bemäntelt wurden die darauffolgenden Kriegseinsätze in Afghanistan und im Irak durch eine beispiellose Medien- und Propaganda-Kampagne. Schließlich sollten die Bürger, die die Kriege bezahlen müssen, auch von ihrer Notwendigkeit überzeugt werden. Mädchen in Afghanistan sollte der Schulunterricht ermöglicht werden. Öffentliche Steinigungen von Ehebrecherinnen sollten ein Ende haben. Und überhaupt sollten Demokratie, Freiheit und Menschenrechte in die Länder gebracht werden.
Da schnell klar war, dass entweder die Taliban in Afghanistan oder aber Saddam Hussein im Irak politisch hinter den Anschlägen vom 11. September gestanden haben musste, hatte man auch rasch ein Feindbild konstruiert. Die Achse des Bösen wurde geboren, auch weitere potentielle Ziele westlicher Beglückung mittels Bomben wurden ins Visier genommen.
Doch die Kriegsabenteuer wurden keine Blitzkriege. Insgesamt blieb man in Afghanistan fast 20 Jahre. Erst kürzlich wurden die letzten US- und Bundeswehr-Soldaten abgezogen.
Von einem freien Land, in dem Demokratie, Freiheit und Menschenrechte herrschen, kann keine Rede sein. Das Land wurde in die Steinzeit zurückgebombt, danach notdürftig wiederaufgebaut, um es nun erneut den Taliban zu überlassen. Die haben sich all die Jahre in Geduld geübt, wohlwissend, dass der gescheiterte Westen irgendwann abziehen wird. Das Vakuum, das der Westen nun durch seinen Abzug hinterlassen hat, haben die Taliban innerhalb weniger Monate gefüllt.
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Immer mehr Städte werden erobert, der jahrelange Bundeswehr-Standort Kundus sowie die Metropole Kandahar sind bereits unter Taliban-Kontrolle. Wann die Hauptstadt Kabul fällt, ist nur noch eine Frage der Zeit. Echte oder vermeintliche Kollaborateure des Westens und ihre Familien müssen um ihr Leben fürchten.
Man könnte meinen, die Afghanen befinden sich in einer Zeitschleife und werden 20 Jahre zurückversetzt. Außer Spesen, nichts gewesen, das Kriegsabenteuer hätte sich der Westen sparen können. Viele Milliarden wären nicht verbrannt worden, viele junge Soldaten könnten noch leben. Ein kaputtes Land wäre zwar wohl immer noch kaputt, aber nicht so gespalten wie durch die Zusammenarbeit mit dem Westen. Die Taliban sinnen nach Rache, die USA und Europa sind zur Zuschauerrolle verdammt. Doch schon werden erste Rufe laut, unter anderem vom CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen, die Bundeswehr wieder in das Land zu schicken.
Röttgen weiß genau, was das militärische Scheitern zur Folge haben wird. Nach der Bundestagswahl könnte eine gigantische Migrationswelle auf Deutschland und Europa zurollen. Helfer des Westens haben bereits um Visa gebeten, Abschiebungen nach Afghanistan wurden von Innenminister Seehofer ausgesetzt. Die neue Migration kann selbst die aus Syrien in den Schatten stellen, zumal Afghanistan mehr als doppelt so viele Einwohner hat.
Wenn man aus Afghanistan eine Lehre ziehen kann und muss, dann die, dass man Demokratie, Freiheit und Menschenrechte nicht exportieren kann. Wenn ein Volk das will, dann muss es sie selbst erkämpfen. Alles andere ist Imperialismus im humanitären Gewand, der die historischen, kulturellen und religiösen Bedingungen vor Ort missachtet.
Ronny Zasowk
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2 Antworten
Sehr bedenklich daß die afghanischen Streitkräfte nach 20 Jahren Ausbildung und westlicher Hilfe nicht in der Lage sind ihr Land zu verteidigen. Die Rechten meckern nun wieder über Flüchtlinge, die Kommunisten meckern über den gescheiterten Imperialismus und daß das afghanische Volk sein Schicksal selbst in die Hand nehmen muß, wir reden nur über den Klimawandel und Joe Biden blickt ratlos nach China.
Werte kann man schon exportieren, man denke an die wieder eingeführten Frauenrechte und Musik. Ein Volk kann sich jedoch nicht immer selber befreien, wenn der Thron des Herrschers aus Bajonetten gebaut ist und durch steten Terror er immer wieder gestützt wird. Afghanistan ist nicht Rußland 1917 und auch nicht die DDR 1989.
Gleich wieder hin und alles zusammen hauen und neu beginnen.
Es ist tragisch daß die Amerikaner die Taliban erst ins Amt bringen mussten zur Abwehr der Sowjets. Nun haben wir den Salat.
Krieg soll vermieden werden und man muß geizen mit dem Blut seiner Landsleute. Doch im Geiste von Clausewitz muß die Politik des Friedens mit anderen Mitteln fortgeführt werden. Notfalls ohne die Amerikaner.
Steinzeitislamismus kehrt zurück. Allerdings. Man kann die Uhren vorstellen aber die Zeit läuft deshalb nicht schneller.
Die Geschwindigkeit mit der das Kartenhaus zusammen bricht zeigt, dass das alles nur Tünche war ohne den geringsten Rückhalt der Ortsansässigen. Der Weltkapitalismus hat aber bestimmt sein Geschäft gemacht.
Wichtigste Erkenntnis für uns in Europa ist hoffentlich, dass wir genauso schnell überrannt werden können wenn die kritische Masse an Landnehmern überschritten wird. Durch Völkerwanderung oder durch Reproduktionsüberlegenheit gegen über uns Angestammten.
Keinen reinlassen!
Hoffentlich begreifen die Menschen in den 4 Wochen bis zur Bundestagswahl, daß 2015 nur ein laues Lüftchen war gegen das was und jetzt an Migrantenstürmen bevorsteht.