Milliardäre erklären Millionären wie die Allgemeinheit zu leben hat

Weltwirtschaftsforum 2021 – The Great Reset

Sascha A. Roßmüller

Anders als üblich findet der Austausch des globalen Politik- und Hochfinanzestablishments im Rahmen des Weltwirtschaftsforums (WEF) vom 25.-29. Januar nicht im Schweizer Skiort Davos, sondern virtuell statt. Im Mai soll das Forum in Singapur als physisches Treffen nachgeholt werden. Ob die Teilnehmer bis dahin geimpft sind, sei einmal dahingestellt. Das Weltwirtschaftsforum selbst spricht von 1500 Führungspersönlichkeiten aus mehr als 70 Ländern aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, die an dem virtuellen Gipfeltreffen der selbsternannten globalen Elite teilnehmen. Besonderes Augenmerk legt das Forum in diesem Jahr auf Asien, wo mittlerweile mehr als 50 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung erarbeitet werden. Nicht zuletzt deshalb sprachen neben dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping und Indiens Premierminister Narendra Modi sprachen auch Japans neuer Premier Yoshihide Suga zu den Konzernmanagern der Global Player.

Ende der Normalität

Zur diesjährigen offiziellen WEF-Agenda gehörten die fünf Themenschwerpunkte industrielle Transformation durch neue Technologien, die Auswirkungen der digitalen Revolution auf Unternehmen und Arbeitsmarkt, die Verbesserung der globalen Zusammenarbeit und die Frage, wie Volkswirtschaften resilienter gegen künftige Krisen gemacht werden können. Brisant war dieses Forum v.a. deshalb, weil WEF-Gründer Klaus Schwab, der mit seinem letztjährigen Buch „The Great Reset“ auf nicht wenig Skepsis stieß, seine Erwartung mit auf den Weg gab, von den Wirtschaftsführern eine deutlich „aktivere Rolle“ bei dem großen Neubeginn nach der Pandemie zu erwarten. Die Fokussierung auf die Wirtschaftsführer lässt nach der entsprechenden demokratischen Legitimation fragen für den Reset, der scheinbar voraussetzt, die Menschen würden ihre „alten Normalität“ wie selbstverständlich aufgeben wollen. In Schwabs o.g. Buch liest sich dies (Übersetzung aus der englischen Auflage) wie folgt:

„Zum Zeitpunkt des Abfassens dieses Artikels (Juni 2020) verschlimmert sich die Pandemie weltweit weiter. Viele von uns fragen sich, wann die Dinge wieder zur Normalität zurückkehren werden. Die kurze Antwort lautet: niemals. Nichts wird jemals zu dem ‚kaputten‘ Gefühl der Normalität zurückkehren, das vor der Krise herrschte, weil die Coronavirus-Pandemie einen fundamentalen Wendepunkt in unserer globalen Entwicklung markiert.“

WEF-Gründer Klaus Schwab

Globaler Regime Change

Auf seiner Homepage verkündet das WEF unter anderem, dass die Pandemie systemische Veränderungen beschleunigt habe, die bereits vor ihrem Beginn erkennbar waren. Die Verwerfungen, die sich im Jahr 2020 abzeichneten, erschienen nun im Jahr 2021 als kritische Scheidewege. Die Zeit wichtige Entscheidungen zu treffen, rücke schnell näher, da die Dringlichkeit, die Systeme zu reformieren, weltweit zunähme. Was soll dies bedeuten – einen globalen Regime Change? Auffällig ist auch, dass an der einen Stelle davon gesprochen wird, „Systeme zu reformieren“ und an anderer Stelle mitgeteilt wird, es wären in den in den letzten zehn Jahren wichtige Schritte unternommen worden, um die Widerstandsfähigkeit der Systeme zu stärken. Ist dieser Reset kein Neustart, sondern nach dem Sichtbarwerden der Mängel einer Überglobalisierung, ein Rücksetzen, um eine antiglobalistische, multipolare, regionalistische Kehrtwende zu verhindern? Nach außen wird der Great Reset als eine Verbesserung des Kapitalismus verpackt, wodurch die Protagonisten eine nichtkapitalistische Alternative von vornherein bereits ausklammern, womit wir wieder bei der verhängnisvollen Botschaft der Alternativlosigkeit wären. Sinnvoller wäre das Ziel einer Verbesserung der Marktwirtschaft, dahingehend, dass diese nicht länger kapitalistisch verseucht ist, ohne kommunistisch-planwirtschaftlich zu werden. Doch ist dies von einem Forum zu erwarten, auf dem überwiegend Milliardäre angetreten sind, um Millionären zu erklären, wie die kleinen Leute zu leben hätten? Vermutlich kaum.

Die Kanzlerin hatte nicht viel mehr als Allgemeinplätze zu bieten.

Wladimir Putin und Xi Jingping

Ungeachtet des finanzwirtschaftlichen Lobby-Charakters des Forums traten aber natürlich auch wieder namhafte Staatsoberhäupter auf. Der Auftritt Angela Merkels blieb allerdings, wie unschwer zu vermuten, in einem Ausmaße farblos und altbekannt, dass man es sich erlauben kann, nicht näher darauf einzugehen. Mit Wladimir Putin und Xi Jinping traten die beiden bedeutsamsten Politiker auf, die eindeutig nicht der westlichen Politkaste zuzurechnen sind. Betreffend der soziopolitischen Herausforderungen warnte der russische Präsident Wladimir Putin, dass das globale Sicherheitssystem der Welt verfalle und verglich die gegenwärtige Lage mit den 1930er Jahren. Überdies machte der russische Staatschef auf den überhand nehmenden Einfluss digitaler Giganten in der modernen Gesellschaft aufmerksam, die – wie Putin zutreffend feststellte – nicht mehr nur Wirtschaftsriesen seinen, sondern in einigen Bereichen bereits de facto mit den Staaten konkurrieren würden. Insbesondere forderte Wladimir Putin die europäischen Partner auf, die Phobien der Vergangenheit zu beseitigen, die die Zusammenarbeit mit Russland behindern.

(Screenshot)

Nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Spannungen zwischen China und den USA, zumal selbst der Biden-freundliche US-Sender CNBC bemerkte, dass 2021 vermutlich mehr das Jahr Xi´s als das Bidens sein werde, war natürlich gespannt auf Xi´s Rede zu achten. Immerhin proklamiert China trotz Corona für 2020 ein BIP-Wachstum von 2,3 Prozent. Aus nationaler und multipolarer Perspektive waren nachfolgende Aussagen Xi´s beachtenswert: „Keine zwei Blätter auf der Welt sind identisch, und keine Geschichten, Kulturen oder sozialen Systeme sind gleich. Jedes Land ist einzigartig mit seiner eigenen Geschichte, Kultur und seinem sozialen System, und keines ist dem anderen überlegen […] Die unterschiedlichen Geschichten, Kulturen und sozialen Systeme sind so alt wie die menschlichen Gesellschaften, und sie sind die inhärenten Merkmale der menschlichen Zivilisation […] Unterschiedlichkeit an sich ist kein Grund für Alarmismus. Was jedoch Alarmismus auslöst, ist […] der Versuch, der menschlichen Zivilisation eine Hierarchie aufzuerlegen oder anderen die eigene Geschichte, Kultur und das eigene Sozialsystem aufzuzwingen […] Wir sollten für einen fairen Wettbewerb eintreten, so wie man auf einem Rennplatz um die beste Leistung konkurriert und nicht wie in einer Wrestling-Arena gegeneinander antreten […]“

(Screenshot)

Dem mag man zustimmen, solange sich China auch in der Praxis als der Multipolarität verschriebene Regionalmacht versteht und nicht danach trachtet, letztendlich eine Pax Americana durch eine Pax Sinica zu ersetzen – egal ob auf militärischem oder wirtschaftlichem Wege.

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