Andrei Raevsky: »Die anglozionistische Weltmacht wird fallen!«

Im Jahr 2007 startete der ehemalige Schweizer Geheimdienst-Mitarbeiter Andrei Raevsky seinen Blog »The Saker« [deutsch: »Sakerfalke« bzw. »Saker«], der in kürzester Zeit hohe Reichweiten mit bis zu 2,5 Millionen Seitenaufrufen erzielte und auf dem er seine politisch äußerst unkorrekten Sichtweisen veröffentlicht. Wir sprachen mit dem sehr bescheiden auftretenden und daher bildlich schwer in Szene zu setzenden Herrn für die Januar-Ausgabe der DEUTSCHEN STIMME.

DS: Herr Raevsky, sie waren im Begriff, im militärischen Bereich Karriere zu machen, schlugen jedoch bewusst einen anderen Weg ein. Wie kam es zu Ihrem politischen Engagement, gab es hierfür einen bestimmten Auslöser und welche Erfahrungen machten Sie im Zuge Ihrer zunehmenden Politisierung? Nicht zuletzt beschrieben Sie sich selbst einmal als »ein U-Boot in der Wüste«.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich als junger Mann ein gläubiger Anhänger der westlichen Propaganda über die UdSSR, den »friedliebenden Westen« und des übrigen Unfugs war, der uns eingetrichtert wurde. Die Augen wurden mir erst durch die US/NATO/EU-Aggression gegen das serbische Volk in Kroatien, Bosnien, im Kosovo und sogar in Serbien selbst, geöffnet. Dieselben Akteure unterstützten auch die Wahhabiten in Tschetschenien. Überdies hatte ich 1991 zum ersten Male Russland bereist und sah selbst, wie die Sowjetunion war und die Menschen dort lebten. Wenngleich auch einige negative Aspekte meiner Vorstellung von der Sowjetunion bestätigt wurden, waren viele Dinge hingegen unwahr. In gewisser Weise stellte ich fest: die Sowjetunion war nicht annähernd so schlimm, wie man mich glauben machen wollte, und der Westen war nicht annähernd so toll, wie ich naiverweise geglaubt hatte. Hinzukam, dass ich noch den Fehler machte, an politische Meinungsvielfalt zu glauben und daran, dass meine Vorgesetzten im Schweizer Generalstab, bei der UN oder ICRC an ehrlicher, wahrheitsgemäßer Analyse interessiert wären. Wie falsch ich doch damit lag!

Sehr schnell fand ich mit von all meinen Kollegen ausgegrenzt, nachdem meine Vorgesetzten das Gerücht streuten, ich sei ein »gefährliches Element«, dem nicht zu trauen wäre. Vor allem lächerlich war, dass diese Jungs begannen, mich pro-sowjetischer Sympathien zu verdächtigen. Der endgültige Augenöffner erfolgte, als ich, wenngleich nicht offiziell, aber sehr wirkungsvoll, auf die sogenannte schwarze Liste gesetzt wurde, zumindest jegliche Befugnis im Zusammenhang mit internationalen Beziehungen betreffend. Dies wurde mir von einem gut befreundeten Zwei-Sterne-General, einem Ehrenmann und wahren Offizier, bestätigt. Ich schulte daraufhin um zum Software-Ingenieur, wobei auch diese »Karriere« schnell ein Ende fand, nachdem kurz nach 9/11 der IT-Sektor in der Schweiz zusammenbrach.

Ich war somit arbeitslos. Zu dieser Zeit war ich wahrhaft über alle Maße angewidert und wollte nur noch weg, so weit wie irgend möglich. Da meine russische Frau, die wie ich im Ausland geboren war, die Möglichkeit hatte, als Veterinärin in den USA zu arbeiten, wo meine Schwiegereltern zudem ein kleines Heim in Florida besaßen, zog ich dorthin und verbrachte ein ganzes Jahrzehnt mit Heimunterricht für unsere drei Kinder, ehe ich 2007, anfangs als eine Art Selbsttherapie, meinen Internetblog startete.

Ein U-Boot in der Wüste

Aber zur Frage, was ich mit »ein U-Boot in der Wüste« meine:  Dieses Bild kam mir in den Sinn, als mir meine wundervolle, liebenswürdige und weise Frau erklärte, dass das, was uns widerfahren war, nicht mein Verschulden sei und nicht meine tatsächlichen Fähigkeiten widerspiegele. Ich antwortete damals darauf, dass ich dann wohl ein ziemlich gutes U-Boot wäre, welches völlig nutzlos sei, weil es in der Wüste lebe. Allerdings bemerkte ich, als ich diese Metapher in meinem Blog ausführte, dass ich mich keineswegs allein mit diesem Gefühl befinde, und es zahlreiche vom System Ausgegrenzte gibt, die vielfach den Eindruck haben, allein zu stehen. Heute weiß ich, dass wir U-Boote nicht alleine in der Wüste stehen und auch langsam unseren Weg zurück zum Ozean finden werden.

DS: Bitte erklären Sie unseren Lesern doch kurz, was diese sich unter Ihrem Medienprojekt »The Saker of the Vineyard« vorzustellen haben: Wofür steht der Name, zielt es auf eine spezielle Zielgruppe ab oder inwiefern ist es einer bestimmten politischen Ausrichtung zuzuschreiben etc.?

Der vielleicht etwas ungewöhnliche Name stellt nicht mehr als ein Anagramm meines vollen Namens dar: Andrei Raevsky – Vineyard Saker (Weinberg Falke). Ich muss daran erinnern, dass ich zu Anfang nicht dachte, es würde sich überhaupt jemand für meine politisch inkorrekten Niederschriften interessieren, weshalb ich mich wenig um eine möglicherweise seltsame Nomenklatur scherte. Nachdem allerdings die Seite mit bis zu 2,5 Millionen Seitenaufrufen im Monat ziemlich populär zu werden begann, änderten wir die URL in »thesaker.is« und mein Pseudonym in »The Saker«. Eine ideologische Bedeutung steht jedoch nicht hinter der Namensfindung.


DS: Interessanterweise haben Sie sich politisch einmal als »links hinsichtlich Arbeit und rechts bezüglich der Werte« positioniert: Können Sie etwas genauer darstellen, welches politische Konzept man sich unter dieser Selbstbeschreibung vorzustellen hat?


Ich bin im Grunde eine zutiefst unideologische Person: Ich halte im allgemeinen wenig von Ideologien, sondern betrachte sie als gefährlich, zumeist nicht hilfreich für wahrheitsgemäße Analysen und überdies unnötig trennend. Tatsächlich ist es auch so, dass die »Saker-Community« (die Hauptseite plus deren französische, spanische, portugiesische, italienische, serbische und russische Blogs) von Marxisten bis zu Monarchisten sowie Atheisten, als auch Muslime und Christen oder auch bolivarische Sozialisten neben wiederum diversen Konservativen ziemlich breitgefächert ist. Wir können jedoch alle zusammenarbeiten, weil wir erstens alle gegen die derzeitige Machtstruktur und internationale Ordnung (was ich das anglozionistische Imperium nenne) opponieren und zweitens weil wir alle imperialistische Kriege und Ungerechtigkeit ablehnen. Und nicht zuletzt wünschen wir uns alle eine multipolare Welt auf Grundlage internationalen Rechts und keine Weltherrschaft einer Macht. Die einzige Art Mensch, mit der ich, zumindest meiner Erfahrung nach, nicht zusammenarbeiten kann, sind katholische Christen, Wahhabiten und Nazis.

»Strategisch wichtige Nationalgüter gehören unter staatliche Kontrolle«

Nach einer Zusammenfassung meiner politischen Ansichten gefragt, würde ich allgemein antworten, an Alain Sorals »Gauche du travail et droite des valeurs« zu sein, d.h., dass ich die kapitalistische Ideologie (freie Laissez-faire-Marktwirtschaft) grundlegend verwerfe, insbesondere bezogen auf strategisch wichtige Nationalgüter, die, wie ich fest überzeugt bin, unter staatliches Eigentum bzw. staatliche Kontrolle gehören. Ich bin darüber hinaus der Auffassung, dass der Finanz- und Arbeitsmarkt streng reguliert gehören, um sicherzustellen, dass Wirtschaft und Bankenwesen den Menschen dienen und nicht den Interessen einer kleinen Clique transnationaler Plutokraten und Millionäre. Den einzigen Wirtschaftsbereich, den ich weitgehend von Regulierungen ausklammern würde, wären lokale Klein- und Familienbetriebe. Dies rückt mich mit Blick auf Märkte, Arbeit, Banken und Wirtschaft näher an sozialistische Ideen. Jedoch hinsichtlich sozialer, moralischer oder ethischer Sachverhalte verstehe ich mich als traditionalistischer orthodoxer Christ, d.h. meine Werte stimmen weitaus mehr mit dem überein, was die Christenheit in ihren ersten 1000 Jahren vertrat als mit den »modernen Wertvorstellungen«, die ich vollständig als arglistigen Schwindel ablehne.

DS: Aufgrund Ihres familiär-biographischen Hintergrundes ist es unschwer nachzuvollziehen, dass Sie sich für russische Belange interessieren, aber Sie befassen sich schwerpunktmäßig auch mit dem Nahen und Mittleren Osten: Was erregte Ihr Interesse an den Begebenheiten in dieser Region?

Das war völliger Zufall, der sich wie folgt ereignete: Zu meiner Zeit beim ICRC traf ich einen wundervollen Kerl, der gerade eben aus dem Libanon zurückgekehrt war. Wir unterhielten uns über seine Eindrücke und er berichtete mir überspitzt, dass im Libanon jeder korrupt sei und auch jede Partei, einzig die Leute der Hisbollah wären unbestechlich. Er berichtete mir weiter, dass sich nach jedem israelischen Angriff die Jungs von der Hisbollah vor Ort bei den Betroffenen zeigen würden, und diesen nachfolgende Angebote unterbreiten würden: die Hisbollah kommt für die Kosten einer Umsiedlung der Betroffenen an einen anderen Ort im Libanon auf oder diese übernimmt kostenfrei den Wiederaufbau bzw. stellt die Mittel für einen solchen auf selbständiger Basis zur Verfügung. Nicht zuletzt versicherte er mir, dass die Hisbollah niemals Nicht-Muslime diskriminiere, von denen sich sogar viele innerhalb des Libanesischen Widerstands (Moqawama) befänden. Der Hisbollah selbst können nur Muslime angehören, da diese eine spezifisch muslimische Partei ist.  Auch wäre die Hisbollah nach der Befreiung Südlibanons von den Israelis und deren Marionetten außerordentlich human mit den Angehörigen der sogenannten südlibanesischen Armee verfahren. Diese Ausführungen beeindruckten mich ausreichend, um mich mehr als ein Jahrzehnt damit zu beschäftigen, die Hisbollah, ihre Führer und Schriften eingehend zu studieren. Durch diesen Zufall wurde ich sozusagen zum Studenten des Mittleren Ostens und folglich auch dessen Problems mit Israel.


DS: Die Welt beginnt geopolitisch multipolar zu werden, Russland ist ein maßgeblicher Faktor oder vielleicht sogar ein Gegner der USA in diesem geopolitischen Schachspiel, aber nicht weniger China oder vermutlich auch Indien. Was ist Ihre Prognose hinsichtlich der Machtpolitik in der Welt von morgen?

Zuallererst möchte ich betonen, dass ich, ohne in diesem Rahmen ins Detail gehen zu können, vom Zusammenbruch der anglozionistischen Weltmacht überzeugt bin. Vereinfacht gesagt, sorgt die US-Führung ironischerweise selbst für die Beschleunigung dieses Prozesses. Sie beschuldigen zwar andere um sich herum, sind jedoch selbst diejenigen, die in Wirklichkeit der Auslöser für die unglaubliche Beschleunigung ihres Zusammenbruchs sind. Insbesondere Obama und Trump sind wahrlich unfassbar inkompetente Personen bzw. ernannten eine Vielzahl von inkompetenten Personen. Damit möchte ich nicht sagen, dass dieser Hegemon nicht immer noch sehr mächtig wäre, wenn auch mehr nur aufgrund seiner vergangenen Größe. Daher müssen die widerstrebenden Kräfte (Iran, Russland, China und andere), die eine multipolare Welt anstreben, auch sehr vorsichtig sein. Beispielsweise ist ungeachtet des allgemein schlechten und teils katastrophalen Zustandes der US-Streitkräfte die amerikanische Nukleartriade nach wie vor äußerst funktionstüchtig.

Insofern erlebten wir, dank Trump, noch keinen Krieg im großen Stil zwischen den USA und Russland, weil die USA einen Schritt zurück taten und bislang im Falle Nordkoreas, Venezuelas, Iran, Syrien und des Jemen das Handtuch schmissen. Unter Hillary Clinton, die in Syrien Flugverbotszonen über die syrischen und russischen Streitkräfte verhängen wollte, hätten wir wahrscheinlich diesen Krieg. Aber stellen wir uns nur vor, ein US-Angriff gegen den Iran (ein langersehnter israelischer Traum) würde stattfinden: ich zweifle nicht im geringsten, dass dies den Mittleren Osten zum Explodieren bringen würde und die USA sowie Israel Atomwaffen einsetzen würden – nicht allein, um zu siegen, allein nur um das Gesicht zu wahren. Ich weiß, dies klingt verrückt, aber zahlreiche der amerikanischen und israelischen Aktionen, wie das Sprengen verlassener Gebäude in Syrien, oder die Propaganda der unbesiegbaren israelischen Streitkräfte oder der des besten Militärs aller Zeiten in Bezug auf die USA haben keinen anderen Zweck als eine kranke Form kollektiver Psychotherapie, wie ich es nenne. Man will der amerikanischen und israelischen Öffentlichkeit die Illusion von Macht und militärischer Stärke vermitteln, obgleich in Wirklichkeit die Angehörigen der selbsternannten »Achse der Guten« genau dieselben Probleme aufweisen: Unmengen an teuerster Militärausrüstung und Soldaten, die zwar Experten im Hinmorden hilfloser Zivilisten sind, jedoch keine Kapazität für Bodentruppen, die sich stets als unfähig erweisen. Im Gegenzug dazu verfügen die Feinde der USA (Iran, Russland, Huthis, Hisbollah, Syrien oder die Türkei) über ziemlich starke und kampferprobte Bodentruppen. Aufgrund ihrer Defizite bekommt die »Achse der Guten« mit Ausnahme von militärisch bedeutungslosen symbolischen Schlägen hier und dort auch kaum mehr etwas geregelt.

Die Illusion von Macht

Aus diesen und anderen Gründen glaube ich an den Zusammenbruch des derzeitigen Hegemons in naher Zukunft. Nur könnte das wahrscheinlichste Szenario ein militärisches Desaster sein, vermutlich im Mittleren Osten, gefolgt von einem selbstzerstörerischen Einsatz nuklearer Waffen. Dies würde allerdings einen immensen politischen Tumult innerhalb wie außerhalb der USA erwarten lassen, der einen Währungszusammenbruch des Dollars zur Folge haben könnte – und das wäre das Ende der Weltmacht. Sollte ein solcher Prozeß eintreten, wäre dies kaum mehr aufzuhalten, das Szenario würde sich vermutlich binnen Monaten und nicht Jahren vollziehen. Schlussendlich werden die USA, wie so viele Imperien vor ihnen auch, ihre imperialen Ambitionen aufgeben und versuchen müssen, als »normale« Nation ein erfolgreiches Land zu werden. Ich denke, die USA werden dann die letzte Weltmacht gewesen sein, sie werden nicht durch eine andere ersetzt werden.

DS: Mit Blick auf die polarisierende Situation innerhalb der USA selbst und der Kluft zwischen dem führenden Establishment und dem durchschnittlichen amerikanischen Arbeiter – umgangssprachlich Joe Sixpack genannt – führten sie einmal scherzhaft aus, dass Wladimir Putin, hätte er die Möglichkeit, sogar zum Präsidenten der USA gewählt werden würde. Wie kommen Sie darauf?

Dies mag wenig glaubwürdig für jemand klingen, der außerhalb der USA lebt, aber ich versichere, dass zahlreiche Amerikaner überzeugt sind, es sei Putin, der eigentlich amerikanische Werte vertritt, und das nicht zu unrecht. In vielerlei Hinsicht, wie Respektierung internationalen Rechts, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit oder, zu meinem persönlichen Bedauern, freie Marktwirtschaft, ist Putin mehr »paläokonservativ« als jeder andere US-Politiker. Überdies haben auch diejenigen Amerikaner, die gegen Putin sind, gesehen, dass die vergangenen US-Präsidenten von Niederlage über Misserfolg hin zur Katastrophe und wieder zurück zur Niederlage eilten, wohingegen Putin wahrlich wundervolle Erfolge für Russland erzielte, weshalb auch ursprüngliche Putin-Gegner mittlerweile sagen, man bräuchte einen Kerl wie ihn, um unsere Interessen zu vertreten und nicht diese unfähigen »Loser«, die wir über Jahrzehnte hatten. Selbstredend leugne ich nicht das Gros an Amerikanern, die vollständig gehirngewaschen im Paralleluniversum der anglozionistischen Propaganda leben. Unter den denkenden Amerikanern macht sich jedoch ein großes Maß an Zweifel über die Dämonisierung Putins und Russlands breit.

DS: Von der Politik zur Kultur. Erzählen Sie unseren Lesern doch bitte noch ein wenig über Ihre philosophischen oder religiösen Wurzeln – welche Denkschule und großen Geister sind die Leitsterne für Ihre Lebensgestaltung?   

Kulturell bin ich zu 100 Prozent russisch (mein Vater war zwar Holländer, verließ aber meine Mutter als ich fünf Jahre war, so wuchs ich bei meiner russischen Mutter und deren Familie auf). Zudem bin ich ein traditioneller orthodoxer Christ gemäß der Konzeption des frühen Christentums. Ich bin überzeugt, dass vielschichtige überlappende Identitäten möglich sind. So habe ich zweifellos teilweise Schweizer Züge, wenngleich mich die moderne Schweiz erschreckt und ich das Land und die Gesellschaft vermisse, in der ich dort aufwuchs. Dadurch, dass ich quasi im Herzen Europas (Zürich) geboren wurde und die meiste Zeit in Genf lebte, bin ich natürlich ebenso Europäer. Vor allem fühle ich mich europäisch, wenn ich Schokoladenwein (kein Witz) trinkenden Amerikanern und deren absolut selbstzentrierten Weltsicht ausgesetzt bin. Eigentlich empfinde ich mich aber eher mediterran, da mir diese Kultur näher steht als das Nordeuropäische. Ebenso ist mir aber auch das Lateinamerikanische nicht fremd, nicht zuletzt lebte meine Familie 20 Jahre in Argentinien, und ich liebe deren Natur und Menschen.

Das »Saker«-Medienprojekt erzielt mittlerweile eine millionenfache Reichweite.

In manchen Kulturen werden deine ethnisch-kulturellen Wurzeln durch Landesgesetz definiert oder durch die Blutlinie, aber es gibt auch Kulturen, in denen nicht diese Regeln Anwendung finden, dazu gehört Russland. In Russland handelt es sich nicht um eine Blutfrage oder den Geburtsort, sondern die Annahme russischer zivilisatorischer Weltsicht und des Wertesystems. Russland setzte sich seit jeher multiethnisch zusammen, was nicht heißen soll, dass es in Russland keine auf Immigration zurückzuführende Probleme gäbe. Aber die Mehrzahl der Russen sieht diese Probleme nicht grundsätzlich oder ausschließlich ethnisch bedingt, sondern als immigrationsinherente Probleme eigener Natur.

Mit Blick auf die Religion bin ich persönlich gegen jegliche Form der Ökumene, da ich nicht glaube, dass fundamental unterschiedliche Religionen wie die Orthodoxie und der Islam theologisch kompatibel sind. Jedoch kann ich mir vorstellen, dass Christen und Moslems friedlich Seite an Seite leben können, solange sie die jeweilige Religionsfreiheit des anderen akzeptieren. Jedenfalls ist für ein großes multiethnisches Land wie Russland eine puristische Kulturpolitik ein »Non-Starter« oder das Rezept für einen Bürgerkrieg.

DS:  Herr Raevsky, vielen Dank für das Gespräch!

Gesprächsführung und Übersetzung durch Sascha A. Roßmüller

ZUR PERSON

Andrei Raevsky wurde in Zürich als Sohn eines Holländers und einer Russin geboren und lebte die meiste Zeit seines Lebens in Genf.

1984 absolvierte Raevsky seinen Militärdienst und wechselte später zum militärischen Geheimdienst (UNA) als Sprachenspezialist und war auch einige Zeit für die Schweizer Luftwaffe tätig, bis er in die USA übersiedelte und an der School of International Service seinen BA in Internationalen Beziehung absolvierte sowie seinen MA in Strategischen Studien an der James Hopkins Universität.

Nach seiner Rückkehr in die Schweiz erstellte er für den SND strategische Analysen. Er hatte den Rang eines Technischen Offiziers (gleichrangig zum Major) inne, als er eine Stelle bei der UN im Institute for Disarmament Research (UNIDIR) annahm. Diese gab er allerdings politisch bedingt auf und schulte zum Software-Ingenieur um, wurde jedoch nach dem Zusammenbruch des IT-Sektors arbeitslos und widmete sich im Nebenjob als Übersetzer hauptsächlich der Erziehung seiner drei Kinder.

2007 startete Reavsky dann seinen Blog »The Saker«, ohne damit zu rechnen, welche Reichweite er damit noch erzielen würde.

Mehr lesen

3 Antworten

  1. Der Schuss ging nach hinten los

    Wie Anfang 1918 mit der Kansas-Grippe,
    von USA „Spanische“ genannt.
    Sie wollten gerade diese in einem US-Labor
    (Anthrax-Labor Ames in Iowa ganz in der Nähe)
    fabrizierte biologische Bombe auf Deutschland werfen,
    als sie ihnen noch zu Hause um die Ohren flog.
    Dazugelernt haben die USA in 100 Jahren nichts.
    Oktober 2019 wollten sie dasselbe mit China machen.

    1918 bekamen sie die Gelbe Karte.
    Jetzt dürfte die Rote fällig sein.
    USA AUS.
    EX EST.

  2. Laß ja die Hand los,
    wenn ein großes Rad den Hügel hinabrollt,
    damit dirs nicht den Hals bricht,
    wenn du ihm folgst.

    Das große Rad befindet sich im freien Fall.
    Voraussichtlich im Mai wird es aufschlagen.
    Dann haben wir eine neue Lage.

  3. Die Vorherrschaft Europas in der Geschichte basiert auf dem römischen Reich und seiner Jahrhunderte. Man hat allerdings einmal 752 Jahre abgezogen, sodaß die eigendlichen Jahrhundertwenden die ..48 Jahre sind. Um 1948 begann das US-Amerikanische Weltimperium, um 2048 wird es aufhören! Es hat also seinen Höhepunkt längst überschritten (Dürfte in der Zeit des kalten Krieges gewesen sein) und liegt jetzt in den letzten Zügen.