Meinung: Rechte Binnensolidarität statt pseudoseriöse Besserwisserei
Ich möchte mich in diesem Text gar nicht mit der Frage befassen, ob die Darstellung von Adreas Jurca (AfD) richtig oder falsch ist oder pseudopolizeiliche Ermittlungen anstellen und auf Spurensuche gehen. Seinen Angaben zufolge, denen ich Glauben schenke, bis das Gegenteil bewiesen ist, wurde er Opfer eines heimtückischen Überfalls, in dessen Folge Jurca schwere Verletzungen davongetragen hat, die auf Bildern, die seit Tagen hundertfach umhergeistern, zu sehen sind.
Olaf Lautenschläger
Ebenso lange geistert die Frage in den sozialen Medien umher, ob die Darstellungen wahr sind, oder ob Jurca den Tathergang bewusst falsch beschreibt. Angestoßen wurden diese Debatten, es wird niemanden verwundern, von Gegnern der AfD. Seither werden Erklärungsmuster für die Art der Verletzung und der Aussagen gegeneinander in Stellung gebracht. Dass die Anhänger der AfD sogleich mit Solidaritätsbekundungen auf Facebook, Twitter und andernorts aufwarteten, ist klar. Auch aus anderen Parteien kamen Solidaritätsbekundungen und Genesungswünsche. So auch vom Parteivorsitzenden der HEIMAT, Frank Franz, der auf Twitter schrieb: »Ich wünsche schnellstmögliche Genesung und hoffe, dass auch mental möglichst wenig hängen bleibt.«

Ein Begleitphänomen ist aber nicht minder wichtig und erwähnenswert, worum es mir eigentlich geht. Auch Anhänger des eigenen Lagers, zumindest aber milieunahe Protagonisten, sahen sich veranlasst, die Aussagen Jurcas in Zweifel zu ziehen. Ein Verhalten, das selbstverständlich innerhalb der eigenen Blasen Empörung hervorrief. Den bisherigen Gipfel der Empörung löste die Junge Freiheit mit einem Artikel vom 15. August 2023 unter dem Titel »Die Merkwürdigkeiten im Fall Andreas Jurca« aus (1). Absatzweise werden darin Darstellungen und echte oder vermeintliche Ungereimtheiten gewälzt, die den Eindruck vermitteln, dass die Aussagen Jurcas mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit falsch sein könnten und sich der Vorfall ganz anders zugetragen haben könnte.

»Psychologische Kriegsführung gegen das eigene Lager«
Journalistisch ist diese Vorgehensweise nicht mal anzukreiden. Die Frage nach der Sinnhaftigkeit muss allerdings schon gestellt werden. Selbst wenn man an der Glaubwürdigkeit Jurcas zweifeln möchte und Bauchschmerzen mit seinen bisherigen Aussagen hat, wäre es womöglich sinnvoller zu schweigen, um dem politischen Gegner nicht unnötigen Auftrieb zu geben. Sollte sich herausstellen, dass sich der Tathergang anders ereignete, bricht niemandem ein Zacken aus der Krone, das zu berichten. Bis zur endgültigen Aufklärung gilt jedoch die Aussage des Betroffenen und nicht die Vermutung des politischen Gegners. Es mag banal scheinen. Aber sich in einer solchen Situation an die Seite des Gegners zu stellen und seiner Propaganda Vorschub zu leisten, ist nicht weniger als psychologische Kriegsführung gegen das eigene Lager.
Wir erinnern uns an die Fälle der sogenannten Hammerbande und der Verhandlung im Falle Lina Engel. Selbst vermeintlich bürgerliche Linke waren tagelang bemüht, die brutalen Anschläge auf Leib und Leben der Opfer zu relativieren und schön zu reden.

Ist gegen »Nazis« jedes Mittel recht?
Hinzu kommt der Umstand, dass wir in einer dauerhaften Defensive sind, in der wir uns keine Zugeständnisse an den Gegner erlauben können. Der Staat hat Gewalt gegen Andersdenkende, insbesondere gegen Rechte, mit zu verantworten, indem er den Kampf gegen Rechts zu einer Art Staatsräson erklärt hat und die Bekämpfung des politischen Gegners subtil legitimiert. Das Befeuern der Ansicht, gegen »Nazis« sei jedes Mittel recht und legitim, werden extremistische und terroristische Gruppen wie die Hammerbande bestärkt. Viele Recherchen zeigen zudem, dass es Unterstützer und Befürworter bis in die politischen Parteien und Parlamente gibt. Das ist der eigentliche Skandal. Gewalt, bis hin zu schwerer Körperverletzung und Mord, werden im Kampf gegen Rechts relativiert. Das Blut der Opfer klebt auch an den Händen der Vertreter des politischen Kartells, das den Nährboden bereitet hat, in dem sich Gruppen bilden konnten, die über Leichen gehen.

Vor diesem Hintergrund darf es, gleich welcher Partei man nahesteht und welcher Strömung man auch angehört, keine Zugeständnisse an dieses Kartell geben. In solchen Situationen erklärt man seine Solidarität – oder man schweigt.