Libanon: Folgt der Druckwelle eine millionenfache Auswanderungswelle?

Im Libanon leben schätzungsweise vier Millionen Einwohner und zwei Millionen Flüchtlinge. Nach der verheerenden Explosion im Hafen droht nun Lebensmittelknappkeit, da auch ein Getreidespeicher zerstört wurde. Die gewaltsamen Proteste auf den Straßen Beiruts gegen die allseits herrschende Korruption dürften berechtigt sein, machen die Lage aber auch nicht besser. „Wir wollen hier nur noch weg“ schrie ein Demonstrant in das Mikrofon eines Journalisten. Er dürfte nicht der Einzige sein, der darin die Lösung seiner Probleme sieht. (sp)

Beirut; Quelle

Einen Überblick über die Entwicklung der letzten Tage gibt unser Autor Christian Schwochert:

Gewaltige Explosion in Beirut

Zwischen 250.000 und 300.000 Einwohner haben durch die Megaexplosion in Beirut ihre Unterkünfte verloren. Hinzu kommen laut Tagesschau.de mindestens 154 Toten und mehr als 6000 Verletzte. Die Explosion hat laut Behörden fast die Hälfte der Stadt beschädigt. Große Teile des Hafens wurden vollständig zerstört und auch angrenzende Wohngebiete wurden stark beschädigt. Die genaue Ursache der Detonation ist nach offiziellen Quellen nach wie vor unklar. Experten warnen unterdessen vor den Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes, die seit Monaten ohnehin unter einer der schwersten Krisen in der Geschichte des Landes leidet. Diese Katastrophe hat inzwischen auch politische Folgen, denn nach dem Vorfall kam es zu großen Demonstrationen und die libanesische Regierung gibt dem Druck der Straße nach. Bei diesem Druck kam es zu massiven Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten in Beirut. Ein Polizist wurde dabei nach Angaben der Sicherheitskräfte getötet. 250 Menschen wurden dem libanesischen Roten Kreuz zufolge verletzt.

Neuwahlen?

Der Premierminister Hassan Diab und sein Kabinett werden zurücktreten, teilte der Gesundheitsminister mit. Zuvor hatten mehrere Minister ihre Ämter niedergelegt. Die Explosion, welche diese Krise auslöste, wurde aller Wahrscheinlichkeit nach durch etwa 2.750 Tonnen der Chemikalie Ammoniumnitrat ausgelöst, die jahrelang unsachgemäß im Hafen gelagert worden sein soll. Die Ermittlungen zur genauen Ursache der Katastrophe laufen noch. Die Frage, die sich Deutsche Stimme-Leser nun natürlich stellen werden, lautet: „Was bedeutet das für Deutschland?“

Löst Geld die Probleme?

Nun, eine internationale Geberkonferenz hat Geld für den Libanon gesammelt. Außenminister Heiko Maas (SPD) sagte zusätzliche Hilfe aus Deutschland zu. Das heißt, Deutschlands Steuerzahler dürfen mal wieder zahlen, wobei wie immer fraglich ist, ob das Geld wirklich bei den notleidenen Menschen ankommt? Tatsache ist aber: Die Menschen könnten ihre Häuser nicht wieder aufbauen, weil ihnen das Geld fehlt. Außerdem ist der Hafen in Beirut die Lebensader des Landes. Da dort unter anderem Getreidesilos zerstört worden sind, muss das Land jetzt mit Hunger und Engpässen bei Brot rechnen. Nimmt man diesen Fakt und kombiniert ihn mit der Tatsache, dass der Libanon jede Menge Asylanten aus Syrien aufgenommen hat, kommt man natürlich schnell zu der Frage wohin die Asylanten nun, wo es im Libanon Probleme gibt, als Nächstes hingehen werden?

Die BRD-Regierung dürfte diese Frage mit einem Gutmenschenlächeln rasch beantworten, sobald sie sich stellt. Die Gelegenheit dafür könnte es bald geben, denn dass Diabs Ankündigung die Wut der Menschen besänftigen kann glauben nur Wenige. Viele Libanesen klagen, Wahlen hätten bisher an den realen Machtverhältnissen im Land wenig verändert. Das dürfte vielen Deutschen bekannt vorkommen.

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