In der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber (ZASt) in Halberstadt leben derzeit 839 Bewohner. Seit dort mehrere Insassen positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden waren, steht das Haus unter Quarantäne.
Vielen Neubürgern fehlt nicht nur jegliches Verständnis für die angeordneten Maßnahmen – auch sonst sind sie mit ihrer Situation sehr unzufrieden. Tumulte und ein Hungerstreik sind die Folgen.
Laut MDR kam es zwischen Bewohnern des Heims und dem Sicherheitspersonal am gestrigen Sonnabend zu einer Auseinandersetzung. Dabei wurde einer der aufgestellten Quarantänezäune umgerissen. Mannschaftswagen der Polizei mussten anrücken. Rund 50 Polizisten stehen seither vor der Unterkunft.
Laut Polizei liegen Anzeigen wegen Körperverletzung sowohl von den Bewohnern der ZASt , als auch vom Wachpersonal vor. Die Ermittlungen laufen. Während der Tumulte ist auch ein Feueralarm ausgelöst worden. Die Feuerwehr rückte aus, konnte aber keinen Brand feststellen.
Unterstützerkreisen zufolge fordern die 100 bis 150 Revoltierenden unter anderem eine „bessere Versorgung mit Hygieneartikeln sowie mit Essen“. Ein Bewohner der ZASt meinte ebenfalls, die Versorgung mit Essen sei mangelhaft und es gebe zu wenig Hygieneartikel wie Seife oder Desinfektionsmittel. Ebenso würden Klopapier und Zahnbürsten für die Kinder fehlen.
Das Landesnetzwerks Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (LAMSA) hat inzwischen zu Geld- und Sachspenden aufgerufen, um selbst Produkte zur Verfügung zu stellen. Das Landesverwaltungsamt hat umgehend zugesichert, die Versorgung für die Bewohner der ZASt zu verbessern.
Welche medizinischen Folgen das Niederreißen der Zäune zwischen den Wohnblöcken C und D hat, sei derzeit noch nicht abzusehen, so Denise Vopel, Sprecherin des Landesverwaltungsamtes. Dadurch seien die Quarantänebemühungen erst einmal hinfällig, weil sich Bewohner aus beiden Blöcken getroffen haben.
Sebastian Striegel, innenpolitischer Sprecher der Grünen im Landtag von Sachsen-Anhalt forderte inzwischen, die seelische Gesundheit der Bewohner im Blick zu behalten. Das sei „staatliche Pflichtaufgabe.“ (sp)