Clovis Institute / Joseph R. Oxfield
Interview mit Europa Terra Nostra- und DS-Autor Sascha A. Roßmüller
Joseph R. Oxfield führte unlängst ein Interview mit Sascha A. Roßmüller über die Organisation Europa Terra Nostra. Roßmüller ist nicht nur ETN-Autor, sondern schreibt auch regelmäßig für die „Deutsche Stimme“. Nachfolgend die deutsche Übersetzung des im Original in Englisch geführten Interviews.

Clovis Institut: Herr Roßmüller, können Sie uns sagen, inwiefern Europa Terra Nostra (ETN) ein Alleinstellungsmerkmal hat und wie es dazu kommt, dass keine andere Gruppe zuvor dies Vakuum ausfüllte?
Sascha Roßmüller: Ein besonderes ETN-Merkmal ist, die europäischen Nationalisten nicht nur in der Führung, sondern auch an der Basis zu verbinden. Ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal ist jedoch – wenngleich auch aufgrund der Corona-Restriktionen temporär geblockt – unkomplizierte Möglichkeiten zur gemeinsamen Teilnahme an spannenden Veranstaltungen für unsere Mitglieder zu organisieren, sprich deren individuellen Aufwand hierfür deutlich zu reduzieren. Salopp ausgedrückt, als so etwas Ähnliches wie ein politischer Reiseveranstalter zu fungieren, der sich um Gruppenbesuche kümmert, Reiseberatung, Treffpunkte, Rahmenprogramme bzw. erschwingliche Unterkünfte eruiert etc.
Um nachhaltig Brücken zu bauen und historische Ressentiments zu überwinden, sind derartige vertrauensbildenden Gemeinschaftserfahrungen grenzüberschreitender Gegenkultur zu den globalistischen No-Border-Ideologien eine solide Grundlage für ein nationalistisches, aber auch abendländisch-europäisches Bewusstsein. Dass dies zudem parteipolitisch ungebunden geschieht, ist vielleicht auch irgendwie ein Herausstellungsmerkmal innerhalb der „rechten“ Bewegung. Die Umsetzung der ETN-Ideen in die Praxis erfordert allerdings ein verlässliches Netzwerk von internationalen Kontakten und Menschen mit hervorragenden organisatorischen Fähigkeiten, nicht nur politische Philosophen. Zum Start, in der jetzigen Form, vor nicht einmal einem Jahr, hat sich eine hochmotivierte Kernmannschaft der schärfsten Köpfe und praktischen Talente versammelt, die für eine solche Herausforderung nötig sind. Das passiert nicht jeden Tag und allerorten, deshalb sollte kein wohlmeinender Nationalist länger an der Seitenlinie verweilen, sondern diese Chance ergreifen.
Clovis-Institut: Eine ETN-Kernforderung lautet „Keine Bruderkriege mehr“, mit anderen Worten, keinen Krieg mehr in Europa, aber dennoch positioniert sich ETN gleichzeitig gegen die EU. Was sagen Sie zu der Behauptung, die EU habe den Frieden in Europa in den letzten 75 Jahren garantiert?

Sascha Roßmüller: Ich entgegne ganz einfach, dass die EU genau das eben nicht garantieren konnte und kann – als ob die EU den Krieg in Jugoslawien auf europäischem Boden verhindert hätte, oder als ob der EU-Erweiterungswahn nicht eine sehr negative Rolle bei der militärischen Eskalation in der Ukraine gespielt hätte. Oder denken Sie an das Feuer, das der IS wegen der verhängnisvollen Politik der offenen Grenzen in Europa entfacht hat. Außerdem: Wie konnte nur die Schweiz ohne Euro und EU mehr als 160 Jahre Frieden genießen? Überdies – brandaktuell – kann man die gegenwärtige Entwicklung angesichts der tragischen Wiederbelebung des Kalten Krieges 2.0 wohl kaum als Friedenspolitik bezeichnen. Die EU ist zum einen eine Institution der Fremdbestimmung und finanziellen Umverteilung, undemokratisch geführt von der EU-Kommission als Freihandelskomplizin einer internationalen Konzern-Junta sowie eine geopolitisch motivierte NATO-Raketenbasis mit umfassenden Grenzdefekten.
Clovis Institut: Stellt eine Zusammenarbeit zwischen Nationalisten nicht ein Paradox dar, gemessen an der gängigen Vorstellung, dass Nationalisten sich um die Interessen des eigenen Landes auf Kosten der Nachbarn kümmern?
Sascha Roßmüller: Das kann nur aufgrund einer verzerrten Ideologie hydraulischen Denkens, die den eigenen Erfolg ausschließlich am Misserfolg des anderen vermuten kann, dahingehend fehlinterpretiert werden. Vielmehr würde ich das Verhalten der antipatriotischen Globalisten als paradox bezeichnen, die den Nationalismus als aggressiv abstempeln, während sie gleichzeitig im Dienste des internationalen Kapitalismus rund um den Globus als imperialistische Kriegstreiber agieren. Der Nationalstaat hat sich als eine gut funktionierende Institution entwickelt und bewährt. Wir dürfen jedoch nicht zulassen, eine Renaissance nationalistischer Politik als Ablehnung eines breiteren europäischen Bewusstseins misszuverstehen.
Das abendländische Kulturerbe hat ohne Schmelztiegel seine eigene charakteristische Typenvielfalt. Dennoch beschränkt es sich nicht nur auf die Summe der verschiedenen europäischen Nationalkulturen. Dieses gleicht vielmehr – um ein metaphorisches Bild zu verwenden – einem Blumenstrauß, der aus drei gemeinsamen Wurzeln wächst, nämlich der griechisch-römischen, keltisch-germanischen und christlich-heidnischen, die den Entwicklungspfad des indigenen Europäertums repräsentieren. Aus diesen Wurzeln – wobei jede einzelne Volkskultur ihre eigene Identität und ihren eigenen Weg entwickelte – wuchsen die zivilisatorischen Charakteristika von wissenschaftlichem Wissensdurst, aufgeklärten Freiheitsvorstellungen, religiösem Bewusstsein, geistiger Erbauung und einem Sinn für konstitutionelle Ordnung. Diese verschiedenen Elemente sind die Säulen des gemeinsamen europäischen Wertegefüges, das ein Gleichgewicht zwischen rationalem Pragmatismus und idealistischem Antrieb ermöglicht.

Die Nationen Europas haben auch parallele Entwicklungen hinsichtlich herausragender kultureller und künstlerischer Epochen der Geschichte gezeigt, wie man beispielsweise am Auftreten und der Verbreitung von Romanik, Gotik, Renaissance, Barock und Klassik erkennen kann. Die Aufklärung brachte Europa ein neues Maß an intellektueller Freiheit, sowie sich später die in der Romantik geäußerte Kritik an der dogmatischen Verabsolutierung der Vernunft als alleiniger Urteilsinstanz auch in einigen anderen Beispielen nationaler Ausprägung in ganz Europa wiederfindet. Im Zuge dieses kulturellen Entwicklungsprozesses der europäischen Geistesgeschichte führte der Weg zu einem charakteristischen Merkmal der europäischen Ordnung – der Trennung von geistlicher und weltlicher Macht. Humanismus und faustischer Geist schufen ein Klima, in dem – trotz des Aufkommens sogenannter progressiver Ideale – die Wurzeln der Tradition nicht verloren gingen. Wir sollten keinesfalls durch einen genosuizidalen Kulturabriss aus unserer bewährten Bahn geraten!
Clovis Institut: Worin sehen Sie die wesentlichen Unterschiede zwischen Nationalismus und Populismus?
Sascha Roßmüller: Sogenannte populistische Parteien erscheinen oftmals wie aus dem Nichts gegründet auf der Bildfläche und erweisen sich teilweise als politisch unerfahren und naiv. Dies zeigt sich, obwohl sie sich häufig zu einem nicht unerheblichen Teil aus ehemaligen Mitgliedern der etablierten Parteien zusammensetzen. Ihre Mitgliedschaft ist deshalb vielfach von ziemlich unterschiedlicher ideologischer Ausrichtung, was eine Ursache für deren nahezu regelmäßig zu beobachtende interne Inhomogenität in wesentlichen politischen Grundfragen ist. So mangelt es diesen bürgerlichen Rechtsbewegungen beispielsweise oft an einem adäquaten Verständnis von Sozialpolitik.
Ich möchte aber zu dieser Frage auf einen speziellen, außerordentlich wichtigen – ich wage sogar zu sagen: axiomatischen – Aspekt eingehen. Diese in weiten Teilen angstbürgerlichen Rechtskonservativen, die zwar nicht zum Mainstream gehören, aber dennoch unablässig bestrebt sind, sich dem Establishment anzubiedern, um auch dazuzugehören, laufen letztendlich immer – und strategisch fatal – zum politischen Gegner über, indem sie sich eine Abgrenzung zu Allem aufdrängen lassen, was die politische Linke als rechts definiert. Und wie wir wissen, wird seitens der heutigen totalitären Linksliberalen alles und jeder außer diesen selbst abwertend als Extremist bezeichnet.

Aufgrund dieses strategischen Versagens sind diese bürgerlichen Patrioten permanent in einer defensiven Position gefangen, aus der sie nicht in der Lage sind, in einen Modus überzugehen, der es ihnen erlauben würde, das etablierte System wirkungsvoll angreifen zu können. Vorübergehend mögen diese Populisten zwar scheinbar erfolgreich sein, aber letztlich ist diese Haltung eine große Schwäche, die nicht zu der notwendigen Veränderung führen wird, weil sie im Grunde das Werk des politischen Gegners verrichten, indem sie die Reihen spalten, die eigentlich geschlossen werden sollten. Man wird niemals für seinen ideologischen Rückzug auf Verlangen des Feindes belohnt werden.
Clovis Institut: Wie sieht Ihrer Meinung nach die kurzfristige Zukunft Europas aus, und wie lautet Ihre Prognose auf lange Sicht betrachtet?
Sascha Roßmüller: Um zu sehen, wie Europa – zumindest Westeuropa – mit großer Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahren aussehen wird, muss man nur die Entwicklung in der US-Gesellschaft beobachten. Kurzfristig werden wir eine noch stärkere Polarisierung als heute erleben, ausgelöst durch die Nachlässigkeit der Mehrheit gegenüber der Absicht des Establishments, eigenverursachte Probleme als Herausforderungen zu etikettieren, für deren Bewältigung moralisierender Tugendterror verordnet wird. Durch eine Geldpolitik der quantitativen Lockerung und Schuldenkrisen droht Europa ökonomisch unter einer absehbar inflationären Entwicklung zu leiden. Diese Situation wird durch das Scheitern des globalistischen Freihandelsextremismus, dessen Beginn wir bereits mit einem zunehmenden Zusammenbruch der Lieferketten erleben, wirtschaftlich verschärft werden. Angesichts der multikulturellen Balkanisierung dürfte es jedoch an der notwendigen Solidarität fehlen, um derartige Krisen erfolgreich zu bewältigen. Schlimmstenfalls sind nicht einmal Bürgerkriegsszenarien unter diesen Umständen völlig auszuschließen.
Für eine Langzeitprognose fehlt mir die Kristallkugel. Ich hoffe jedoch, dass unsere besten Elemente jeder Nation durch härter werdende Zeiten positiv geformt werden, um über sich selbst hinauszuwachsen, um die Weichen für eine abendländisch-europäische Wiederbelebung zu stellen. Nicht unwahrscheinlich könnte dies betreffend mancher Regionen Europas durchaus nur auf dem Wege einer Reconquista durch unsere Nachkommen zu bewerkstelligen sein.
Clovis Institut: Was würden Sie jungen Nationalisten empfehlen, um Europa zu retten?
Sascha Roßmüller: Zunächst einmal, sich daran zu gewöhnen, in langfristigen Perspektiven zu denken – am besten in Generationen. Des Weiteren wird es in der heutigen Zeit immer mehr zur Voraussetzung, sich nützliche Fähigkeiten anzueignen, um den Alltag adäquat zu bewältigen, auch bzw. vor allem dann, wenn man Opfer von Repressionen wird. Eine solche solide Grundlage ist besonders wichtig, ehe man sich nicht nur aktiv in der Politik, sondern darüber hinaus an vorderster Front engagiert. Neben umfassendem Lernen ist der wichtigste Aspekt jedoch die Gründung einer traditionellen Familie, und darum herum eine nachhaltige Gemeinschaftsbildung mit Gleichgesinnten. Strategische Vernetzungskapazitäten in Richtung vielfältigster Bereiche sind für zukünftige Fortschritte in der nationalen Politik unabdingbar. Netzwerken wird mehr und mehr zur erforderlichen Kernkompetenz.
Clovis Institut: Gibt es eine politische Lösung für die heutigen Probleme, und wenn ja, was wäre nötig, damit die Menschen die nationalistische Sache unterstützen? Und wenn nicht, hieße dies, dass wir uns auf einen Krieg vorbereiten sollten?
Sascha Roßmüller: Natürlich gibt es, sofern es sich um politische Probleme handelt, – zumindest theoretisch – auch immer politische Lösungen. Die entscheidende Frage ist, ob man den Einfluss und die Macht hat, einen notwendigen Paradigmenwechsel durchzusetzen. In dieser Diskussion kann „Kriegsvorbereitung“ aber leicht eine irreführende Rhetorik sein, denn in einer aggressiven Bedeutung würde dies angesichts unserer schwachen Position ohnehin keinen Sinn ergeben. Andernfalls, wenn unsere Position nicht schwach wäre, wäre eine solche wiederum nicht notwendig. Deshalb spreche ich, um Missverständnissen vorzubeugen, lieber von Aneignung einer gewissen Krisenresilienz. Dies ist grundsätzlich sinnvoll.

Was die politische Frage betrifft, so denke ich, dass wir in diesen Tagen mit einer ambivalenten Entwicklung konfrontiert sind, die uns enorm herausfordert, vor allem angesichts der Möglichkeiten, die das Establishment gegen uns in Anspruch nehmen kann. Auf der einen Seite entwickelt sich in einem Teil der abendländischen Gesellschaften – endlich – ein Bewusstsein von ethnischer oder zumindest kultureller Identität. Zumindest dämmert einigen die Erkenntnis, dass diese existenziell bedroht, sprich unwiederbringlich verloren gehen könnte. Andererseits aber leiden wir unter einem ideologisch-liberalistischen Gesinnungstotalitarismus von immer mehr um sich greifender politischer Korrektheit oder gar Repression. Und nicht zuletzt sind wir mit dem Problem konfrontiert, dass uns die Zeit zur Bewahrung unserer das Abendland verkörpernden Völker davonläuft.
Was ist also zu tun? Wir müssen uns auf Strategien und Maßnahmen konzentrieren, die geeignet sind, in möglichst großer Reichweite die Augen über das Ausmaß der aktuellen Krise und ihre große Gefahr für die Existenz jedes Einzelnen als Europiden zu öffnen. Um mehrheitsfähig zu werden – oder zumindest eine für eine Bewusstseinsveränderung relevante Ansprache zu tätigen – sind wir darüber hinaus gefordert, eine alternative politische Vision zu definieren, wobei man sich, ohne jedoch dabei zahnlos für das Establishment zu werden, ggf. auf einen gemeinsamen Nenner verständigen wird müssen, um an die verschiedenen Flügel der irgendwie Aufgewachten zu adressieren. Das mag wie die Quadratur des Kreises erscheinen, ich weiß, aber wir kommen um eine kulturelle Revolution der Denkweise, die mehr als nur den beschränkten Kreis einer sektiererischen Gruppe umfasst, nicht herum, wenn wir die Karten neu mischen und den Augias-Stall ausmisten wollen.
Glaubwürdige Nationalisten müssen zwar an ihren Grundsätzen festhalten und bei Bedarf mit einigem Elan vorpreschen, dürfen aber jeweilige Realitäten nicht ignorieren und haben nach Möglichkeit die Menschen dort abzuholen, wo sie jeweils stehen.
Über das Clovis Institute:
Das Clovis Institut (http://www.clovisinstitute.org/) versteht sich als eine für den Erhalt Europas stehende unabhängige Organisation, die im Sinne einer Gesamtschau von Geografie, Geschichte und Kultur in die Debatten über Europas Zukunft eingreifen möchte. Ein Blick auf deren Homepage zeigt, dass sie dies teils in diversen Sprachen vollzieht. Der Gründer und Vorsitzende des Clovis Institute, Joseph R. Oxfield, veröffentlichte die beiden Bücher „The Migration Myth: How Uncontrolled, Unlimited Migration Destroys The West“ und „Forbidden Statistics: Non-Western Immigrant Crime in Europe“.
Weiterführende Informationen:
Europa! Nicht das »Europa« der Bürokraten, sondern UNSER Europa.
Interview mit Front-National-Gründer Jean-Marie Le Pen
Alexander Dugin: »Nach dem Tod Gottes folgt logischerweise der Tod des Menschen!«
Udo Voigt im Interview: »Erfolg ist mehr als das Innehaben von Posten!«
