Wie Herbstlaub fallen alte Freunde von mir ab.
Jahrzehntelanges Dulden, Festhalten, Übersehn
Mag eines Tages nicht mehr gehn.
Der Stengel ruckelt, lockert sich
Und eh man sich versieht
Fällt ein weitres Blatt
Gleitet zu Boden
… weg.
Mein Stamm steht weiter.
Verwundert reibe ich die Augen
Schaue gen Himmel
Und sehe – befreit von alten Lasten – das Licht.
Nackt sollte ich mich fühlen
Doch schon kitzeln mich neue Knospen
Und kleiden mich in frisches Grün
Verheißungsvoll streift der Wind durch mein schimmerndes Gewand.
Am Boden verrottet das alte Laub
Dumpfer Geruch breitet sich aus
Begierig saugen meine Wurzeln die Reste auf
Noch grüner wird meine Krone und Blüten platzen auf.
Weit strecke ich meine Arme aus
Ich wachse weiter
Mit jedem Abschied wird es leichter.
Elleulin, im Februar 2024
Erstveröffentlichung: beischneider.net