Das Szenario kommt einem bekannt vor: Die vom „Streetart-Künstler“ Banksy finanzierte und aktuell vor Sizilien liegende „Louise Michel“ ruft um Hilfe. Es befinden sich 219 Menschen an Bord des Schiffes, dazu kommen 33, die sich in einer Rettungsinsel befinden.
Wie immer lehnen die zuständigen Behörden es zunächst ab, die illegalen Einwanderer aufzunehmen. Dann wird aber doch ein Patrouillenschiff losgeschickt, das 32 Frauen, 13 Kinder, 4 Männer und einen Toten von Bord holt. Weitere 150 Personen nimmt die in der Nähe kreuzende „Sea-Watch 4“ auf.

Auf die Idee, die vor der libyschen Küste aufgesammelten (offiziell „geretteten“) Afrikaner in die nächste Hafenstadt zu bringen, ist – ebenfalls wie immer – niemand gekommen. Alle sollen nach Europa!
Wie gewohnt fordern nun internationale Organisationen ein Einlenken der Behörden. Den Migranten auf der „Louise Michel“ und auf der „Sea-Watch 4“ müsse es gestattet werden, sofort an Land zu gehen, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der Internationalen Organisation für Migration (IOM) und des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR.
Es ist nun nur noch eine Frage der Zeit, bis alle Reisenden das Ziel ihrer Wünsche erreichen werden. Italiens linke Regierung wird um „Hilfe“ bitten und Horst Seehofer und eventuell noch einige weitere seiner Kollegen in der EU werden eine bestimmte Anzahl Personen aufnehmen. Dann kann das Spiel von vorn beginnen – falls die italienischen Behörden die selbstlosen Schlepper und ihre Schiffe nicht zeitweilig an der Abreise hindern.
Bis dahin werden die „kriminellen“ Schlepper in Nordafrika ihre Kundschaft auf eigene Faust an die Europäischen Küsten bringen – bis sich vielleicht ein anderer Millionär finden, der das nächste Schiff ausrüstet.
Die eingangs gestellte Frage, ob es sich bei der Seenotrettung im Mittelmeer um ein Drama oder doch nur Schmierentheater handelt, dürfte jeder Leser für sich selbst beantworten können! (sp)
