Wie zahlreiche Nachrichtenagenturen vermelden, hat Marokko die Grenzkontrolle zur spanischen Nordafrika-Enklave Ceuta ausgesetzt. Mindestens 5000 Personen sind daraufhin durchs Mittelmeer in den Außenposten der EU geschwommen.
Stefan Paasche

Der Sturm auf Europa hat neuen Schwung aufgenommen. Von der marokkanischen Stadt Fnideq aus haben tausende Migranten schwimmend oder bei Ebbe am Strand entlang laufend die spanische Nordafrika-Exklave Ceuta erreicht.
Noch nie so viele Menschen auf einmal
So schätzt die Zeitung El País die Lage ein: Es sei wie eine »Autobahn auf dem Meer«. Die meisten der Ankommenden seien Männer, aber es seien auch Frauen und Familien dabei. Weiter schreibt El País, dass das Militär zur Kontrolle von Ceuta nach der Einreise von fast 6.000 Einwanderern eingesetzt worden sei. Am heutigen frühen Morgen hätten es weitere »fast hundert Sub-Sahara-Leute« geschafft, den Zaun zu umgehen. Auch in der Stadt Tanger sollen sich Migranten aus Ländern südlich der Sahara auf in Richtung Ceuta in Bewegung gesetzt haben. In zahlreichen Medien kann man – wie eigentlich immer – viel Verständnis für die Belange der Einwanderer lesen. Arbeitslosigkeit »wegen Corona« soll ein Grund sein, ergänzt um Meldungen über zu beklagende Todesopfer.
Als möglichen Grund für die Tatenlosigkeit der marokkanischen Polizei nannten spanische Medien die Verärgerung der Regierung in Rabat darüber, dass Spanien die medizinische Behandlung des Chefs der Unabhängigkeitsbewegung Polisario für Westsahara, Brahim Ghali, erlaubt hat. Er wird seit April in einem spanischen Krankenhaus wegen einer Corona-Erkrankung behandelt. Die Regierung in Madrid hatte humanitäre Gründe geltend gemacht.
Rasche Abschiebung?
Angeblich will Spanien die ungebetenen Gäste rasch wieder abschieben. Dem stehen aber einige Fakten entgegen. So sollen sich unter den aktuell angelandeten Personen 1500 Minderjährige befinden, die nach der gesetzlichen Lage nicht abgeschoben werden dürfen. Das dürfte dann sicher auch für mitgereiste Eltern oder Geschwister gelten – wer will schon gern Familien trennen? Wie dürfen auch nicht vergessen, dass »Hilfsorganisationen« regelmäßig die Justiz einschalten. Erst kürzlich hatte ein Richter für die Kanaren entschieden, dass Migranten nach der Registrierung aufs Festland weiterreisen dürfen. Das ist übrigens auch in Ceuta oder Melilla regelmäßig der Fall. Das nur für 200 Personen ausgelegte Auffanglager in Ceuta dürfte zudem bald Bilder liefern, wie wir sie von den griechischen Inseln kennen. Die Folgen sind bekannt.
Weiterführende Informationen:
Kanaren: Richter erlaubt Weiterreise
Der Sturm auf Europa und sein Preis
Personen ohne Aufenthaltspapiere (“Sans-Papiers”) erhalten Aufenthaltsbewilligung
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