Im Streit um mögliche Plagiate in ihrer Promotion hat Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) laut einem Medienbericht auf tagesschau.de jetzt Konsequenzen gezogen und verzichtet auf ihren Doktortitel.
Giffey meinte, die Arbeit „nach bestem Wissen und Gewissen“ verfasst zu haben, aber sie möchte angeblich ihre Dissertation nicht „weiter zum Gegenstand politischer Auseinandersetzungen“ machen. Das klingt nicht gerade so, als ob sie ihr Fehlverhalten eingesehen hätte. Das wäre für eine Sozialdemokratin auch mehr als ungewöhnlich. Vielmehr war wohl der politische Druck zu hoch, was auch aus ihrem Brief an den Präsidenten der Freien Universität Berlin hervorgeht.
Dort schrieb sie laut der WAZ: „Um weiteren Schaden von meiner Familie, meiner politischen Arbeit und meiner Partei abzuwenden, erkläre ich, den mir am 16. Februar 2010 von der Freien Universität Berlin mit der Gesamtnote ‚magna cum laude‘ verliehenen Titel Dr. rer. pol. ab sofort und auch zukünftig nicht mehr zu führen.“

Die Universität hatte unterdessen angekündigt, die Arbeit erneut einer Überprüfung zu unterziehen, da ein minderschwerer Fall „im Schlussbericht des Prüfgremiums nicht dargetan worden“ sei und deshalb erneut geprüft werden müsse. Prüfer hatten an mehreren Dutzend Stellen der Promotions-Arbeit „objektive Täuschung“ festgestellt.
Der Internetseite VroniPlag zufolge wurden auf 76 von 205 Seiten Plagiatsfundstellen dokumentiert. Dies entspricht den Netzaktivisten zufolge einem Anteil von 37,1 Prozent aller Seiten. Mit einem Rücktritt von allen politischen Ämtern ist bei Franziska Giffey wohl nicht zu rechnen; das tun für gewöhnlich nur Konservative. Man denke an den Skandal rund um Karl-Theodor zu Guttenberg. Wobei die Medien bei Giffey, anders als bei zu Guttenberg keinen so großen Alarm machen.

Das scheinen auch die Leser von tagesschau.de zu denken. So schrieb einer von ihnen zu dem Thema, das seien „ganz neue Töne. Die Familienministerin Giffey verzichtet auf ihren Doktortitel. Andere EX Minister/in hat man in der Luft zerrissen und ihnen den Rücktritt nahe gelegt. Kluge Entscheidung auf den Verzicht des Doktortitels, erspart den Rücktritt!!!“ [sic] Ein anderer Kommentator bezeichnet Giffey und ihren Mann als „Betrügerehepaar“ und weist auf folgendes hin: „Ihr Mann (wurde) wegen Betruges aus dem Beamtenverhältnis entlassen (amtliches Gerichtsurteil) und sich selbst einen akademischen Grad zu erschleichen ist sicherlich nicht minder verwerflich.“
Und weiter: „Persönliche Konsequenzen? natürlich nicht! Noch Fragen bezüglich der Politik(er) Verdrossenheit?“ [sic]
Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.
Christian Schwochert
Weiterführende Informationen:
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