Man muss schon genau hinschauen, um die unscheinbare Schwester der Echten Kamille zu entdecken. Aber ihr Duft erinnert an die nahe Verwandtschaft. Ob sie auch genauso nützlich ist? Grund genug, sich mit der Strahlenlosen Kamille zu beschäftigen.
Ines Schreiber
Herkunft und Verbreitung
Die Strahlenlose Kamille (Matricaria discoidea) bietet tatsächlich einige Überraschungen. Im Unterschied zur Echten Kamille (Matricaria chamomilla L.) ist sie keine seit dem Altertum bekannte Heilpflanze. Im Gegenteil: Man muss sie als „Neophyt“ einstufen!

Die Strahlenlose Kamille stammt ursprünglich aus Nordostasien und dem pazifischen Nordamerika und hat sich im Zuge des Eisenbahn- und Schiffsverkehrs in den gemäßigten Zonen weltweit verbreitet.
Die Ausbreitung der Strahlenlosen Kamille in Deutschland hat ihren Anfang mit der Entdeckung durch Alexander Braun im Jahr 1852. Er fand sie in Berlin-Schöneberg auf der „Dorfstraße“ in Gesellschaft von Klette und Springkraut.
1859 entdeckte sie der ostpreußische Botaniker Robert Caspary erstmals in Königsberg in einem Industriegelände. Fünfzig Jahre später war sie überall in Deutschland anzutreffen.
Steckbrief
Die Strahlenlosen Kamille wächst als einjährige krautige Pflanze, ist recht klein (10 bis 30 cm hoch) und mit ihrer grüngelben Farbe ziemlich unscheinbar. Sie ähnelt der Echten Kamille, das ab Juni blühende, stark duftende gelbe Köpfchen der Blüten besitzt aber keine weißen Zungenblüten. Die Blätter sind 2 bis 6 Zentimeter lang und 1 bis 2 Zentimeter breit und doppelt bis dreifach fiederteilig. Die Strahlenlose Kamille ist ausgesprochen anspruchslos und wächst bevorzugt an Wegrändern, Schuttplätzen, Böschungen und Ödland.
Die Blüten werden durch Fliegen und andere Insekten bestäubt oder bestäuben sich selbst. Bei der Strahlenlosen Kamille handelt es sich um eine sogenannte „Trittpflanze“: Die Früchte (Achänen) verschleimen bei Nässe, bleiben dann an Schuhen, Reifen oder Hufen kleben und werden so über weite Strecken verschleppt.
Weiterführende Informationen:
Wunderbare Natur: Die Sommerlinde
Praktische Krisenvorsorge: Die stillen Reserven der Natur

Heilwirkung
Die Strahlenlose Kamille riecht, wie bereits erwähnt, ähnlich wie die Echte Kamille. Ihr ätherisches Öl ist jedoch anders zusammengesetzt, vor allem fehlt ihr das Azulen, das die Echte Kamille so wirksam und wertvoll macht. Dennoch gibt es einige Möglichkeiten der Verwendung.
Mit ihrer beruhigenden und krampflösenden Wirkung kann sie Blähungen und andere Beschwerden den Verdauungsorgane lindern. Man kann die strahlenlose Kamille auch in der Stillzeit anwenden, denn sie fördert die Milchbildung. Die Strahlenlose Kamille hat eine milde wurmtreibende Wirkung und kann gegen verschiedene Arten von Würmer eingesetzt werden. Äußerlich kann sie bei oberflächlichen Verletzungen lindernd wirken. Gewisse Parallelen zur Nutzung der Echten Kamille lassen sich also durchaus finden!
Folgendes Rezept für einen Tee aus der Strahlenlosen Kamille habe ich gefunden:
Man übergießt man einen Teelöffel der getrockneten oder frischen Blüten mit einer Tasse kochendem Wasser und lässt es fünf bis zehn Minuten ziehen. Dann seiht man ab und trinkt den Tee in kleinen Schlucken. Ein bis drei Tassen täglich werden empfohlen. Wohl bekomms!
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